Much Ado about Widmann. Aspekte eines italienisch-deutschen Dante-Streits

· Ludger Scherer ·


PID: http://hdl.handle.net/21.11108/0000-0007-F442-B

2021 ist ein bedeutendes Dante-Jahr, der Autor der Divina Commedia wird anlässlich seines 700. Todestages weltweit ausführlich geehrt. Am 25. März beging man zudem, besonders in Italien, feierlich den sogenannten Dantedì zur Erinnerung an den Beginn der Commedia, denn am symbolträchtigen Karfreitag des Jahres 1300 verortet Dante bekanntlich seine Lebenskrise «nel mezzo del cammin di nostra vita». Und ausgerechnet an diesem sensiblen Gedenktag entzündete sich eine weitreichende und vielsagende Polemik in der «selva oscura» italienischer und deutscher Zeitungen – mit den erwartbaren Fortsetzungen in elektronischen Medien. Was war da geschehen?

In diesem Beitrag sollen die Genese des Dante-Streits kurz nachgezeichnet, wichtige Konfliktpunkte analysiert und eine Bewertung dieser Polemik skizziert werden, die von der «diritta via» deutsch-italienischer Kulturbeziehungen recht weit abgekommen ist.1

Der Stein des Anstoßes: Arno Widmanns Kolumne in der Frankfurter Rundschau vom 25.3.2021

Unter dem (redaktionellen) Titel «Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen» publizierte die Frankfurter Rundschau am Dantedì einen Beitrag von Arno Widmann, dessen Untertitel «700 Jahre nach Dante: Erinnerungen, nicht zufällig an einem 25. März» (Widmann 25.3.2021) den Tenor des mit 1.650 Wörtern recht umfangreichen Textes vorgibt: Erinnerungen an Dante. Der Autor erklärt anfangs für die deutsche Leserschaft die Datierung des Gedenktages auf den Beginn der Jenseitsreise der Commedia und spricht weiterhin im ersten Absatz die Zahlensymbolik des Werkes, die Unsicherheit über Dantes Geburtsdatum und die Langform «Durante» seines Taufnamens an, nicht ohne zudem den ersten Vers der Commedia nach der Übersetzung von Kurt Flasch zu zitieren.2 Im weiteren Verlauf streift Widmann dann einige Themen, die in Verbindung mit Dantes Person und Werk stehen, zunächst die sprachliche Verfasstheit der Göttlichen Komödie: Die Wahl des italienischen volgare statt des Lateinischen sei zwar eine sprachschöpferische «Lebensleistung» (ebd.) Dantes, das Italienische der Commedia jedoch für moderne Leser*innen, geschweige denn Schulkinder, nur mithilfe kommentierter Ausgaben verständlich. Als Übergang zum nächsten Thema fungiert eine kurze Reflexion über die Volkssprache der Gefühle, für Widmann die, «die unsere Eltern sprachen, als sie uns zeugten» (ebd.), im Gegensatz zur Wissenschaftssprache der Weltaneignung. Dann steht die linguistische Situation Italiens im 13. Jahrhundert auf Widmanns Agenda, er erinnert an die Vertreibung der provenzalischen «Troubadours» (ebd.)3 und ihre Rolle für die Entwicklung der volkssprachigen Dichtung in Europa. Neben dem Provenzalischen findet das Französische Erwähnung, dessen Prestige und Vorrang vor dem Italienischen den Autor auf die verspätete Entwicklung der Lyrik in Italien zu sprechen kommen lässt. Die dortigen «Nachzügler» besängen indes nach provenzalischem Vorbild ebenfalls «erfundene oder reale Frauen, hoben sie in den Himmel und überschütteten sie mit Metaphern» (ebd.). Was den Autor zu Beatrice schweifen lässt, deren literarische Huldigung aus Dantes Feder der Leserschaft «den Atem rauben sollte» (ebd.). Im Gegensatz zu den trobadors, die als «Popsänger» (ebd.) bezeichnet werden, versuche Dante, die angesprochene überwältigende Wirkung seiner Lyrik jedoch ohne den Einsatz von Musik zu erreichen, woraus Widmann auf eine agonale Disposition Dantes schließt, dem es «ums Übertrumpfen» (ebd.) gehe. Unvermittelt wechselt der Autor nun zur «muslimischen Tradition» (ebd.) der Jenseitsreise und macht sich die These der 100 Jahre alten Studie von Miguel Asín Palacios zu eigen, Dante habe den arabischen Text gekannt und «übertrumpfen» (ebd.) wollen. Nächste Gedankenstation ist Vergils Aeneis, an der Dantes «riesiges Ego» (ebd.) sich messe, seine Commedia zeuge von einer «Lust am Urteilen und Verurteilen» (ebd.), schüttele die «mehr als 600 Personen durch ein Terzinengitter» (ebd.). Als Beispiel führt Widmann die bekannte Episode von Paolo und Francesca (Inferno V) an, mit denen Dante «Mitleid» (ebd.) habe, was als Kritik an Gottes Verdammung der beiden dargestellt wird. Anschließend springt Widmann zur Beschaffenheit von Dantes Jenseits, das einer «Bürolandschaft» (ebd.) voller Menschen gleiche, denn die «ganze weite Abschaffung ist abgeschafft» (ebd.) – was auch immer der Autor uns damit sagen wollte. Nach einer kurzen Bemerkung zu Beatrice, die in Troubadour-Manier zur Herrin hochstilisiert würde, während «Dantes Gattin» (ebd.) keine Erwähnung finde, weshalb Widmann «Luther und die Reformation» (ebd.) für ihr Lob des Ehelebens preist, kommt die Sprache auf Dantes Neugierde und seine Auseinandersetzung mit Odysseus, deren «abrupter, dramatischer Schluss» (ebd.) in der Übersetzung von Hartmut Köhler zitiert und knapp als wirkungsvoll gelobt wird. Als Parallelwerk zu Dantes Commedia behandelt Widmann nun Marco Polos zeitgleich entstandenen Reisebericht, der eher ein «Gegenprogramm» (ebd.) sei, da der (mit Auerbach gesprochen) «Dichter der irdischen Welt» (ebd.) viel stärker durch seinen «prophetischen Anspruch, sein religiöses Sendungsbewusstsein», ja seine persönliche «religiös[e] Besessenheit» (ebd.) gekennzeichnet sei. Eine kurze praeteritio über Ungesagtes zu Dantes Verbannung aus Florenz leitet zum Schlussparagraphen des Beitrags über, in dem im Anschluss an T. S. Eliot Dante mit Shakespeare verglichen wird: Widmann postuliert, Shakespeares «Amoralität» (ebd.) komme «uns doch Lichtjahre moderner vor als Dantes Bemühen, zu allem eine Meinung zu haben, alles vor den Richterstuhl seiner Moral zu ziehen» (ebd.). Dante verfolge mit seiner Commedia lediglich das Ziel, Gott zu spielen und die bereits im Titel zitierten «Guten ins Töpfchen und die Schlechten ins Kröpfchen zu schieben» (ebd.).

So weit, so trivial, trotz einiger provokativer Formulierungen und sprachlicher Anachronismen. Nach einer ersten Lektüre erscheint Widmanns sprunghafter Feuilletonbeitrag als eklektisches Sammelsurium von Halbwissen, dessen Informationsgehalt auf eine Laienleserschaft zugeschnitten ist und dessen Unterhaltungswert Geschmackssache bleibt. Die Reaktionen in Italien zeugten allerdings von einer ganz anderen Lesart dieser rerum teutonicorum fragmenta.

‹Was erlauben Widmann› – Empörung im italienischen Blätterwald

Die bekannte Tageszeitung La Repubblica replizierte Widmans Beitrag am selben Tag auf ihrer Internetseite mit einem Text von Rita Monaldi und Francesco Sorti, dessen reißerischer Titel bereits wenig Gutes erwarten ließ: «Dante, l’incredibile attacco dalla Germania: ‹Arrivista e plagiatore›» (Monaldi/Sorti 25.3.2021). Im Untertitel wird dem Artikel der Frankfurter Rundschau zudem in Anführungszeichen, also als Zitat deklariert, die Aussage unterstellt, Dante «[n]on ha inventato nulla di originale» (ebd.). Der Beginn des Haupttextes führt den Duktus des clickbait weiter, es wird behauptet, Italien könne sich die Dante-Feier sparen («Il Dantedì? Ce lo si può benissimo risparmiare», ebd.), und man wiederholt den Angriffsvorwurf in ausgeweiteter Form («attacco della Frankfurter Rundschau contro Dante, l’Italia e le celebrazioni dantesche», ebd.). Im Folgenden listet der Beitrag die angeblichen Anklagepunkte («capi di accusa») von Widmanns «infastidito articolo di fondo» (ebd.) auf: Dante sei lediglich ein mittelalterlicher Dichter, rückständig im Vergleich zu Shakespeare, egozentrisch und ein Emporkömmling, dessen Bedeutung für die Entwicklung der italienischen Sprache gering sei.4 Der deutsche Autor relativiere demnach Dantes Stellung als «padre della lingua italiana» (ebd.), zudem in einem unangemessen spöttischen Ton («tono beffardo»), der den gesamten Beitrag durchziehe. Die chronologische Vorrangstellung der provenzalischen trobadors wird ebenfalls missbilligend zitiert und die wichtige Rolle des Nord-Französischen im Mittelalter von Monaldi und Sorti mit dem ingeniös-schiefen Argument zurückgewiesen, es handele sich bei der Sprache Brunetto Latinis um die «lingua d’oil e non francese» (ebd.), die im Gegenteil sogar jünger als das Italienische und noch im 18. Jahrhundert in Frankreich schwach verbreitet gewesen sei. Als nächstes wird Widmanns Diskussion der arabischen Jenseitsreisen und deren Einfluss auf Dantes agonale Poetik als Ausdruck des Vorwurfs synthetisiert, Dante sei ein «plagiatore» (ebd.).

Beim Punkt ‹Dante – Shakespeare› referieren Monaldi und Sorti nur kurz auf «il povero T. S. Eliot» (ebd.), der ebenfalls als Opfer deutscher Bissigkeit («acredine della Frankfurter Rundschau», ebd.) dargestellt wird, um sofort einen weiteren Aspekt zu vertiefen: Als Ausdruck von «germanico protestantesimo» (ebd.) wird verstanden, dass erst Luther und die Reformation «l’amore tra uomo e donna come via di elevazione spirituale» (ebd.) eingeführt hätten und nicht die Beziehung von Dante und Beatrice.

An dieser Stelle bietet es sich förmlich an, die missverstehende Fehllektüre von Widmanns Beitrag durch die Autor*innen von La Repubblica erstmals exemplarisch zu analysieren: Widmanns Bemerkung über «Luther und die Reformation» (Widmann 25.3.2021) bezog sich genau betrachtet auf deren Aufwertung der ehelichen Liebe und nicht auf die Minne. Sie verortet sich zudem im Kontext der Missbilligung von Dantes Nichterwähnung seiner Gattin in der Commedia, was an und für sich bereits ein anachronistischer Einwurf ist, der von wenig literarhistorischer Bildung zeugt. Denn das Konzept der Minnelyrik, seit ihrer Ausbildung als fin’amors bei den trobadors und ihrer Weiterentwicklung über die scuola siciliana bis zu Dantes dolce stil novo, beinhaltet ja naturgemäß die Beziehung zu einer unerreichbaren angebeteten Dame, was allerdings weder Widmann noch Monaldi und Sorti deutlich genug bewusst gewesen zu sein scheint. Auf diese Weise führt Widmanns missverständliche Bemerkung über die Liebe in der Ehe allzu kurz geschlossen zur völlig unsinnigen Inszenierung eines Kulturkampfes zwischen Minnedoktrin und Reformation, ja zwischen Italien und Deutschland, die zudem mit boshaften Anspielungen nicht spart, wird Luthers Ehe mit Katharina von Bora doch durch deren Flucht aus dem Kloster und Bruch des Gelübdes sowie die angebliche Hässlichkeit («leggendaria bruttezza», ebd.) Katharinas diskreditiert.

Als nächstes suchen die Autor*innen Unterstützung für ihre defensive Diatribe in einem Tweet des Kulturministers Dario Franceschini, der bereits zu Beginn des Artikels zitiert wurde und nun aufgegriffen wird. Die staatliche Autorität zwitscherte als Reaktion auf den ‹Angriff› lakonisch ein Dante-Zitat: «Dario Franceschini: ‹Non ragioniam di lor, ma guarda e passa (Inf. III, 51)›, 25.3.2021, 3:19 PM» (ebd.), dessen Bezug zu den schändlichen «ignavi» (ebd.) der Vorhölle nun expliziert wird.5 Der Autorisierungsversuch mithilfe politischer Instanzen krankt allerdings daran, dass selbst der zuständige Minister den inkriminierten Text augenscheinlich nicht gelesen hatte, bevor er seinen Post absetzte – ein Fehler, den Monaldi und Sorti in ihrem Beitrag erkennbar intensivieren.

Zum Schluss erfährt die germanophobe Stoßrichtung des Artikels eine letzte Steigerung beim Thema Sprache, wobei die Autor*innen eine «disomogeneità linguistica e ortografica» (ebd.) in Deutschland konstatieren und die dortigen zahlreichen «Rechtsschreibreformen [sic]» (ebd.) und deren mediale Diskussion sie zur Postulierung einer wahren deutschen Sprachkrise treiben, da «il tedesco non è neppure riconosciuto ufficialmente come lingua dello Stato» (ebd.) – was ebenso unerklärlich wie unerklärt bleibt. Abhilfe könne ein «Dante tedesco, se ci fosse» (ebd.) schaffen, ein Manko deutscher Kultur, dem Italien abhelfen könne: «Glielo possiamo prestare noi. Perché Dante non è italiano, è mondiale» (ebd.) – am italischen Wesen solle demnach die Weltkultur genesen.

Nun könnte man mit guten Gründen diesen Artikel als peinlichen Ausweis mangelhafter Alphabetisierung abtun und ihm nicht noch zusätzliche Aufmerksamkeit schenken, wäre da neben interkultureller Hypersensibilität nicht auch der recht aggressive Rückfall in überwunden geglaubte Nationalstereotype. Diese offen nationalistischen und konkret antideutschen Töne werden von berufener Seite bald dankbar aufgegriffen und in den Echokammern rechtsgerichteter Medien und Politik verstärkt,6 was ebenso absehbar wie für unsere Belange uninteressant ist. Ein weiterer Hinweis auf mögliche Motive der Autor*innen von La Repubblica findet sich aber darüber hinaus in der Coda des Artikels, einem Werbehinweis: «L'ultimo romanzo di Monaldi e Sorti è ‹Dante di Shakespeare› (Solferino), candidato al Premio Campiello» (ebd.). Wenn die Aussicht auf den bekannten Literaturpreis Campiello der Confindustria Veneto das Renommee der Autor*innen aufwerten sollte,7 so trägt der Artikel, wie gesehen, wenig zu ihrem literarischen Prestige bei, diente aber womöglich als Aufhänger für die Promotion ihres neuesten Buches.8 Das Ehepaar Rita Monaldi und Francesco Sorti ist als Autor*innen von historischen Kriminalromanen um den Protagonisten Atto Melani bekannt, die zur Zeit des Barock spielen und deren intrikate Publikationsgeschichte Verschwörungserzählungen Vorschub leistete.9 Das Paar, Journalist*innen mit philologischem resp. musikologischem Hintergrund, lebt in Wien, was ihre Kenntnis der deutschen Sprache offensichtlich nicht befördert hat; auf jeden Fall sind sie keine ausgewiesenen Dante-Spezialisten. Die Buchreihe verfügt indes über einen netzaktiven Fanclub, der sich auch polemisch in den Dante-Streit einmischte, seine Stars verteidigte und dabei besonders den Beitrag von Roberto Saviano, auf den im Anschluss eingegangen wird, mit scharfen Worten anging.10 Die verbissene Übersetzungskritik der Aktivist*innen an der italienischen Version von Widmanns Artikel im Corriere della Sera verliert sich dann vollends in ingeniösen Quisquilien und kolportiert außerdem zustimmend den Vorwurf des Antisemitismus an die Adresse des deutschen Kolumnisten,11 den Roberta Ascarelli an anderer Stelle geäußert hat:12 Diese – nach eigener Angabe – italienische Germanistikprofessorin erhebt im Kontext eines postulierten säkularen Kulturkampfs zwischen Nord und Süd allen Ernstes den Vorwurf, Widmanns «truce, ironico e brutale» (ebd.) Kolumne bediene mit ihrer (angeblichen) Qualifizierung Dantes als Plagiator altbekannte antisemitische Stereotype seit Wagner.13 Der von Widmann als christlicher mittelalterlicher Autor mit hohem moralischen Anspruch gezeichnete Dante wird auf diese Wiese unversehens zum verfolgten Juden! Einen konkreten Bezug auf Widmanns Artikel oder andere Quellen bleibt die Autorin jedoch schuldig, die Haltlosigkeit dieser ihrerseits stereotypen antideutschen Anschuldigungen geht damit über das erträgliche Maß einer unreflektierten Stellvertreterempörung weit hinaus und disqualifiziert sich selbst.

Im Corriere della Sera erhob Roberto Saviano dann mitten in der Polemik seine Stimme der Vernunft und bezeichnete den angeblichen Angriff auf Dante als erfunden: «un attacco inventato», ja «una truffa» (Saviano 29.3.2021) sei die mediale Reaktion auf Widmanns «articolo intelligente» (ebd.).14 Korrekterweise erinnert Saviano daran, dass die Reizwörter «plagiatore» und «arrivista» sowie die übrigen inkriminierten ‹Beleidigungen› in Widmanns Kolumne gar nicht vorkommen. Im weiteren Verlauf seines Beitrags widmet sich der nicht zuletzt in Deutschland sehr bekannte Journalist und Autor einigen neuralgischen Themen Widmanns, um sie richtigzustellen – worauf später detaillierter zurückzukommen sein wird. Tenor seiner Rechtfertigungen der Kritik Widmanns ist ein intertextuelles künstlerisches Produktionskonzept, das sich von romantischer Genieästhetik bewusst abwendet. Verteidigt wird Widmann auch als Person, als untadeliger Linksintellektueller, der – wie auch Dante – von der italienischen Politik instrumentalisiert worden sei, um von deren Versagen im Bereich der Kultur abzulenken, «per suonare il ritornello trito della patria più bella e dello scrittore più grande, per coprire il fatto che non hanno né progetti né visione per ritirare su la cultura italiana rimasta senza fondi, senza investimenti, senza piani» (ebd.). Persönlich klingt Savianos Beitrag auch aus, wenn er Dante als «poeta in esilio» (ebd.) charakterisiert, der diffamiert und verbannt wurde, weshalb die Wahrheit, die ja auch Saviano gegen die Lügen der Politik verteidige, die wahre Ehrung Dantes darstelle: «Difendere la verità è un buon modo per rendere omaggio a Dante» (ebd.).

Der Wahrheitsfindung diente ebenfalls das Interview, das Saviano mit Widmann im Corriere della Sera führte, um dem deutschen Kolumnisten Gelegenheit zu bieten, die Vorwürfe eines attacco zu entkräften. Widmann bestreitet dementsprechend auch einen Angriff auf Dante, den er im Gegenteil stets geliebt habe – als «poeta in esilio» (Saviano 28.3.2021), was die geistige Verwandtschaft der beiden Journalisten bereits in der ersten Replik deutlich werden lässt. Auch die übrigen verbreiteten Falschmeldungen («plagiatore», «arrivista», «niente da festeggiare») bestreitet Widmann, allerdings knapp und vor allem durch ablehnendes Lachen. Befragt nach möglichen Gründen des Missverstehens kommt Widmann auf die «mentalità italiana» und eine verbreitete «insicurezza» (ebd.) zu sprechen, die zu aggressiver Sehnsucht nach Halt im Bekannten, nicht zuletzt am Nationaldichter führe. Widmann zeigt sich zwar überrascht von der italienischen Reaktion, die internationale Aufmerksamkeit für einen streitbaren Kulturbeitrag genieße er jedoch und lässt damit auch einen deutlichen Sinn für Provokationen erkennen.15 Die Fragen und Antworten berühren im Folgenden seine Lieblingsstellen aus Dantes Commedia, bei denen Widmann eine Verschiebung von Ulisse zum Paradiso im Laufe der Lebensjahre einräumt, weiterhin den umstrittenen Vergleich Dantes mit Shakespeare, der derart polemische Reaktionen gezeitigt hatte und den Widmann nun unter Verweis auf T. S. Eliot relativiert. Schließlich geht es gar um den Kulturverfall in Deutschland («Nelle scuole tedesche non è conosciuto più nessuno», ebd.) und Widmanns Studium bei Theodor W. Adorno, der den jungen Revolutionär damals wohl enttäuscht hatte, dem er sich im Rückblick jedoch umso mehr verbunden fühle – da konkrete Rechtfertigungen eher knapp ausfallen, zielt das Interview im zweiten Teil wohl auf die Rehabilitierung der Person Widmann, der als italophiler reflektierter Linksintellektueller präsentiert wird. Diese Verteidigungsstrategie begegnet noch bei anderen Debattenteilnehmer*innen, an dieser Stelle soll es jedoch, nach einer Vervollständigung des exemplarischen Überblicks über den Verlauf und die Akteure des Dante-Streits, stärker um die Klärung einiger inhaltlicher Kritikpunkte gehen.

Die italienischen Reaktionen auf den vorgeblichen Angriff auf Dante sind insgesamt gemischt, nach der Hysterie der ersten Stunden finden sich bereits früh einige, mit größerem Abstand immer mehr Stimmen, die in Kenntnis des deutschen Textes die Wogen glätten wollen und keinen attacco erkennen können. In diesem Sinne argumentieren Turrini (25.3.2021), der für die internationale grundlose Aufregung den Vergleich mit einem italienisch-deutschen Fußballspiel bemüht, und Bianchi (26.3.2021), der einen Übersetzungsfehler als Ursache der Polemik vermutet und, wie bereits Turrini, darauf hinweist, dass schon eine maschinelle Übersetzung von Widmanns Artikel mithilfe von Google das Fehlen der inkriminierten Vorwürfe hätte ergeben können. Benedetti (26.3.2021) kritisiert zwar Widmanns Positionen, stärker jedoch die falsche Rezeption des Artikels und den entfesselten Nationalismus der linken Zeitung La Repubblica. Mugnolo (28.3.2021) liest Widmanns Artikel differenziert und auch kritisch, er führt die grundlose Aufregung auf mangelnde Lektüre des inkriminierten Textes zurück. Auch das Schweizer Radio RSI nennt die Anschuldigungen gegen Widmann falsch und äußert, wie Saviano, den Verdacht, die «reazioni isteriche» sollten vom Versagen der italienischen Kulturpolitik ablenken (RSI 29.3.2021). Eine nicht unbedeutende Vermittlerposition nehmen in Deutschland lebende Italiener*innen ein.16 Negativ fällt neben La Repubblica und den rechtsnationalen Zeitungen auch der staatliche Rundfunk RAI auf, der auf seiner Internetseite die haltlosen Vorwürfe gegen Widmann nicht nur unkritisch wiederholt, sondern sie durch falsche Kondensation teilweise noch verstärkt und externe Stimmen nur vereinzelt einbettet; immerhin versucht man eine paraphrasierende Übersetzung des Artikels, der in der URL des Beitrags dann jedoch wieder durch das Epitheton «assurdo» abqualifiziert wird.17

Englische Journalist*innen berichteten naturgemäß distanzierter vom Sturm im italienischen Blätterwald und ließen auch divergierende Stimmen (teils unkommentiert) zu Wort kommen.18

Die Berichterstattung über den Dante-Streit in deutschen Medien distanzierte sich größtenteils vom Vorwurf eines ‹deutschen Angriffs›, die Italien-Korrespondent*innen und Kulturredakteur*innen beurteilen Widmanns Kolumne jedoch durchaus unterschiedlich. So gibt Peter Jungblut in einem ersten Resümee der italienischen Reaktionen für den Bayerischen Rundfunk der Empörung verständnisvoll breiten Raum, beurteilt Widmanns Artikel voller «Seitenhiebe auf Dante» gleichwohl als «durchaus ausgewogene Kritik» (Jungblut 25.3.2021). Dass Andreas Rostek als Kollege der Frankfurter Rundschau Widmanns «weit ausgreifende[n] und kluge[n] Text» (Rostek 29.3.2021) vehement verteidigt, erscheint zwingend, der Fokus seines Beitrags liegt auf dem «Populismus» (ebd.), der als tieferliegendes Übel hinter der medialen Empörung in Italien ausgemacht wird. Rostek sieht vor allem innere Gründe für die italienische Empfindlichkeit, die sich aus verletztem fragilen Nationalstolz am (deutschen) Feindbild abreagiere. In ähnlicher Weise argumentiert Karen Krüger in der F.A.Z., wenn sie «antideutsche Ressentiments» (Krüger 29.3.2021) und – mit Roberto Saviano – eine unheilige Allianz von Lektüreunfähigkeit und Instrumentalisierung des Nationaldichters Dante am Werke sieht, mit dem Ziel, durch die «Verunglimpfung Deutschlands […] Auflage und Reichweite» (ebd.) zu generieren. Die Klage über mangelnde Lektüre von Widmanns Kolumne und antideutsche Klischees bestimmt auch den Bericht von Oliver Meiler in der Süddeutschen Zeitung (und fast wortgleich in der Schweizer Zeitung Der Bund). Der Italienkorrespondent führt zusätzlich eine Überschätzung der «ausländischen Presse» (Meiler 29.3.2021) in Italien und die fehlende Trennung zwischen Medien und Politik als Gründe dafür an, dass ausgerechnet die linke La Repubblica das Geschäft rechtspopulistischer Zeitungen besorgte und einen Generalangriff aus Deutschland erfand, dabei «hätte nur mal jemand lesen müssen» (ebd.) – so wie Roberto Saviano, der hier (wenn auch leicht ironisch) lobend erwähnt wird. Ein Beispiel für die verbreitete deutsche Italophilie ist der «Fanbrief», den Marc Reichwein in der Welt an Dante persönlich schreibt (Reichwein 4.4.2021). Im Zuge dieser spaßigen und eher flapsigen denn kenntnisreichen Dante-Verehrung ordnet der Journalist die empörten Reaktionen auf Widmanns ungebührlichen Beitrag in die delikate Geschichte der deutsch-italienischen Beziehungen ein und zeigt Verständnis für das italienische Gefühl der «Kränkung» (ebd.). Widmanns Vergleich Dantes mit Shakespeare nennt er kurzerhand «deppert» (ebd.) und rät dem bewunderten Dichter als Wiedergutmachung: «Vergessen Sie das deutsche Feuilleton!» (ebd.).19 Ähnlich umfassend und italophil ordnet Eberhard Straub für die Preußische Allgemeine Zeitung in der Retrospektive den Dante-Streit ein. Voller Verehrung für Dante, italienische Kultur, «cortesia» und «civiltà» (Straub 23.4.2021) erkennt der Autor in Widmanns Kolumne eine «Taktlosigkeit zum Dante-Tag» (ebd.), zeigt Verständnis für die italienischen Reaktionen und Unverständnis für die «nationalistisch[e]» (ebd.) Italien-Kritik deutscher Journalist*innen wie Meiler und Krüger. Unkritisch verhält sich Straub hingegen nationalistischer italienischer Polemik (wie in La Repubblica) gegenüber und bedenkt auch die angebliche «Ausnahme Roberto Savianis [sic], des Lieblingsitalieners unter den Deutschen, die auf den Zeitgeist horchen» (ebd.), eher mit Spott denn mit Wertschätzung; immerhin kann man dem Fazit Straubs unbedingt zustimmen, das zur Dante-Lektüre aufruft. Der Merkur schließlich, um diesen exemplarischen tour d’horizon zu beenden, bezeichnet in seiner Nachlese der Dante-Feiern Widmann als «ausgewiesene[n] Italienkenner» (Merkur 27.9.2021), der nur versucht habe, «dem Dante-Gedenken etwas das Pathos zu nehmen» (ebd.). Der «Sturm im Wasserglas» (ebd.) habe sich schnell wieder gelegt – was jedoch die kritischen Aspekte dieses heftigen Dante-Streits nicht eliminiert.

Eine stark rezipierte deutsche Journalistenstimme soll noch zur Sprache kommen, Tobias Piller, der früh versuchte, in Kenntnis von Widmanns Text die Wogen zu glätten und der Nachrichtenagentur adnkronos zu Protokoll gab: «Non ho letto da nessuna parte né arrivista né plagiatore. Mi sembra un articolo che inquadra Dante nel suo tempo e ne spiega la grandezza ai tedeschi» (adnkronos 25.3.2021). Auch der Autorität des «corrispondente dall’Italia della ‹Frankfurter Allgemeine Zeitung› ed ex presidente della stampa estera in Italia» (ebd.) gelang es bekanntlich nicht, die beschriebenen Fehllektüren und Polemiken zu verhindern, sein Eintreten für den deutschen Kollegen wird jedoch oft zitiert20 und von rechter Seite heftig kritisiert.21

Eine weitere wichtige Bezugsperson mit Multiplikatorfunktion im deutsch-italienischen Dante-Streit stellt Eike Schmidt dar, der meinungsstarke deutsche Museumsdirektor der Florentiner Uffizi. Er schaltete sich bereits am Dantedì per Radiointerview in die Polemik ein und griff Widmann mit deutlichen Worten an, die vielfach zitiert,22 reproduziert23 und nicht zuletzt von rechtsgerichteten italienischen Zeitungen bereitwillig als Kronzeugenaussagen aufgegriffen wurden.24 Seine Verteidigung Dantes, den er wie zahlreiche italienische Medien von Widmann angegriffen sieht, beginnt Schmidt mit Äußerungen ad personam: Widmann sei «un personaggio di forte vis polemica, che ha sempre fatto parlare di sé per teorie volutamente provocatorie oppure, talvolta, di complotto» (Schmidt, zit. nach den wortgleichen Abdrucken in La Nazione 25.3.2021 und Binelli 26.3.2021 in L’Arno). Nach der Qualifizierung als Provokateur mit Hang zu Verschwörungserzählungen stellt Schmidt den Kontrahenten als isoliert in der deutschen Kulturszene dar: «La sua opinione non coincide affatto con l’opinione generale su Dante in Germania, non rappresenta nemmeno una corrente di pensiero» (ebd.). Das spontane Engagement Schmidts für die italienische Kultur erinnert mich, das sei an dieser Stelle gestattet einzuflechten, an meine eigene erste Reaktion, als meine italienische Ehefrau mir am Dantedì aufgeregt vom Artikel in La Repubblica berichtete, auch ich wollte sofort Dante gegen unangemessene Angriffe eines deutschen Kolumnisten verteidigen. Nach einer Autopsie des corpus delicti überwog dann aber, neben der Kritik am Niveau von Widmanns Beitrag, das Erstaunen über die unqualifizierte Reaktion in italienischen Medien, die maßgeblich von mangelnder Lektürekompetenz befeuert gewesen zu sein schien. Es steht zu vermuten, dass Schmidts rasches Verdikt gegen Widmann zwar auch in Kenntnis des Originalartikels, nicht zuletzt aber in Anbetracht der durch die heftigen Medienreaktionen erkennbaren italienischen Befindlichkeiten erfolgte.

Was die inhaltliche Auseinandersetzung angeht, greift der Kunsthistoriker drei zentrale Punkte aus Widmanns Kolumne heraus, die er mit wissenschaftlichen Argumenten widerlegt – darauf wird an späterer Stelle zurückzukommen sein. Tenor seiner Kritik ad rem ist die Ignoranz des deutschen Kolumnisten, seine Detailkritik in puncto Jenseitsreisen, dass «[s]i capisce che all’opinionista manca una conoscenza di base dell’argomento» (ebd.), lässt sich generalisieren und zu Beginn des wiedergegebenen Interviews fasst Schmidt seine Einschätzung in charakteristischer Mischung aus persönlicher Unterstellung und wissenschaftlichem Urteil folgendermaßen zusammen: «Volendo parlare male di Dante, gli muove contro argomenti totalmente insostenibili» (ebd.). Über mögliche Absichten Widmanns zu spekulieren, erscheint an dieser Stelle nicht zielführend, Schmidts Urteil zur unzureichenden Sachkenntnis Widmanns wird allerdings im folgenden Abschnitt exemplarisch aufgegriffen.

Missverständliche Kritik – kontroverse Punkte in Widmanns Dante-Beitrag

In der bislang analysierten Debatte um Widmanns Dante-Kolumne spielten Argumente ad personam in negativer oder positiver Absicht eine durchaus große Rolle, an dieser Stelle soll es jedoch um die inhaltliche Auseinandersetzung mit exemplarischen Themen gehen, die Widmann angerissen hat. Gleichwohl seien einige biographische Bemerkungen zum Initiator des Dante-Streits vorausgeschickt. Laut den Autoreninformationen der Frankfurter Rundschau kann Arno Widmann (*1946) als linksintellektueller Journalist beschrieben werden, der bei einigen bekannten deutschen Zeitungen tätig war, namentlich bei der taz.25 Er habe in Italien gelebt und italienische Autoren wie Umberto Eco und Curzio Malaparte ins Deutsche übersetzt,26 worauf auch Teilnehmer der Dante-Debatte Bezug nehmen,27 was sich nach kurzer Recherche im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek allerdings als recht schmaler Teil seiner Aktivitäten herausstellt.28 Dass der prototypische Alt-68er Widmann, den man von italienischer Seite entsprechend als «radical chic» (Benedetti 26.3.2021; Mugnolo 28.3.2021) bezeichnet hat, ein «Italienkenner» (Merkur 27.9.2021) sei, bleibt jedenfalls eine Behauptung, dass er «romanistica» (Renzi 2021, 6) studiert habe, eine bloße Vermutung – auf jeden Fall ist er nicht durch wissenschaftliche Publikationen zu Dante hervorgetreten. Einige Aspekte seiner inkriminierten Dante-Kolumne sind jedoch, abseits und trotz der referierten Medien-Polemik, von der Wissenschaft aufgegriffen und für diskussionswürdig erachtet worden.

Äußerungen von Dante-Experten gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur adnkronos mischen sich bereits in einem frühen Stadium in die Debatte ein, wobei die Einlassung von Pieralvise Serego Alighieri, «discendente da Pietro, primogenito del sommo» (adnkronos 25.3.2021), wohl nur in Italien aus Gründen dynastischer Verehrung als solche aufgefasst wird. Dantes Nachfahre urteilt jedenfalls, wie zahlreiche italienische Medien, scharf nationalistisch: «Giudizi pretestuosi, opinabili, attacchi senza senso. Chissà, forse, alla Germania gli dispiace non aver avuto un artista come Dante. I toni, comunque, mi sembrano poco diplomatici» (ebd.). Mit der Autorität seines Amtes als «vicepresidente della Società Dante Alighieri» (ebd.) versagt Luca Serianni dem deutschen Kolumnisten kurzerhand die Satisfaktionsfähigkeit: «L’articolo del giornale tedesco ha un’impostazione infantile, per tanto lascerei cadere la questione senza commenti» (ebd.), um dann doch über mögliche Reaktionen der Deutschen Dante-Gesellschaft zu spekulieren, die er allerdings als «prestigioso centro di studi danteschi di Monaco di Baviera» (ebd.) fehldeutet. Die unpräzise Lokalisierung ist recht symptomatisch für die spontanen Reaktionen italienischer dantisti, die womöglich den deutschen Beitrag Widmanns vorher nicht (genau) gelesen haben, den Kolumnisten jedoch kurzschlüssig mit ganz Deutschland inklusive der traditionell starken deutschen Dante-Forschung gleichsetzen und entsprechend Verwunderung über den unwissenschaftlichen ‹Angriff› äußern. So unterstellt auch Claudio Marazzini, «presidente dell’Accademia della Crusca» (ebd.) Widmann «amor di polemica» (ebd.) sowie mangelnde Kenntnisse in italienischer Linguistik und versagt dem deutschen Journalisten anschließend in einer langen praeteritio die weitere Auseinandersetzung: «Non entrerò nella disputa sul valore della visione dantesca o sull’eventuale ego eccessivo dell’Alighieri, perché la critica moderna ha smesso di classificare la letteratura in base alla simpatia ideologica che il sistema filosofico degli autori suscita nei critici. Lasciamo dunque cadere ogni scala di merito pretestuosamente fondata su pregiudizi da Santa Inquisizione» (ebd.). Wenig Gnade findet Widmanns Kolumne schließlich auch vor den Augen des bekannten Dantisten Enrico Malato, «professore emerito di letteratura italiana dell’Università Federico II di Napoli» (ebd.) und in zahlreichen Funktionen mit dem Werk Dantes betraut: «Si tratta di sciocchezze, di affermazioni gratuite e senza fondamento storico» (ebd.). Malato verweist in seinen folgenden linguistischen Bemerkungen dann auf Dantes fundamentale Rolle für die Ausbildung und Verbreitung der italienischen Sprache: «La maggior parte delle lingue europee si sono imposte per conquista del potere, l’italiano di Dante si è imposto per il prestigio di un’opera letteraria ed è stato il primo caso in Europa» (ebd.). Angesichts dieser spontanen defensiv-nationalistischen bis aggressiv-populistischen Reaktionen sollte nicht vergessen werden, dass es auch differenzierte Stimmen gab.

Piergiorgio Odifreddi bezeichnet sich in seinem nicht minder polemischen und umstrittenen Beitrag mit dem Titel «Dante non è poi così sommo. Ma non ditelo ai dantisti» für die Zeitschrift Domani schlicht als «matematico» (Odifreddi 30.3.2021) und die Argumentationsweise seines Textes ist in der Tat sehr szientistisch, wie auch Bernhard Huß in seinem Vortrag am Italienzentrum der Universität Dresden am 21.4.2021 bemerkte (Huß 2021, 0:49:25). Die Kolumne Widmanns, der namentlich gar nicht erwähnt wird, dient dem «dantista»29 Odifreddi dabei vornehmlich dazu, seine bekannte These zu wiederholen, die letzten 13 canti des Paradiso seien nicht von Dante selbst, sondern von seinen Söhnen vollendet worden (Odifreddi 30.3.2021). Zuvor beklagt er die grundlose Aufregung italienischer Medien, die «reagivano pavloviamente a un articolo del [sic] Frankfurter Rundschau» (ebd.) und die sich in Selbstbespiegelung ergingen, ohne den inkriminierten Beitrag gelesen zu haben – so weit, so korrekt. Missing link der beiden agents provocateurs Widmann und Odifreddi sei ihre Kritik an der nationalen Symbolfigur Dante, die einen «nervo scoperto del nostro paese» (ebd.) getroffen habe. Im weiteren Verlauf seiner Einlassungen präsentiert Odifreddi dann Dante als zeitgebundenen mittelalterlichen Dichter, der keinesfalls modern genannt werden könne, was er vor allem an der Entwicklung der Naturwissenschaften seit «Galileo» (ebd.) festmacht. Lassen sich auch einige Parallelen in der ‹aufgeklärten› Argumentationsweise Widmanns und Odifreddis ausmachen, bleiben Anlage und Stoßrichtung der beiden Beiträge doch recht unterschiedlich und Odifreddi benutzt den Streit um Widmann in erster Linie als Vorwand und Aufhänger für seine eigene idiosynkratische Dante-Kritik.

Einer gründlichen, aber durchaus wohlwollenden Detailkritik unterzieht der Linguist Lorenzo Renzi die Kolumne von Widmann, den er als antikonformistischen Dante-Kenner würdigt (Renzi 2021, 6) und dessen provokante Andeutungen er teilweise als legitime Diskussionsanstöße würdigt, womit er Widmann womöglich zu viel Ehre erweist. Auf jeden Fall bilden die Analyse Renzis wie auch die Ausführungen von Huß eine wichtige wissenschaftliche Referenz für die folgende Diskussion einiger kritischer Punkte in Widmanns Kolumne.

Questione della lingua

Diese delikate Problematik berührt Widmann als erste, wenn er die Rolle Dantes für die italienische Sprache relativiert, indem er zwar dessen Wahl der Volkssprache statt des gelehrten Lateins für sein episches Gedicht über zentrale Menschheitsthemen würdigt, die heutige Verständlichkeit von Dantes Sprache jedoch unter Verweis auf die Notwendigkeit der Kommentierung der Commedia abstreitet. Hier verläuft die Argumentation, wenn man Widmanns Einlassungen so nennen möchte, unsauber, denn kommentiert wurde und wird in erster Linie die philosophisch-theologische Komplexität der Commedia, ihre historischen Anspielungen, ihr zeitgenössischer kultureller Hintergrund und die reichen intertextuellen Verweise auf antike Literatur und Mythologie. Wenn das von Widmann als Kronzeuge bemühte fiktive «italienisch[e] Schulkind» (Widmann 25.3.2021) also Anmerkungen benötigt, hat das vor allem mit der kognitiven Reife und dem intellektuellen Niveau des Rezipienten zu tun und erst in zweiter Linie mit der Entwicklung der italienischen Hochsprache vom Mittelalter bis heute, denn deren Sprachstufen unterscheiden sich deutlich weniger als in anderen europäischen Sprachen30 und auf die komplexe Questione della lingua, die Diskussion über die angemessene Sprache der Literatur in Italien seit der Renaissance, auf den Petrarkismus und Bembos gegen Dante gerichtete Sprachpolitik geht Widmann beispielsweise gar nicht ein.31 Obwohl die linguistische Lage für das Italienische also recht verschieden und komplizierter ist, nimmt Renzi Widmanns Problematisierung der sprachlichen Verständlichkeit als legitime Frage ernst und stellt sie kenntnisreich in den Kontext rezenter wissenschaftlicher Diskussionen über die didaktische und sprachliche Vermittlung Dantes für heutige Leser*innen, insbesondere in der Schule (Renzi 2021, 3–4).

Provenzalische Vorreiter

Widmanns nächster neuralgischer Punkt betrifft die provenzalischen trobadors, deren Liebeslyrik in der Volkssprache das zeitliche Primat zukommt, weshalb Widmann verkürzend konstatiert, exilierte Dichter im 13. Jahrhundert «halfen vielerorts in Europa den muttersprachlichen Dichtern auf die Sprünge. Italien war ein Nachzügler dieser Entwicklung» (Widmann 25.3.2021). Dass die komplexe Weiterentwicklung des fin’amors, der provenzalischen Minnedoktrin, von den trobadors über die scuola siciliana bis zum dolce stil novo und Dante in mehreren Etappen verlief, verschweigt Widmann in seinem literatursoziologischen Parforceritt. Die italienische Spontanrezeption dieser Darstellung kondensierte daraus den Vorwurf, Dante habe die Provenzalen imitiert und sei also kein Originalgenie – eine ihrerseits verquere altmodische Ästhetik, die Saviano zurecht mit dem Hinweis kritisiert, «un testo letterario non nasce mai dal nulla» (Saviano 29.3.2021). Aber Widmanns verkürzte und tendenziöse Ausdrucksweise trug den Keim dieses Missverständnisses bereits in sich, liegt ihr doch augenscheinlich die Intention zugrunde, «di porre dei limiti al ruolo come ‹padre della lingua italiana›» (Renzi 2021, 4). In die gleiche Richtung zielt Widmanns Erwähnung des Französischen als auch in Italien zu Dantes Zeiten verbreitete Sprache, derer sich beispielsweise Brunetto Latini für seine Enzyklopädie bediente, «weil er wusste, dass sie auf Französisch mehr Leser finden würde» (Widmann 25.3.2021). Dem ist entgegenzuhalten, dass dieser «multi- o plurilinguismo» (Renzi 2021, 4), die Sprachenvielfalt im Europa des Mittelalters und das Prestige des Provenzalischen und des Französischen, völlig unstrittig und nie Anlass zu nationalistischen Ausfällen waren. Widmanns Provokationen in Sachen sprachlicher und literarischer Konkurrenz gehen auch insofern fehl, als dass für Dantes Commedia «nessun precedente nei Provenzali» (ebd.) existiert. Dichtung rekurriert zu Dantes Zeit und weit darüber hinaus in unterschiedlicher Weise immer auf vorgängige Texte und (Muster-)Autoren, eine agonale Poetik der imitatio und superatio ist für Dante nicht ungewöhnlich und auch kein Ausweis für ein «riesiges Ego» (Widmann 25.3.2021), ein Konstrukt moderner (Küchen-)Psychologie, das Widmann anachronistisch auf Dante überträgt und das Schmidt ironisch auf Widmann zurückspiegelt: «Probabilmente ad Arno Widmann, sapere che 700 anni prima di lui c'è stato uno scrittore con un ego più grande del suo proprio gli rode, non gli va giù» (Schmidt zit. nach La Nazione 25.3.2021). Das poetische Selbstbewusstsein des Autors der Commedia kommt durchaus zum Ausdruck, wenn er beispielsweise im Purgatorio dem Dichter Bonagiunta Orbicciani da Lucca die bekannte Selbstkanonisierung als Überwinder der vorgängigen Liebeslyrik in den Mund legt (Purg. XXIV, 49–62), das produktive Abarbeiten an der literarischen Tradition ist aber weder unüblich noch psychopathologisch fehlzudeuten.

Islamische pre-testi

Denselben Fehler begeht Widmann indessen, wenn er die «muslimisch[e] Tradition […] von Mohammeds Himmelsreise» (Widmann 25.3.2021) als Quelle für Dantes Commedia ins Spiel bringt und ihm unterstellt, diese bewusst «übertrumpfen» (ebd.) zu wollen. Die dafür eher unmotiviert als Beleg zitierte Studie von Miguel Asín Palacios aus dem Jahr 1919 stellt naturgemäß nicht mehr den Stand der Forschung dar, hier sei auf den kenntnisreichen neuen Forschungsüberblick von Tommasino (2019) verwiesen, der auf die jüdisch-christlich-islamischen Verflechtungen im Mittelalter hinweist und ideologische Ursprungs- und Einflusstheorien für irrelevant erklärt. Widmanns These, Dante habe den in Rede stehenden Libro della Scala gekannt, ist höchst umstritten, und zwar aus philologischen, nicht ideologisch-nationalistischen Gründen, wie Widmann unterstellt, eine Erweiterung der Quellenbasis ist, hier kann erneut auf Tommasino rekurriert werden, heutiger Forschungsstand. Schließlich gehört Widmanns Unterstellung eines bewussten Übertrumpfens der Vorlage in den Bereich unseriöser Psychopathologie, erscheint mit Renzis diplomatischeren Worten als «un grosso azzardo» (Renzi 2021, 5). Sollte Dante arabische Quellen gekannt und benutzt haben, stellte das angesichts der komplexen Intertextualität der Commedia keine Sensation dar (vgl. auch Gargano 3.4.2021) und spräche vor allem nicht für eine Imitation im negativen Wortsinn, wie die italienische mediale Öffentlichkeit jedoch empört verstehen wollte. Saviano hält dem bereits richtigerweise entgegen, dass «non lo sminuisce il fatto che esista persino un testo arabo tra le possibili fonti d’ispirazione dantesca» (Saviano 29.3.2021). Die Frage nach einer weiteren möglichen Inspirationsquelle für Dante erweist sich auch insofern als weitgehend irrelevant, als dass ihm sicher die antike, biblische und mittelalterliche Tradition der Jenseitsreisen bekannt war, die antike Katabasis, insbesondere der Abstieg des Aeneas in die Unterwelt im VI. Buch von Vergils Aeneis, und die christlichen Jenseitsvisionen wie die Visio Sancti Pauli (5. Jh.), die Visio Tungdali (Mitte 12. Jh.) und die Navigatio Brendani (11. Jh.). Hier lassen sich zahlreiche Parallelen in der Jenseitskonzeption finden, entscheidend ist jedoch nicht der (schwierige) Nachweis einer direkten Übernahme, sondern der Hinweis auf den zeitgenössischen Kontext, aus dem der Autor der Commedia schöpfte, um seine neue und kühne Konzeption des göttlichen Kosmos zu verwirklichen: eine individuelle Jenseitsreise als Lebender zur stellvertretenden Erlösung der Menschheit und zum eigenen Ruhm. Zwei berühmte exemplarische Vorbilder seiner providenziellen Jenseitsreise nennt Dante auch ehrfurchtsvoll zu Beginn des Inferno, wenn er in affektiert-bescheidener Abgrenzung sagt «Io non Enëa, io non Paolo sono» (Inf. I, 32, Dante 2021, 16). Wie bereits Schmidt erwähnte, «il viaggio ultraterreno è un genere frequentissimo non solo nella tradizione cristiana ma già nella letteratura classica romana e greca» (Schmidt zit. nach La Nazione 25.3.2021), ein Feld, auf dem Widmann mehr denn je die literaturwissenschaftlichen Kenntnisse fehlen. Seine sensationalistische Präsentation einer vom dantistischen Establishment angeblich verheimlichten islamischen Quelle krankt an mangelnden philologischen Kompetenzen, Widmanns Provokation läuft letztendlich ins Leere.

Marco Polo vs. Dante

Ähnlich funktioniert Widmanns Provokationsschema bei Marco Polos Reisebericht Milione, den er als irdisches «Gegenprogramm zu Dantes seherischer Jenseitswanderung» (Widmann 25.3.2021) präsentiert. Abgesehen von den völlig verschiedenen literarischen Traditionen, in denen die ästhetisch ebenso unterschiedlichen Werke stehen, weist Renzi zurecht darauf hin, dass auch der reisende Kaufmann Marco Polo sich im religiös geprägten zeitgenössischen Kontext bewegte und auf kirchliche Hilfe angewiesen war (Renzi 2021, 5). Eine private «religiös[e] Besessenheit Dantes» (Widmann 25.3.2021) zu postulieren und ihr die exemplarische Weltzugewandtheit Marco Polos entgegenzusetzen, entbehrt jeder Grundlage. Eklektische Lektüre ohne (literar-)historisches Fundament führt auch in diesem Fall zu einem Kurzschluss.

Moralismus

Widmann wird nicht müde, von dieser «religiösen Besessenheit Dantes», seiner «Lust am Urteilen und Verurteilen» zu sprechen, die «alles vor den Richterstuhl seiner Moral» (Widmann 25.3.2021) ziehe, was auch für sein «riesiges Ego» spreche. An einer bekannten Stelle der Commedia versucht Widmann diese Lesart zu belegen, im V. canto des Inferno, in dem die lussuriosi im Höllensturm herumgetrieben werden, unter ihnen Francesca da Rimini und Paolo Malatesta. Nicht ganz kongruent mit der sadistischen Freude am Verurteilen, die Widmann Dante soeben unterstellt hat, betont der Kolumnist hier das «Mitleid» (ebd.) Dantes mit den verurteilten Liebenden. Dante habe die beiden selbst in die Hölle verbannt, «um Gott daraus einen Vorwurf zu machen» (ebd.). Diese Lesart des Mitleids als Kritik an Gottes Urteil stellt eine Fehldeutung dar. Zunächst gilt es natürlich, die Ebene des Jenseitswanderers Dante vom retrospektiven Erzähler Dante und vom historisch fassbaren Autor Dante Alighieri zu trennen. Wenn der Protagonist der Höllenreise nach Francescas Bericht eindrucksvoll und einmalig in Ohnmacht fällt («e caddi come corpo morto cade», Inf. V, 142, Dante 2021, 37), bezeugt das allgemein-menschlich und ethisch sein Mitleiden am Schicksal der derart bestraften Sünder aus Liebe, die stellvertretend für die sündige Menschheit, Dante eingeschlossen, stehen. Moral-poetologisch betrachtet bedeutet die Anteilnahme aber auch einen Reflex auf Dantes eigene (stilisierte) literarische Entwicklung vom höfischen Roman über den dolce stil novo, die er mit der Commedia als überwunden darstellt. Auf keiner Ebene wird jedoch die Rechtmäßigkeit von Gottes Urteil infrage gestellt, Dante sieht sich als Prophet Gottes, der nach seiner gnadenhaft gewährten Jenseitsreise und Gottesschau Zeugnis von Gottes Wirken und Gerechtigkeit ablegt (vgl. auch Huß 2021, 1:15:45–1:18:13).

Shakespeare vs. Dante

Besonders heftigen Widerspruch erntete Widmann mit seinem schiefen Vergleich Dantes mit Shakespeare, dessen «Amoralität» (Widmann 25.3.2021) gegen Dantes angeblichen moralischen Rigorismus in Anschlag gebracht wird, um schließlich zu behaupten, Shakespeare «kommt uns doch Lichtjahre moderner vor» (ebd.) – wobei eine Spekulation, ob das Personalpronomen «uns» Ausweis von Widmanns Selbstadelung ist oder den Versuch darstellt, subjektive Meinungen zu verallgemeinern, hier unterbleiben soll. Theologie gegen Laienkultur, Jenseitsdichtung gegen Welttheater, Moralismus gegen Amoralität sind an dieser Stelle nicht nur wenig pertinente, sondern vor allem absurde Gegensätze, die für die Würdigung der beiden Dichter schlecht taugen. Schließlich gehören beide nicht ohne Grund zur «Weltliteratur» (Renzi 2021, 6) und Nationalvergleiche sind nicht nur heikle Stereotypenreiterei, sondern im Bereich der Kultur auch unsinnig. «Non è una gara!» (Saviano 29.3.2021), der Ausruf Roberto Savianos, der an anderer Stelle zur Verteidigung Widmanns erfolgt, kann mit Fug und Recht hier gegen Widmann gewendet werden, dessen polemische und oft haltlose Zuspitzungen und Taktlosigkeiten einen ebenso polemischen und haltlosen Sturm der Empörung in italienischen Medien ausgelöst haben.

Vorläufiges Fazit – Kulturkampf in Zeiten defizitärer Lektürekompetenzen

Wie könnte ein Fazit dieser «polemica dantedesca» (Huß 2021, 0:46:20–22) aussehen? Much ado about nothing? Diese Assoziation war bereits einigen Beiträgern der Debatte in den Sinn gekommen (vgl. Bianchi 26.3.2021; Turrini 25.3.2021; Mugnolo 28.3.2021), zumal Shakespeare sich nach Widmanns Kolumne natürlich förmlich als Intertext anbietet. Und wie in der englischen Komödie reichen kommunikative Defizite, unkritisch übernommene Verdächtigungen und unkontrollierte Emotionen, um die dünne Schicht der Zivilisation zum Schmelzen zu bringen und aggressiven Vorurteilen die Herrschaft zu überlassen. Die schließlich eingetretene Ruhe nach dem Sturm im Blätterwald macht die verschiedenen Ausfälle jedoch nicht ungeschehen und wie bei Shakespeare haben nur wenige Figuren im Spiel einen moralischen Kompass bewiesen. Der Kern der Aufregung ist auch kein Nichts, es sind konkrete und hier exemplarisch analysierte Fehlleistungen, die andere Fehlleistungen provoziert haben. Das niedrige Niveau der Debatte kann mit Goethes bekanntem Diktum «Zwar sind sie an das Beste nicht gewöhnt, / Allein sie haben schrecklich viel gelesen» (Goethe: Faust I, 45–46) auch nur teilweise literarisch geschönt werden, schließlich hat vor allem mangelhafte Lektürebereitschaft und ­-kompetenz die Eskalation einer Debatte befeuert, die zunächst auf Facebook und den übrigen sozialen Medien hochkochte, dort allerdings auch die ersten Stimmen der Vernunft zum Vorschein brachte. Für kulturpessimistische Generalverurteilungen der Medienentwicklung ist hier also kein Anlass, die mediale Form der Debatte hat aber sicherlich teilweise als Brandbeschleuniger fungiert und die Gefahren spontaner unreflektierter Reaktionen verdeutlicht.

Populismus und Chauvinismus sind leicht zu provozieren, was Widmanns Beitrag zum Dante-Streit jedoch nur partiell relativiert, denn intellektuelle Qualität und sprachliche Sensibilität ließen hier an vielen Stellen arg zu wünschen übrig. Eine Märtyrerposition kann Widmann demnach ebenso wenig in Anspruch nehmen wie Bewunderung für seine Provokationen erwarten, die manches Mal wohl dem Akademismus der etablierten Dantistik den Spiegel vorgehalten haben, insgesamt aber zu substanzlos und arbiträr daherkamen, um intellektuell anregendes Feuilleton bieten, geschweige denn einen nachhaltigen Forschungsanstoß liefern zu können. Womöglich wären die beteiligten Medien nicht schlecht beraten, gelegentlich Beiträger*innen mit ausreichender Sachkenntnis zu beschäftigen. Sorgen über defizitäre elementare Lektürekompetenzen – nicht nur jenseits der Alpen – könnte man sich auch machen.

Und Arno Widmann, der ignavo tedesco im Tweetstorm? Er publiziert in der Frankfurter Rundschau weiterhin Kolumnen zu Dante, zuletzt am 14.9.2021, die nach bewährtem Schema ein eklektisches Sammelsurium von Halbwissen präsentieren, ohne allerdings erneut eine derartige Polemik auslösen zu können...

Literaturverzeichnis

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Odifreddi, Piergiorgio: «Dante non è poi così sommo. Ma non ditelo ai dantisti», in: Domani 30 marzo 2021, 13 (https://www.editorialedomani.it/idee/cultura/dante-alighieri-danted%C3%AC-poeta-non-cosi-sommo-dantisti-jy89ptz4, 27.10.2021).

RAI News: «‹Dante arrivista, non ha inventato nulla›, l'editoriale del giornale tedesco. Il quotidiano tedesco Frankfurter Rundschau se la prende con il Sommo Poeta», in: RAI News 25.3.2021 (https://www.rainews.it/dl/rainews/articoli/assurdo-editoriale-Frankfurter-Dante-ambizioso-arrivista-e-plagiatore-Franceschini-Non-ragioniam-di-loro-fe44b80f-ed9b-4b31-8c4e-cc0defbeebe5.html, 27.10.2021).

Reichwein, Marc: «Deutsche halten Dante für einen Fußballer», in: Die Welt 4.4.2021 (https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article229335703/Fanbrief-Deutsche-halten-Dante-fuer-einen-Fussballer.html, 27.10.2021).

Renzi, Lorenzo: «Due contro Dante. Cronaca di una polemica letteraria nella stampa e in rete», in: Le parole e le cose 16.4.2021 (http://www.leparoleelecose.it/?p=41351, 27.10.2021).

Rostek, Andreas: «Dante-Tag. Aufregung in Italien über Dante-Text: Lehrstück über Populismus. Arno Widmann, Dante und der Nationalstolz», in: Frankfurter Rundschau 29.03.2021, 10:14 (https://www.fr.de/kultur/literatur/dante-italien-aufregung-artikel-frankfurter-rundschau-arno-widmann-matteo-salvini-90264761.html, 27.10.2021).

RSI: «Tedeschi contro Dante? È una bufala», in: RSI 29.3.2021 (https://www.rsi.ch/news/vita-quotidiana/cultura-e-spettacoli/Tedeschi-contro-Dante-%C3%88-una-bufala-13942372.html, 27.10.2021).

Saviano, Roberto: «Dante Alighieri, la Germania non lo infanga: storia (e bugie) di un attacco inventato», in: Corriere della Sera 29 marzo 2021, 00:06 (https://www.corriere.it/esteri/21_marzo_29/dante-tedeschi-non-infangano-storia-bugie-un-blitz-inventato-e1b2d902-8fea-11eb-bb16-68ed0eb2a8f6.shtml, 27.10.2021).

Saviano, Roberto: «L’Intervista. Arno Widmann: ‹Dante Alighieri un grande. Salvini e gli altri? Così non difendono l’Italia›», in: Corriere della Sera 28 marzo 2021, 16:18 (https://www.corriere.it/esteri/21_marzo_28/02-esteri-documentohcorriere-web-sezioni-b0c3fbd8-8ff8-11eb-bb16-68ed0eb2a8f6.shtml?fbclid=IwAR2GCyn8w-f3Y8HngW07CrFygQ6N7V3lLL2TGW_mHJjt-z6-ZwgBH5YZU-Q, 27.10.2021)

Straub, Eberhard: «Taktlosigkeit zum Dante-Tag. Arno Widmanns Polemik in der ‹Frankfurter Rundschau› gegen den Verfasser der ‹Divina Commedia› belastet das bilaterale Verhältnis», in: Preußische Allgemeine Zeitung 23. April 2021 (https://www.webarchiv-server.de/pin/archiv21/202116042328.htm, 27.10.2021).

Tommasino, Pier Mattia: «Visio e divisio in Inferno XXVIII. Qualche riflessione sulle fonti islamiche della Commedia», in: Dante e la dimensione visionaria tra medioevo e prima età moderna. A cura di Bernhard Huss e Mirko Tavoni. Ravenna: Longo 2019, 61–79.

Turrini, Davide: «Dante ‹arrivista e plagiatore›? Ecco cosa c’è scritto davvero sul giornale tedesco a cui ha risposto il ministro Franceschini», in: Il fatto quotidiano 25.3.2021 (https://www.ilfattoquotidiano.it/2021/03/25/dante-arrivista-e-plagiatore-ecco-cosa-ce-scritto-davvero-sul-giornale-tedesco-a-cui-ha-risposto-il-ministro-franceschini/6145719/, 27.10.2021).

Widmann, Arno: «Dante: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen», in: Frankfurter Rundschau 25.3.2021 (26.3.2021, 9:26) (https://www.fr.de/kultur/literatur/dante-die-guten-ins-toepfchen-die-schlechten-ins-kroepfchen-90259881.html, 27.10.2021).

Widmann, Arno: «Wo ist Dante? On the road, könnte man sagen», in: Frankfurter Rundschau 14.09.2021 (https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/wo-ist-dante-90979029.html, 27.10.2021).

  1. Die offensichtlichen Dante-Zitate stammen aus dem ersten canto des Inferno, resp. Vers 1, 2 und 3, zitiert nach: Dante 2021, 6.
  2. Wobei gerade Flaschs Übersetzung der ersten drei Verse «Nel mezzo del cammin di nostra vita / mi ritrovai per una selva oscura / ché la diritta via era smarrita» mit «In der Mitte unseres Lebenswegs kam ich zu mir in einem dunklen Wald. Der rechte Weg war da verfehlt» nicht unproblematisch ist.
  3. Anstelle der nordfranzösischen Form wäre das provenzalische Wort trobadors natürlich passender gewesen.
  4. Vgl. «un poeta medievale ‹anni luce dietro a Shakespeare›, egocentrico e arrivista, che ha poco a che fare con la nascita della lingua italiana» (ebd.).
  5. Die vermeintliche Autorität von Franceschinis Tweet wird häufig zitiert, vgl. RAI 25.3.2021; Montepulico 25.3.2021; De Conto 25.3.2021; Turrini 25.3.2021; Benedetti 26.3.2021; Bianchi 26.3.2021; Conti 27.3.2021; Mugnolo 28.3.2021; De Mars 31.3.2021.
  6. Vgl. die Polemik in der rechtsnationalen Zeitung Secolo d’Italia (De Conto 25.3.2021) und den Versuch der Lega, das Europäische Parlament zu instrumentalisieren (vgl. in kritischer Berichterstattung: Bianchi 26.3.2021).
  7. Der Preis ging 2021 an Giulia Caminito, Monaldi und Sorti waren nicht unter den Finalist*innen, vgl. https://www.premiocampiello.org/ (27.10.2021).
  8. Diesen Verdacht äußert auch De Mars 31.3.2021.
  9. Vgl. – faute de mieux – https://de.wikipedia.org/wiki/Monaldi_%26_Sorti und https://it.wikipedia.org/wiki/Monaldi_%26_Sorti (27.10.2021).
  10. Vgl. FanClub Attomelani.net 9.4.2021.
  11. Vgl. FanClub Attomelani.net 30.3.2021.
  12. Vgl. Ascarelli 26.3.2021.
  13. Vgl. «perché ripetono quello che Wagner diceva dei suoi colleghi ebrei e che viene ripetuto fino alla nausea dalla destra tedesca: un vero catalogo che il nostro autore nell’ebbrezza dell’originalità non riesce a scansare. Come ogni ebreo, da Heine a Mendelssohn, Dante sarebbe incapace di creare, privo di spiritualità, passione, generosità e senso della comunità; vive invece imprigionato nell’utile, in una torva ragionevolezza, in uno smodato opportunismo e in una lingua che non gli appartiene e non contribuisce a forgiare» (Ascarelli 26.3.2021).
  14. Savianos politisches und kulturelles Engagement wird in Italien und Deutschland, wie unten beim Blick auf die deutsche Berichterstattung zur Sprache kommen wird, auch durchaus kritisch bewertet, selbst von nicht rechtsnationalen Medien. So nennt ihn Meiler beispielsweise «Italiens Rundumintellektuelle[n]» (Meiler 29.3.2021) und weist darauf hin, dass Saviano für den Corriere della Sera schreibe, das Konkurrenzblatt von La Repubblica, die den ‹Angriff› auf Italien postuliert hatte; die Relevanz dieses medienkritischen Einwands scheint mir jedoch angesichts weitgehender Affinitäten Savianos mit Widmann auf politischer, intellektueller und kultureller Ebene recht gering zu sein.
  15. Vgl. «mi ha divertito a dirti la verità… quando fondai la TAZ (Die Tageszeitung, giornale berlinese) volevamo scrivere articoli culturali pericolosi e divisivi. Pensa che ora, che sono ultrasettantenne, questa storia sarebbe molto piaciuta al me di 50 anni fa» (Saviano 28.3.2021).
  16. Vgl. Conti 27.3.2021, die Widmanns Text detailliert analysiert und keinen Angriff, wohl aber eine gewisse «antipatia» Dante gegenüber feststellt; aus ähnlicher Position wie Conti, die für die Berliner Plattform Il Mitte schreibt, erkennt auch De Mars 31.3.2021 auf der Berliner Seite il Deutsch-Italia keinen Angriff, hingegen einen klischeebehafteten Sturm im Internet, wobei sie die Bekanntheit, die Dante durch die Polemik in weiteren Kreisen erfahren habe, als ungewollt positiven Effekt bewertet.
  17. RAI News 25.3.2021, die dortige Zitatkollage «‹la prima poesia d’arte in lingua madre in Italia è stata scritta in provenzale›, ed è il ‹Livre du Trésor› di Brunetto Latini» verkürzt Widmanns Sprachendiskussion zur Absurdität; quasi textidentisch die Berichterstattung vom Dante-Streit bei Montepulico 25.3.2021, der am Ende seines Beitrags immerhin leichte Kritik an übertriebenen Dante-Feiern in Firenze erkennen lässt.
  18. Vgl. Giuffrida 29.3.2021, die einige Statements der Debatte unkommentiert auflistet; Low 26.3.2021 legt dagegen einen stärkeren Akzent auf die polemikkritischen Stimmen und kommt am Ende seines Berichts zu einer vorsichtigen eigenen Bewertung von Widmanns Artikel als weniger «critical as it has been made out to be», er relativiert auch den oft kritisierten Shakespeare-Vergleich.
  19. Reichwein formuliert in seinem Beitrag auch bereits die rhetorische Frage «Was erlauben Widmann» (ebd.), die als Anspielung auf die bekannte Philippika Giovanni Trapattonis am 10.3.1998 die Überschrift dieses Abschnitts bildet – meine Prägung ist allerdings, ein Beispiel für Polygenese im Bereich der Kultur, unabhängig davon entstanden.
  20. Vgl. Bianchi 26.3.2021; Conti 27.3.2021; Low 26.3.2021; Turrini 25.3.2021.
  21. Vgl. De Conto 25.3.2021, die Piller «ignoble» schimpft; FanClub Attomelani.net 9.4.2021, die behaupten, «Tobias Piller infanga l’Italia in 2/3 dei suoi articoli».
  22. Vgl. De Mars 31.3.2021; Giuffrida 29.3.2021; Jungblut 25.3.2021; Mugnolo 28.3.2021.
  23. Vgl. Binelli 26.3.2021 in L’Arno; weiterhin La Nazione 25.3.2021; das auf Lady Radio am 25.3.2021 gesendete Interview ist nicht mehr abrufbar.
  24. Vgl. De Conto 25.3.2021; La Nazione 25.3.2021.
  25. Vgl. «Arno Widmann schreibt für die Frankfurter Rundschau als Autor für Politik, Kultur und Gesellschaft aus dem bundespolitischen Berlin. Geboren 1946 in Frankfurt am Main, war 1979 bei der Gründung der taz dabei, dann stellvertretender Chefredakteur der deutschen Vogue, Chefredakteur der taz, Feuilletonchef der Zeit, Chef der Meinungsseite der Berliner Zeitung, Feuilletonchef der Frankfurter Rundschau und Mitglied der DuMont Redaktionsgemeinschaft. Jetzt arbeitet er als Autor» (https://www.fr.de/autoren/9334/, 27.10.2021).
  26. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Arno_Widmann (27.10.2021).
  27. Vgl. beispielsweise Monaldi/Sorti 25.3.2021; Saviano 29.3.2021; Meiler 29.3.2021; De Mars 31.3.2021.
  28. So findet sich zu Umberto Eco lediglich der ältere Titel Das Mädchen aus der Volkskommune. Chinesische Comics (Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1972), zu dessen italienischer Originalausgabe I fumetti di Mao Eco einen Kommentar verfasst hat, den Widmann dann zusammen mit den übrigen Texten übersetzt hat (https://d-nb.info/720219191, 27.10.2021); in puncto Curzio Malaparte taucht unter dem Titel Das Kapital (Berlin: Kramer 1982) die Übersetzung von Malapartes französischem Theaterstück Das Kapital. Pièce en trois actes (1949) auf (https://d-nb.info/821145797, 27.10.2021).
  29. Vgl. dazu kritisch schon Grimaldi 2015; weiterhin Renzi 2021, 7–8; Casadei 8.4.2021.
  30. Vgl. dazu auch Schmidt: «la lingua di Dante è perfettamente intellegibile ancora oggi, diversamente da quanto accaduto con l’inglese o il tedesco del Trecento, che sono praticamente incomprensibili per gli inglesi e tedeschi odierni» (Schmidt, zit. nach den wortgleichen Abdrucken in La Nazione 25.3.2021 und Binelli 26.3.2021 in L’Arno).
  31. Vgl. dazu auch Huß 2021, 0:51:28–0:52:08.