In dieser Ausgabe · In questa edizione

• Sabrina Maag – Ursula Reuter-Mayring – Birgit Ulmer •


PID: http://hdl.handle.net/21.11108/0000-0007-F983-C
[Versione italiana]

Zwei thematische Schwerpunkte bilden das Grundgerüst der diesjährigen Ausgabe von Horizonte – Neue Serie/Nuova serie. Zum einen befassen wir uns mit dem ‹Schreiben in einer anderen Sprache›, d. h. also jenem literarischen Schreiben, das sich nicht in der Muttersprache vollzieht. Ilva Fabiani stellt uns dazu Jhumpa Lahiri vor, eine US-amerikanische Autorin indischer Abstammung, die auch einige ihrer Werke auf Italienisch verfasst hat. Fabiani fragt dabei: Wie kommt die Autorin dazu, literarische Texte auch in einer anderen Sprache als der Muttersprache zu verfassen? Durch welche Eigenheiten oder Besonderheiten zeichnen sich ihre Texte aus, und wie können durch diese spezielle Reize entstehen, die nicht zuletzt auch die ‹nationale› Literatur der gewählten Sprache beeinflussen? Zudem erläutert sie in ihrem Beitrag, warum italienische Texte, die von nicht-muttersprachlichen Autorinnen und Autoren verfasst werden, für den Unterricht, sei es im Fach «Italienisch» im italienischen Schul- und Universitätsbetrieb sei es in den Bereichen, in denen «Italienisch als Fremdsprache» unterrichtet wird, sinnvoll verwendet werden können. In diesem Zusammenhang weisen wir gerne ergänzend auf den Band Introduzione alla letteratura degli scrittori italiani in Germania1 hin: Der zum Thema interkulturelle Literatur ausgewiesene Carmine (Gino) Chiellino gibt mit diesem Band Materialien an die Hand, mit denen literarische Arbeiten von in Deutschland schreibenden italienischen Autorinnen und Autoren in ihrem spezifisch interkulturellen Charakter rezipiert werden können. In der vorliegenden Ausgabe von Horizonte geht Chiellino in seinen Rezensionen der Werke von Cesare De Marchi und Connie Guzzo-McParland diesen Aspekten noch einmal nach. Dem Dichter, Essayisten und Wissenschaftler Chiellino selbst und seinen Überlegungen zum interkulturellen Schreiben können Leserinnen und Leser von Horizonte schließlich im Film von Antonio D’Alfonso Conversazione con Gino Chiellino begegnen.

Erweitert wird das Thema ‹Schreiben in einer anderen Sprache› im Interview von Simonetta Puleio mit Pap Khouma, einem im Senegal geborenen Schriftsteller und Journalisten: Er erzählt von den Erfahrungen eines Migranten, der zum Autor wurde, der in ‹anderer Sprache› schreibt, von der Literatur der jungen «italofoni nuovi» und von dem Abenteuer Dante nach Afrika ‹überzusetzen›. Im Interview sagt Khouma über seine Anfänge in Italien: « […] eravamo un’Italia politicamente diversa». Jahrzehnte später, im Herbst 2022, erklärt Horizonte seine Solidarität mit demjenigen Italien, das sich weiterhin mit Interesse und Menschlichkeit dem Anderen zuwendet statt zu versuchen, eine ‹nationale Identität› auf fatalen Ideen der Vergangenheit zu gründen. Aufmerksam und mit Sympathie blickt Horizonte auch in Zukunft auf poetisches und linguistisches «In altre parole»; unsere Leitlinie bleibt es, den Blick zu weiten, anstatt Blockaden zu errichten. Abgerundet wird dieser Themenkomplex schließlich durch hier erstmals veröffentlichten Gedichte von Fawad e Raufi, der in Kabul geboren wurde und seine Kriegs- und Fluchterfahrungen in Texten und Gedichten in italienischer Sprache be- und verarbeitet, sowie einer Auswahl von zum ersten Mal ins Deutsche übersetzten Gedichten des vielfach ausgezeichneten Autors Cheikh Tidiane Gaye.

Zum anderen widmen wir uns in dieser neuen Ausgabe von Horizonte Pier Paolo Pasolini, der im vergangenen März 100 Jahre alt geworden wäre: Angela Oster präsentiert in ihrem prägnanten Beitrag den italienischen Intellektuellen, der «nichts von seiner Brisanz, Brillanz und Bedeutung» verloren hat, in seiner weniger bekannten Rolle als Journalist; sie zeigt auf, wie und wo dessen Vorstellungen zur Rolle der Poesie in der modernen Welt auch in diesen Kontexten Raum einnehmen. Begleitend und ergänzend finden sich Überlegungen und Lese-Anregungen in einer Doppelrezension von Pascal Oswald zu zwei Neuerscheinungen anlässlich des Pasolini-Jahres.

Die Poetik von Giovanni Giudici, deren Kriterien auf in einiger Hinsicht ähnlichen Fundamenten gründen wie diejenige von Pasolini, stellt Felicitas Böshagen in ihrer Untersuchung des Spätwerks des Lyrikers vor.

Berührungspunkte gibt es auch zwischen den Artikeln von Meta Lenart-Perger zum historischen Roman in Italien und von Paul Schäufele, der sich mit der Rezeption Giambattista Vicos durch Erich Auerbach und Carlo Ginzburg befasst. Bei beiden geht es um – in Sprache gefasste, erzählte – historische Wirklichkeit(-en) und wie wir sie als solche verstehen können: Wie entwickelten Auerbach seine «Philologie der Weltliteratur» aus der Auseinandersetzung mit Vicos Entwurf einer philologisch vorgehenden Interpretation von Menschheitsgeschichte heraus und Ginzburg seinen geschichtswissenschaftlichen Ansatz der microstoria? Und wie verfahren zeitgenössische italienische Autorinnen und Autoren im seit einigen Jahren «wiederentdeckten» Genre des historischen Romans, um mit Konzepten einer eindimensionalen historischen Wahrheit, wie sie u. a. auch Ginzburg überwunden hat, zu brechen?

Alberto Giorgio Cassani schreibt in einem kurzen Abriss über Wim Wenders’ Erzählen in (Film-)Bildern und sein besonderes Interesse daran, wie Orte selbst Wirklichkeiten, veränderbar in der Zeit, ‹erzählen› und wie dies in vermittelten Bildern festgehalten und weitergeben werden kann.

Geplant war in dieser Ausgabe außerdem ein Beitrag von Vincenzo Gueglio zu Guido Gozzano (1883–1916), der jedoch durch den unerwarteten Tod des Autors am 11. April dieses Jahres leider nicht mehr abgeschlossen werden konnte. Franca Janowski stellt eines der letzten Bücher von Vincenzo Gueglio in einer Rezension vor und würdigt den Autor. Zu wissenschaftlichen (Alessandro Di Chiara über Giuseppe Parini, Giulia Agostini über neueste Literaturtheorie) sowie literarischen (Iris Origo, Emanuele Trevi) Neuerscheinungen aus den vergangenen zwei Jahren bietet unsere neue Ausgabe weitere kritische Analysen.

In der Abteilung «Literarische Stimmen» werden die bereits erwähnten Gedichte von Fawad e Raufi und Cheik Tidiane Gaye durch Auszüge aus drei Gedichten von Laura Fusco ergänzt, die von sozialen und ökologischen Themen geprägt sind und hier vorab erstmals in deutscher Übersetzung von Ulrike Schimming veröffentlicht werden. Zudem präsentieren wir zwei Prosatexte von Ester Ferrara und Giampiero Tosti, die unterschiedlicher kaum sein könnten: einer ernst und nachdenklich, der andere heiter und mit einem Augenzwinkern.

Für das Titelbild hat uns dieses Mal Maria Maier eines ihrer Werke zur Verfügung gestellt, wofür wir herzlich danken. Mit ihren Arbeiten, die die fotografisch erfasste Wirklichkeit mit Mitteln der Malerei erweitern und fortführen, regt sie zu genauerem Hinsehen und Reflektieren an und ermöglicht so das Erkennen weiterer Realitäts-Schichten.

Auch im Hintergrund gibt es immer einmal Bewegung – so heißen wir Ilva Fabiani herzlich in der Redaktion von Horizonte willkommen. Und schließlich bedanken wir uns für die zugesandten Bücher und Rezensionsexemplare.

Den Leserinnen und Lesern von Horizonte wünschen wir wieder anregende Lektüren

… e non finisce qui …

die Herausgeberinnen

Due tematiche costituiscono l’ossatura di base dell’edizione di quest’anno di Horizonte – Neue Serie/Nuova serie. In primo luogo, ci occupiamo della ‹scrittura in un’altra lingua›, cioè della scrittura letteraria che non avviene, come è consueto, nella lingua madre. Ilva Fabiani ci presenta Jhumpa Lahiri, autrice americana di origine indiana che ha scritto alcune delle sue opere in italiano. Fabiani si chiede: come mai l’autrice scrive in una lingua diversa da quella materna? Quali sono le peculiarità o le caratteristiche dei suoi testi e come possono queste influenzare in modo diverso anche la letteratura ‹nazionale› della lingua scelta? Nel suo contributo, l’autrice spiega inoltre perché i testi italiani scritti da autori non madrelingua potrebbero essere utilizzati nell’insegnamento dell’italiano e dell’italiano come lingua straniera. A questo proposito, vorremmo segnalare il volume Introduzione alla letteratura degli scrittori italiani in Germania2: con questo volume, Carmine (Gino) Chiellino, esperto di letteratura interculturale, fornisce materiali attraverso i quali le opere di autori italiani residenti in Germania possono essere comprese nel loro specifico carattere interculturale. In questo numero di Horizonte, Chiellino esplora nuovamente questi aspetti nelle sue recensioni dei lavori di Cesare De Marchi e Connie Guzzo-McParland. I lettori di Horizonte possono incontrare il poeta, saggista e studioso Chiellino e riflettere con lui sulla scrittura interculturale nel documentario Conversazione con Gino Chiellino di Antonio D’Alfonso.

Il tema della ‹scrittura in un’altra lingua› viene approfondito anche nell’intervista di Simonetta Puleio a Pap Khouma, scrittore e giornalista di origine senegalese: affrontiamo così l’esperienza di un migrante che diventa autore scrivendo in ‹un’altra lingua›, la letteratura dei giovani «italofoni nuovi» e l’avventura di ‹trans-ducere› Dante in Africa. Nell’intervista Khouma, a proposito dei suoi primi tempi in Italia, dice: «[…] eravamo un’Italia politicamente diversa». Decenni più tardi, nell’autunno del 2022, Horizonte riafferma la sua solidarietà con quella Italia che con interesse e umanità si dedica all’Altro, invece di fondare l’identità nazionale su fatali rigurgiti del passato. Con sguardo attento ed empatico, Horizonte spera anche in futuro di trovare e proteggere una poesia e una letteratura scritta «In altre parole»: la nostra idea di fondo, insomma, resta sempre quella di ampliare lo sguardo verso nuovi orizzonti, e non di bloccarlo entro confini stabiliti. Il complesso tematico è completato infine dalle poesie di Fawad e Raufi, nato a Kabul, che rielabora le sue esperienze di guerra in testi e poesie in italiano, poesie che vengono pubblicate per la prima volta proprio in questo numero di Horizonte, e da una scelta di poesie del pluripremiato scrittore Cheikh Tidiane Gaye tradotte per la prima volta in tedesco.

Pier Paolo Pasolini avrebbe compiuto 100 anni lo scorso marzo: nel suo incisivo contributo, Angela Oster presenta l’intellettuale italiano, che non ha perso «nulla della sua esplosività, della sua genialità e del suo significato», nel ruolo meno noto di giornalista. Angela Oster mostra come e dove le idee di Pasolini sul ruolo della poesia nel mondo moderno si ritrovino anche in queste pagine. Integra e accompagna l’articolo la recensione di Pascal Oswald di due nuove pubblicazioni uscite in occasione dell’anno pasoliniano, recensione che vuole essere uno spunto di riflessione e un consiglio di lettura.

L’arte di Giovanni Giudici, i cui criteri si basano per certi versi su fondamenti simili a quelli di Pasolini, è presentata da Felicitas Böshagen nel suo studio sull’opera tarda del poeta.

Ci sono punti di contatto anche tra gli articoli di Meta Lenart-Perger sul romanzo storico in Italia e di Paul Schäufele, che tratta della ricezione di Giambattista Vico da parte di Erich Auerbach e Carlo Ginzburg. Entrambi si occupano della realtà storica – catturata nel linguaggio, narrata – e di come possiamo comprenderla in quanto tale: In che modo hanno sviluppato Auerbach la sua «filologia della letteratura mondiale» dal confronto con il progetto di Vico di un’interpretazione basata sulla filologia della storia umana e Ginzburg il suo approccio storiografico della microstoria? E come procedono gli autori italiani contemporanei nel genere del romanzo storico, ampiamente «riscoperto» negli ultimi anni, per spazzare via l’idea di una verità storica unidimensionale, idea che, tra gli altri, già Ginzburg ha superato?

Alberto Giorgio Cassani scrive in breve sulla narrazione per immagini (cinematografiche) di Wim Wenders: il suo particolare interesse è incentrato sul fatto che i luoghi siano in grado di ‹raccontare› le realtà, mutevoli nel tempo, e che questo racconto possa essere catturato e trasmesso attraverso le immagini.

Per questo numero era previsto anche un contributo di Vincenzo Gueglio su Guido Gozzano (1883–1916): purtroppo l’autore non ha potuto ultimarlo a causa dell’inaspettata morte, avvenuta l’11 aprile di quest’anno. Franca Janowski ci presenta tuttavia nel suo contributo uno degli ultimi libri di Vincenzo Gueglio, rendendo così omaggio all’autore. Il nostro nuovo numero offre ulteriori analisi critiche di nuove pubblicazioni scientifiche (Alessandro Di Chiara su Giuseppe Parini, Giulia Agostini su recenti teorie di letteratura) e letterarie (Iris Origo, Emanuele Trevi) degli ultimi due anni.

Nella sezione «Voci d’autore», alle già citate poesie di Fawad e Raufi e Cheik Tidiane Gaye si aggiungono gli estratti di tre poesie di Laura Fusco, caratterizzate da temi sociali ed ecologici, e pubblicate in anteprima nella traduzione tedesca di Ulrike Schimming. Inoltre, presentiamo un racconto di Ester Ferrara e uno di Giampiero Tosti, testi che difficilmente potrebbero essere più diversi fra loro: uno serio e riflessivo, l’altro allegro e ammiccante.

Questa volta è stata Maria Maier, che ringraziamo calorosamente, a mettere a disposizione uno dei suoi lavori per l’immagine di copertina. Con le sue opere, che ampliano e proseguono la realtà catturata dalla fotografia con i mezzi della pittura, l’artista ci incoraggia a guardare le cose più da vicino e a riflettere, permettendoci così di riconoscere ulteriori strati della realtà.

Anche dietro le quinte c’è sempre movimento – per questo diamo un caloroso benvenuto a Ilva Fabiani nella redazione di Horizonte. Infine, vi ringraziamo per i libri e gli esemplari da recensire che ci avete inviato.

Ancora una volta, auguriamo ai lettori di Horizonte una lettura stimolante.

... e non finisce qui …

Le editrici

 

  1. Dresden: Thelem Universitätsverlag 2021; https://www.thelem.de/thelem/literatur-kulturwissenschaft/84321-chiellino-introduzione-alla-letteratura-degli-scrittori-italiani-in-germania/
  2. Dresden: Thelem Universitätsverlag 2021; https://www.thelem.de/thelem/literatur-kulturwissenschaft/84321-chiellino-introduzione-alla-letteratura-degli-scrittori-italiani-in-germania/