Horizonte Ausgabe 8 Titelkunst
Artikel

Der ‹lange› 8. September 1943 in der italienischen Literatur

Pascal Oswald

1. Einleitung

Questo è stato un fatto senza precedenti nella storia italiana, che sconvolgeva tutti: sconvolgeva quelli che politicamente erano impegnati, quelli che non lo erano affatto, quelli che sarebbero stati disposti a una passività, a una rassegnazione o a una obbedienza e quelli che cercavano invece le vie di uscita nella lotta.1

Wie kein anderes Ereignis der jüngeren Vergangenheit ist der 8. September in das Kollektivbewußtsein der Nation eingeschrieben. Kein anderes Datum in dem an Erinnerungstagen reichen italienischen Jahreskalender weckt so viele Emotionen und Assoziationen wie der ‹otto settembre›, der als dunkelster Moment der Nationalgeschichte gilt.2

Diese beiden Zitate – eines italienischen antifaschistischen Zeitzeugen und eines deutschen Historikers – betonen die Bedeutung des 8. September 1943 als einschneidende kollektive Erfahrung, die die Gesamtheit der Italienerinnen und Italiener unabhängig von ihrer politischen Orientierung betroffen habe. Der otto settembre stellt in vielerlei Hinsicht eine entscheidende Zäsur in der neuesten Geschichte Italiens dar.

Der vorliegende Aufsatz untersucht die Darstellung dieses Umbruchmoments in der italienischen Literatur – ein Thema, das bis dato erstaunlicherweise nur ansatzweise und in sehr begrenztem Maße behandelt wurde.3 Methodisch habe ich dabei eine primär geschichtswissenschaftliche Perspektive gewählt: Es geht weniger darum, Erzählstrategien zu analysieren; vielmehr werden die literarischen Texte als historische Quellen gelesen, mit dem Ziel aufzuzeigen, welches Bild sie vom ‹langen› 8. September vermitteln. Die untersuchten Texte werden dabei mit anderen historischen Quellen in Relation gesetzt und kontextualisiert. Analysiert werden – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – die Darstellungen des 8. September ausschließlich in belletristischen Texten. Zwar sind viele bedeutende Beispiele der Bürgerkriegsliteratur – von Beppe Fenoglio über Luigi Meneghello zu Cesare Pavese – stark autobiographisch geprägt, was eine Unterscheidung von Belletristik und Memorialliteratur schwierig erscheinen lässt; es ist jedoch vor allem die Form der Darstellung, die eine solche – wenn auch nicht hundertprozentig trennscharfe – Klassifizierung zulässt. Geographisch beschränkt sich die Analyse auf das Territorium der heutigen Republik Italien, weshalb etwa Marcello Venturis Bandiera bianca a Cefalonia keine Beachtung findet. Das untersuchte Zeitfenster umfasst den 8. September und seine unmittelbaren Folgen bis Monatsende. Auf die Einleitung folgt eine Erläuterung der historischen Hintergründe: Was geschah am 8. September 1943 und welche politischen Folgen hatte dieses Ereignis? Die sich anschließende Analyse der literarischen Texte gliedert sich in drei Teile: Zunächst liegt das Augenmerk auf der Darstellung des ‹langen› 8. September 1943 in literarischen Verarbeitungen ehemaliger Partisaninnen und Partisanen: Hier werden Beppe Fenoglios Primavera di bellezza, Luigi Meneghellos I piccoli maestri, Mario Tobinos Il clandestino und – als eines der wenigen Beispiele einer weiblichen Resistenza-Literatur – Renata Viganòs L’Agnese va a morire behandelt. Der darauffolgende Abschnitt bietet Stimmen aus der sogenannten «zona grigia» – oder vielleicht besser: aus dem Feld der «zone grigie»4 : Mit diesem keineswegs unumstrittenen Begriff haben Historiker:innen seit Anfang der 1990er-Jahre in Anlehnung an Primo Levi die Teile der Bevölkerung beschrieben, die zwischen bzw. jenseits von Widerstand und Kollaboration standen, sich einer klaren Seitenwahl enthielten und sich scheinbar passiv nur ums eigene Überleben kümmerten.5 Unter dieser Kategorie lassen sich Cesare Pavese, der seine Erfahrung jener Jahre im Roman La casa in collina verarbeitet hat, und Alberto Moravia fassen, aus dessen Feder der Roman La ciociara stammt. Mit Giose Rimanelli, Giorgio Soavi und Carlo Mazzantini finden im abschließenden Abschnitt auch ‹gli altri›, die republikanischen Faschisten, Berücksichtigung. Die vorgenommene Klassifizierung ist gewiss bis zu einem gewissen Grad künstlich und vor allem von einer Perspektive ex post bestimmt. Gleichwohl sind die literarischen Darstellungen der jeweiligen drei Gruppen – bei aller Heterogenität und fließenden Übergängen – doch durch gemeinsame Elemente gekennzeichnet, was eine solche Klassifizierung sinnvoll macht.

2. Historische Hintergründe

Das Jahr 1943 stellte für den Verlauf des Zweiten Weltkriegs und insbesondere für Italien in vielerlei Hinsicht einen Wendepunkt dar. Am 9./10. Juli landeten alliierte Truppen auf Sizilien. Benito Mussolini, der als faschistischer Diktator die Geschicke Italiens seit den 1920er-Jahren gelenkt hatte und am 10. Juni 1940 aufseiten des nationalsozialistischen Deutschlands in den Zweiten Weltkrieg eingetreten war, wurde am 25. Juli 1943 in einer Art doppeltem Staatsstreich von einer faschistisch-monarchischen Elite gestürzt.6 Der von König Vittorio Emanuele III. zum neuen Regierungschef ernannte Marschall Pietro Badoglio erklärte nach dem Sturz Mussolinis im Radio zunächst, der Krieg gehe weiter, nahm später jedoch tatsächlich im Geheimen Waffenstillstandsverhandlungen mit den Alliierten auf.7 Am 3. September unterzeichnete der Brigadegeneral Giuseppe Castellano im Auftrag der Regierung im sizilianischen Cassibile schließlich einen Waffenstillstand mit den Alliierten. Dieser als ‹kurzer Waffenstillstand› bekannte Vertrag, der ausschließlich militärische Konventionen beinhaltete, bedeutete faktisch – gemeinsam mit dem am 28. September vor Malta unterzeichneten ‹langen Waffenstillstand›, der die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse regelte – die bedingungslose Kapitulation des Königreichs Italien. Irrtümlicherweise ging die italienische Regierung unter Berufung auf einen Brief Castellanos davon aus, dass die alliierte Landung auf dem italienischen Festland und die öffentliche Bekanntgabe des Waffenstillstands frühestens am 12. September erfolgen würden. Badoglio war daher überrascht, als er in der Nacht vom 7. auf den 8. September vom US-amerikanischen General Maxwell D. Taylor erfuhr, dass die geplante Landungsaktion bei Salerno (Unternehmen «Avalanche») bereits in die Wege geleitet und die Verkündung des Waffenstillstands für den Folgetag geplant war. Vergeblich bat er in den frühen Morgenstunden Eisenhower in einem Telegramm um einen Aufschub. Der US-amerikanische General annullierte daraufhin eine geplante Luftlandungsaktion in Rom (Unternehmen «Giant 2») und gab um 18:30 Uhr über Radio Algiers den Waffenstillstand bekannt. Aufgrund von Indiskretionen war die Neuigkeit bereits vorher durchgesickert, hatte Radio New York doch um 16:30 Uhr eine inoffizielle Meldung publik gemacht. Badoglio bestätigte seinerseits – nach einer rasch einberufenen Sitzung im Quirinal, bei der sich der König entgegen der Meinung der meisten Anwesenden für die Annahme der Erklärung aussprach – um 19:42 Uhr im italienischen Rundfunk den Waffenstillstand; die legendäre Ansprache, die den ganzen Abend lang – nach unterschiedlichen Quellenzeugnissen – alle 15, 30 oder 60 Minuten wiederholt wurde, beendete er mit der für die italienischen Militärangehörigen unklaren Aussage: «Conseguentemente, ogni atto di ostilità contro le forze anglo-americane deve cessare da parte delle forze italiane in ogni luogo. Esse però reagiranno ad eventuali attacchi da qualsiasi altra provenienza.»8 Nachdem sich ihre Hoffnung auf eine Landung der Alliierten nördlich von Rom nicht erfüllt hatte, zogen Badoglio und der König einen Widerstand in Rom nicht mehr ernsthaft in Betracht.9 Am 6. September hatte der Generalstabschef Mario Roatta lediglich in unzureichendem Maße die Memoria 44 OP durch zwei Promemorien verbreiten lassen, die einige vage Hinweise über die Notwendigkeit enthielten, auf mögliche deutsche Angriffe zu reagieren.10 Am Morgen des 9. September traten Badoglio und der König mit ihrem Gefolge ihre ‹Flucht› aus Rom über Pescara in das wenig später von den Alliierten besetzte Brindisi an.11 Dadurch wurde zwar die «Staatskontinuität» gewahrt12 , die militärische und politische Führung ließ Land und Armee jedoch in einem «materiellen und moralischen Chaos»13 zurück. Die Absurdität der Situation bei den unteren Befehlsrängen spiegelt sich bestens in den Worten wider, die der ungläubige Leutnant Alberto Innocenzi, Protagonist von Luigi Commencinis Tutti a casa, der 1960 erschienenen Commedia all’italiana, zu Beginn des Films an seinen Vorgesetzten richtet: «Signor colonnello, accade una cosa incredibile ... I tedeschi si sono alleati con gli americani!»14 Die Offiziere erhielten vielfach sich einander widersprechende Befehle.15 Noch um 00:20 Uhr des 9. September übermittelte das Radio des Comando supremo: «in nessun caso prendere iniziativa delle ostilità contro le truppe germaniche»; danach herrschte Schweigen und erst nach seiner Ankunft in Brindisi entschloss sich Badoglio dazu, ein Heer, das zu diesem Zeitpunkt großenteils nicht mehr existierte, zum Widerstand aufzufordern.16 Zynisch gibt Curzio Malaparte in seinem autobiographisch inspirierten Roman La pelle die Perspektive der einfachen Soldaten wieder:

Era stato per noi un magnifico giorno, quello dell’8 settembre 1943, quando avevamo buttato le nostre armi e le nostre bandiere non soltanto ai piedi dei vincitori, ma anche ai piedi dei vinti. […] Era stato veramente un bellissimo spettacolo, uno spettacolo divertente. Tutti noi, ufficiali e soldati, facevamo a gara chi buttava più ‹eroicamente› le armi e le bandiere nel fango […] Finita la festa, ci ordinammo in colonna, e così, senz’armi, senza bandiere, ci avviammo verso i nuovi campi di battaglia, per andare a vincere con gli Alleati questa guerra che avevamo già persa con i tedeschi.17

Die Folge war eine militärische Katastrophe: Große Teile der italienischen Armee ergaben sich kampflos der Wehrmacht, die ihre Präsenz in Italien bereits seit dem 25. Juli erheblich verstärkt hatte und nun gemäß «Fall Achse» die Apenninenhalbinsel besetzte.18 Ein Heer von ca. 1,7 Millionen Soldaten verschwand gleichsam über Nacht, circa 20.000 italienische Soldaten fielen in den Kämpfen in den Tagen nach dem 8. September19 ; insgesamt mehr als 600.000 italienische Soldaten wurden nach Deutschland oder in die von den Nationalsozialisten besetzten Ostgebiete deportiert, wo sie später unter Bruch des Völkerrechts als Militärinternierte «Zwangsarbeit für den Verbündeten» leisten mussten.20

Zu der Tatsache, dass die italienische Armee von ihrer Führung ohne klare Befehle und im Stich gelassen wurde, kam hinzu, dass Soldaten wie Offiziere vielerorts demoralisiert waren21 und ein plötzlicher Frontenwechsel schwer kommunizierbar war. Die ‹Flucht› der Regierung war somit nicht der alleinige Grund für den Zusammenbruch der Armee; dennoch bleibt offen, ob sich die Situation nicht anders entwickelt hätte, wenn sich der König und Badoglio für den Verbleib in Rom und einen dezidierten militärischen Widerstand entschieden hätten.22 Insbesondere die Frage, ob Rom in der damaligen Situation hätte erfolgreich verteidigt werden können, wurde lange Zeit kontrovers diskutiert.23 Im Raum Latium waren die italienischen Truppen den deutschen zahlenmäßig vielfach überlegen. Da das oberste Kommando der italienischen Armee auf eine Verteidigung der Ewigen Stadt verzichtete, kam es jedoch lediglich an einigen Punkten zu Kämpfen mit den Deutschen.24 Der an der Porta San Paolo geleistete Widerstand gilt dabei manchen Interpreten als Geburtsstunde der Resistenza.25 Nach einem auf den 9. September datierten Ultimatum des Oberbefehlshabers der Wehrmacht in Italien, Albert Kesselring, in dem dieser die Bombardierung der Stadt androhte, unterzeichnete der von den Generälen Giacomo Carboni und Giorgio Calvi di Bergolo sowie dem Kriegsminister Antonio Sorice ausgesandte Oberstleutnant Leandro Giaccone einen Waffenstillstand, durch den der bereits am 14. August von der Regierung Badoglio einseitig erklärte Status der «offenen Stadt» formal bestätigt wurde. Die Vereinbarungen sahen die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung in der Stadt durch italienische Verbände – die Afrikapolizei, die Kräfte der öffentlichen Sicherheit und die Infanteriedivision Piave – vor, während sich die deutsche Präsenz innerhalb der Aurelianischen Mauern auf die Besetzung weniger Punkte – der deutschen Botschaft, der Radiostation «Roma I» und der deutschen Telefonzentrale – beschränken sollte.26 Tatsächlich drangen die deutschen Soldaten jedoch entgegen dem Abkommen bald auch in die Innenstadt ein, setzten am 23. September den Kommandanten der ‹offenen Stadt›, Calvi di Bergolo, ab und entwaffneten die noch verbliebenen Einheiten der Division Piave.27 Die Befehlshaber der italienischen Streitkräfte in Turin, Mailand und vielen anderen großen Städten Ober- und Mittelitaliens ergaben sich um den 10. September fast kampflos. Vielerorts leerten wenige junge deutsche Soldaten ganze Kasernen quasi im Alleingang. Widerstandszellen, die erst nach längerem Kampf kapitulierten, stellten u. a. die italienischen Garnisonen in Cuneo, Savona, Gorizia, Parma, Ascoli Piceno, Verona, Treviso und Triest dar.28 Auch die italienischen Truppen auf dem Balkan und in der Ägäis leisteten Widerstand.29 Vielfach löste der italienische ‹Verrat› bei den deutschen Truppen Rachegefühle gegenüber dem ehemaligen Verbündeten aus. Traurige Berühmtheit erlangte dabei die griechische Insel Kefalonia, auf der deutsche Einheiten nach Ende der Kampfhandlungen 6.000 italienische Soldaten massakrierten.30

Mit dem 8. September wurde Italien nicht nur zum «besetzten Verbündeten»31 , sondern indirekt war dieser Tag auch die Geburtsstunde der bewaffneten Resistenza und der Repubblica Sociale Italiana (RSI). Am 9. September formierte sich in Rom aus der Opposition der von sechs antifaschistischen Parteien gebildete Comitato di Liberazione Nazionale (CLN), das zukünftige Leitungsorgan der Resistenza.32 In zahlreichen anderen Städten bildeten sich nach dem römischen Vorbild rasch lokale CLN.33 Ab dem 12. September entstanden im Piemont die ersten Partisanenformationen.34 Am selben Tag wurde Mussolini im Zuge des spektakulären «Unternehmens Eiche» von deutschen Einheiten aus seiner Gefangenschaft im Hotel Campo Imperatore befreit.35 Bereits in der Nacht vom 8. auf den 9. September hatten einige nach Deutschland geflohene Faschisten – darunter Alessandro Pavolini, Cesare Rivelli und Vittorio Mussolini – über Radio München die Bildung eines neuen Ministeriums bekanntgegeben.36 Der befreite ‹Duce› ließ am 15. September im Rundfunk eine erste Nachricht in sieben Punkten verbreiten, die unter anderem seine Rückkehr an die Spitze des Faschismus in Italien und den Aufbau einer republikanisch-faschistischen Partei ankündigten37 ; am 18. September verkündete er über den Sender München persönlich die Einrichtung eines neuen republikanischen und sozialen Staates38 , bevor sich Ende September faktisch die Regierung der RSI bildete.39 Damit waren die Weichen für einen 20-monatigen Bürgerkrieg und die politische Zwei-, wenn nicht gar Dreiteilung des Landes in einen von den Alliierten und dem Königreich Italien kontrollierten Süden, ein Frontgebiet und ein von den Deutschen und der RSI kontrollierten Norden gestellt.

3. Die Perspektive der Resistenza: die literarische Verarbeitung durch ehemalige Partisanen

Wie stellten ehemalige Widerstandskämpfer nach Kriegsende den 8. September und seine unmittelbaren Folgen dar? In Renata Viganòs L’Agnese va a morire bringt jener Tag dramatische Folgen für die Protagonistin mit sich. Als erfolgreiches Beispiel weiblicher Resistenza-Literatur stellt dieser Roman eine Besonderheit in einer von Männern dominierten Welt dar: Bis in die 1970er-Jahre blieb es weitgehend ihnen überlassen, die Resistenza zu erzählen und damit auch das Bild der Frauen während des Befreiungskampfs zu prägen. Von diesen hinterließen nur wenige schriftliche Zeugnisse ihrer Beteiligung an der Widerstandsbewegung, die in vielen Fällen nicht in einer Teilnahme am bewaffneten Kampf bestanden hatte, sondern mit dem Begriff «resistenza civile»40 beschrieben werden kann. Wenn Frauen über ihre Resistenza-Erfahrung schrieben, so meist in ihren Heimatorten, in kleinen Verlagen, sodass die Texte nur begrenzte Verbreitung und geringen Bekanntheitsgrad erlangten. Eine wichtige literarische Ausnahme stellt L’Agnese va a morire dar, der gar als «il romanzo ufficiale della Resistenza»41 bezeichnet worden ist: 1949 veröffentlicht, wurde das Buch noch im selben Jahr mit dem renommierten Premio Viareggio ausgezeichnet.

Die Romanhandlung setzt im September 1943 ein. Die Autorin des teilweise autobiographisch inspirierten Romans hatte selbst als stafetta am Partisanenkampf zunächst in der Romagna und später in den Valli di Comacchio teilgenommen.42 Auch wenn die Ortsnamen nicht genannt werden, ist aus den Landschaftsbeschreibungen unschwer zu erkennen, dass der Roman in diesen Tälern spielt.43 Die Wäscherin Agnese, die Hauptfigur, ist mit Palita verheiratet, der aufgrund einer Krankheit den ganzen Tag unter dem Torbogen oder im Haus am Fenster sitzend damit verbringt, Besen und Körbe anzufertigen. «Era l’unico lavoro che poteva fare.»44 Von Palitas antifaschistischer Aktivität erfährt der Leser, die Leserin erst später. «Una sera di settembre»45 , so der Romanbeginn, trifft die Protagonistin auf dem Heimweg auf einen jungen soldato sbandato, der ihr erklärt: «La guerra è finita. Io vado a casa. Sono tanti giorni che cammino.»46 Sie erwidert, dass sich am vorletzten Abend alle betrunken hätten, als der Waffenstillstand im Radio bekanntgegeben wurde, zeigt sich selbst jedoch sehr skeptisch: «Io credo che i guai peggiori siano ancora da passare.»47 Diese Textstelle zeigt gut die vielfältigen und teils widersprüchlichen Reaktionen der Bevölkerung auf den Proclama Badoglio, die zwischen Freude, Skepsis, Trauer und Scham changierten. Ein großer Teil der kriegsmüden Zivilbevölkerung und Soldaten gab sich am Abend des 8. September tatsächlich der Illusion eines Friedens hin: manche Römer verbrannten sogar ihre Lebensmittelkarten48 ; in ländlichen Gebieten wurden Freudenfeuer angezündet, vielerorts läuteten die Kirchenglocken und in manchen Pfarreien sang man ein Te Deum.49 Auf eine erste regelrechte «esplosione di gioia»50 folgte vielfach jedoch rasch Ernüchterung; bei politisch sensiblen Zeitgenossen rief bereits der zweite Teil der Rundfunkansprache Besorgnis wegen einer möglichen harten deutschen Reaktion hervor. Claudio Pavone hat die Reaktionen der Italiener auf den Waffenstillstand mit der raschen Abfolge der Gefühle «incredulità-stupore-gioia-preoccupazione-smarrimento»51 charakterisiert.

Agnese bewirtet und beherbergt schließlich den jungen Soldaten, was den Protest ihrer offenbar philofaschistischen Nachbarin Minghina hervorruft: «Dovete subito mandar via quel soldato […] Le mie figlie sono state alla casa del fascio per aiutare a servire il vino ai tedeschi.»52 Agnese besteht auf ihrem Recht, in ihrem Haus beherbergen zu dürfen, wen sie wolle, und schlägt ihrer Nachbarin die Tür vor der Nase zu. Als sie ein herbeieilender Junge vor der Ankunft der Deutschen warnt, steckt sie dem Soldaten ein Stück Brot zu und weist ihm den Weg zu einem Versteck. «Egli scappò di corsa, e intanto s’udì crescere un rombo di motore; un piccolo camion sbucò dalla cavedagna, frenò sull’aia, i tedeschi saltarono a terra.»53 Die eintreffenden Deutschen erkundigen sich nach Ottavi Paolo und führen Agneses Ehemann ab. Dabei werden sie in einer für den Neorealismus bisweilen charakteristischen Schwarz-Weiß-Manier als bedrohlich, böse und geradezu unmenschlich54 dargestellt:

L’aia, la campagna, il mondo furono guastati dai loro aspetti meccanici disumani, pelle, ciglia, capelli quasi tutti di un colore sbiadito, e occhi stretti, crudeli, opachi come di vetro sporco. I mitra sembravano parte di essi, della loro stessa sostanza viva.55

Agnese läuft dem deutschen Laster verzweifelt hinterher, macht sich in ihrer Trauer jedoch keine Illusionen über eine Rückkehr ihres Mannes. Trotz der fatalen Konsequenzen bereut sie ihr Handeln mitnichten und macht dem jungen Soldaten keinerlei Vorwurf, stattdessen ruft die Deportation Palitas in ihr einen tiefen Hass auf die Deutschen und die Faschisten hervor:

Ma non malediceva il ragazzo disperso che cercava la via di casa, né si rammaricava di averlo aiutato. Lui non aveva colpa: soffriva della guerra, aveva fame e sonno, era giusto dargli da mangiare e da dormire. Nasceva invece in lei un odio adulto, composto ma spietato, verso i tedeschi che facevano da padroni, verso i fascisti servi, nemici essi stessi fra loro, e nemici uniti contro povere vite come la sua, di fatica, inermi, indifese.56

Dieses zunächst eher unpolitische Gefühl führt binnen kurzem zu ihrem Engagement als stafetta in der Resistenza: Als antifaschistische Freunde ihres Mannes sie besuchen, entschließt sich Agnese dazu, den Kampf gegen die ‹Nazifaschisten› zu unterstützen.

Mio marito ne parlava, ma erano cose di politica e di partito, cose da uomini. Io non ci badavo. So che ha sempre voluto male ai fascisti, e dopo anche ai tedeschi, e diceva che tutti i comunisti ci avrebbero pensato loro per tutti.57

In L’Agnese va a morire zeichnet sich somit bereits im September 1943 eine Seitenwahl der Protagonistin für die Resistenza ab. Nach einem weiteren Besuch eines jungen Antifaschisten erledigt Agnese ihren ersten Botengang für die Partisanen. Nachdem sie im Zorn einen Deutschen getötet hat, der ihre Katze umgebracht hatte, schließt sie sich endgültig den Partisanen an. Wenn sich auch bereits in diesen Teilen des Romans eine für die gesamte Erzählung charakteristische Schwarz-Weiß-Darstellung von bösen Deutschen und guten Kommunisten abzeichnet, ist diese individuelle Seitenwahl insofern historisch plausibel dargestellt, als sie als eine persönliche Reaktion auf eine einschneidende brutale Maßnahme der Besatzer erfolgt.

Ebenfalls aus Zivilisten-Perspektive beschreibt Mario Tobino in seinem Roman Il clandestino den 8. September. Der Autor nahm selbst von März bis September 1944 am Partisanenkampf teil.58 Der Roman spielt im fiktiven Ort Medusa, hinter dem sich Viareggio, die Heimatstadt des Autors, verbirgt.59 Bereits vor dem 25. Juli organisiert sich dort eine kleine Gruppe von Antifaschisten, die mehrheitlich zwischen 20 und 30 Jahre jung sind: der titelgebende (gruppo) clandestino. Am 26. Juli organisieren dessen Mitglieder eine kleine Versammlung auf der sogenannten Piazza Grande der Stadt, was eine Verhaftung für 10 Tage nach sich zieht. Der auktoriale Erzähler, der zahlreiche Italiener nach dem 25. Juli unverblümt als Wendehälse charakterisiert, urteilt auch scharf über den 8. September. Er verurteilt insbesondere die Führungsklasse für den letzten Satz von Badoglios Rundfunkansprache:

I nostri soldati per quella sibillina frase avrebbero dovuto schierarsi all’istante contro i tedeschi, pochi secondi prima loro alleati; si sarebbe dovuto compiere l’azione più difficile che può capitare a un esercito […] Era tale l’ipocrisia e la viltà dei nostri capi che non si era neppure osato specificare, dire con chiarezza: Da questo istante il nemico è il tedesco, aggreditelo e uccidetelo. Si lasciò invece tutto nel vago, nell’allusivo, nell’equivocabile, nel probabile, nell’ammissibile.60

Den einzig positiven Aspekt der «tragedia»61 des 8. September sieht der Erzähler darin, dass

finalmente si ripresentava la verità sgominando ogni impostura e cioè le aquile ‹romane› erano false, il fascismo un amamasso di volgari parole, la classe dirigente composta da imbroglioni che avevano lanciato il paese in una guerra senza la minima preparazione militare. I soldati attraverso i patimenti e le sconfitte erano stati costretti a capire. L’armistizio confermava. Ormai di quell’Italia non si credeva più a niente e a nessuno. L’Italia era un’altra, la si doveva ancora scoprire e conquistare.62

In diesen Zeilen deutet sich der Diskurs um die «morte» bzw. «rinascita della patria» an, der in den 1990er-Jahren in Geschichtswissenschaft und Öffentlichkeit Wellen schlug.63 Bevor sich ein neues, demokratisches Italien herausbilden konnte, vollzog sich die Auflösung des laut dem Erzähler in einem Zustand der «paralisi» befindlichen Heeres:

[…] tutti seguirono l’unico concetto che ancora era vivo, l’unico rimasto, la famiglia, ritornare ai fondamentali affetti, abbandonare quella falsa e stupida guerra, pensare e provvedere solo a se stessi e ai propri cari, la patria fascista un carnevalesco inganno.

Tutti d’accordo, soldati e ufficiali, abbandonarono le caserme, dissero di no a tutto, solo fuggire, scomparire, ritirarsi come lumache dentro la casa.64

Der Erzähler betont jedoch zugleich die allgemeine, spontane Solidarität der Zivilbevölkerung mit den soldati sbandati, die auch in zahlreichen historischen Quellen überliefert ist:

Ci fu allora tra gli italiani il primo fatto umano, semplice, nato dal cuore, senza le strimpellature fasciste. I borghesi, i cittadini non militari, fecero a gara a vestire di panni civili quei giovani che dovevano sfuggire ai tedeschi, si vuotarono in silenzio la guardaroba, si rivestì un esercito; quei giovani furono nutriti, ospitati, nascosti; ogni casa ricca e povera, di qualsiasi tendenza politica, in quei giorni si aprì. A ogni tappo verso le loro case, i militari ‘sbandati’ trovarono assistenza.65

Und il clandestino? Als von der Rückkehr der ersten Faschisten die Rede ist, organisieren seine Mitglieder am 14. September eine erste Zusammenkunft. Die Versammelten beschließen, sich in das in den Bergen gelegene Haus der Mutter des Philosophielehrers Duchen zu flüchten – ein erster Schritt in die Resistenza.

Im Unterschied zu Viganòs und Tobinos Romanen beschreibt Luigi Meneghello in seiner autobiographischen Erzählung I piccoli maestri den 8. September 1943 aus Soldaten-Perspektive. Der Ich-Erzähler erlebt den 8. September als Teil eines Kontingents von Offiziersanwärtern der Alpini in Tarquinia. Die Erzählung ist klar autobiographisch geprägt: Der 1922 in Malo in der Provinz Vicenza geborene Meneghello war im Januar 1943, damals Student an der Universität Padua, selbst zum Wehrdienst einberufen worden und besuchte anschließend den Lehrgang für Offiziere der Alpini in Merano, bevor zu Beginn des Sommers 1943 die Ausbildung unterbrochen und die gesamte Abteilung nach Tarquinia geschickt wurde, «a presidiare un pezzo di costa tirrena».66 1976 erklärte Meneghello bezüglich des Genres von I piccoli maestri:

Il vecchio editore lo chiamò ‹romanzo›, il secondo anche, e io non ho niente in contrario; ma io non mi ero certo proposto di scrivere un romanzo (né del resto un non-romanzo). Ci tenevo bensì che si potesse leggere come un racconto, che avesse un costrutto narrativo. Ma ciò che mi premeva era di dare un resoconto veritiero dei casi miei e dei miei compagni negli anni dal ’43 al ’45: veritiero non all’incirca e all’ingrosso, ma strettamente e nei dettagli. […] Mi ero imposto di tener fede a tutto, ogni singola data, le ore del giorno, i luoghi, le distanze, le parole, i gesti, i singoli spari.67

Wenn Meneghello auch erste Textentwürfe, einzelne Abschnitte und thematische Blöcke bereits in den 1950er-Jahren verfasste, wurde die Erzählung, die die Erfahrung des Autors als Partisan im Vicentino, wie er selbst meinte, «in chiave anti-retorica e anti-eroica»68 verarbeitet, erst 1963 und damit gut 20 Jahre nach den Ereignissen verfasst. Eine zweite, überarbeitete Version von I piccoli maestri erschien 1976.

Während der Ich-Erzähler keine persönliche Erinnerung an den Sturz Mussolinis hat, beschreibt er den Erhalt der Nachricht vom Waffenstillstand am Abend des 8. September 1943 wie folgt:

L’armistizio venne sotto forma di urlo, verso sera: noi stavamo seduti davanti alle tende con le mani incrociati sulla pancia; un alpino attraversò il campo di corsa, inciampando sugli sterpi, tirando calci a quel che capitava, gavette, armi. Faceva un urlo come uno che vogliono scannare e scappa via già sbucciato dai coltelli. Si sentiva che diceva: ‹L’è finìa!›. Credeva che fosse finita.69

Am 9. oder 10. September erfolgt der Befehl, die Waffen unbrauchbar zu machen. Die Offizierslehrlinge suchen sich einen Stein, nehmen das Gewehr am Lauf und versetzen diesem unter dem Ruf «Savoia!»70 wiederholt Schläge. Offenbar beeinflusst von seiner späteren Erfahrung als Partisan, schreibt Meneghello: «Si sentiva […] che la cosa era sbagliata, ma confusamente.»71 Der Ich-Erzähler und sein ebenfalls aus dem Vicentino stammender Kollege Lelio entdeckten ein etruskisches Grab in der Nähe: «‹Diamole agli etruschi› disse Lelio, e gliele demmo; erano quasi coeve.»72 Auf diese ironische Szene folgt die überzeichnete Ansprache des Hauptmanns, der jeden einzelnen der Offiziersanwärter mit einer Umarmung verabschiedet. Für seinen «dispiacere patriottico»73 hatten der Protagonist und Lelio kein Verständnis: «L’esercito italiano va a casa»74 , heißt es lakonisch.

Die lange Heimreise in die Provinz Vicenza, von der sie vier oder fünf Regionen trennten, beschreibt Meneghello eindrucksvoll und mit der ihm so eigentümlichen Ironie:

Erano da vedere, le strade dell’Italia centrale in quei giorni; c’erano due file praticamente continue di gente, di qua andavano in su, di là in giù, tutti abbastanza giovani, dai venti ai trentacinque, molti in divisa fuori ordinanza, molti in borghese, con capi spaiati, bluse da donna, sandali, scarpe da calcio. Abbondavano i vestiti da prete.75

Man mag meinen, dass Meneghellos karnevaleske Darstellung dieses «grande pellegrinaggio di giovanotti»76 übertrieben ist. Tatsächlich belegen jedoch zahlreiche Erinnerungszeugnisse, dass die ehemaligen italienischen Militärangehörigen nach dem 8. September teilweise auch Damen- und Priesterkleidung trugen.77 Das skurrile Bild, das Meneghello vom September 1943 zeichnet, unterscheidet sich fundamental von den zahlreichen negativen Interpretationen des otto settembre; aus den Seiten von I piccoli maestri geht vielmehr hervor, dass – wie auch anderweitig mündliche Zeugnisse von Soldaten bestätigen78 – nach dem 8. September eine regelrechte Aufbruchsstimmung herrschte:

Le due colonne si salutavano allegramente […] Pareva che tutta la gioventù italiana di sesso maschile si fosse messa in strada […], quasi in maschera, come quelli che vanno alla visita di leva. Guarda, pensavo; l’Europa si sbraccia a fare la guerra, e il nostro popolo organizza una festa così. Indubbiamente è un popolo pieno di risorse.79

Klar zum Vorschein kommt bei Menghello auch die Solidarität der Bevölkerung mit den soldati sbandati – ein Phänomen, das die Geschichtsschreibung erst spät, in den 1990er-Jahren zu thematisieren begann. «La gente era buonissima dappertutto, ci davano pane»80 , schreibt Meneghello in Bezug auf die ersten Tage der Heimreise. Die wichtigsten Protagonisten der Hilfeleistungen waren Frauen und Priester – diesbezüglich spricht die Historiographie von einer «maternage di massa»81 bzw. einer «paternage di massa».82 Beide Phänomene finden bei Meneghello Erwähnung: Am Bolsenasee laden die Patres eines Konvents sie zum Abendessen ein; am Bahnhof von Vicenza hingegen «fummo afferrati e passati praticamente di mano in mano finché fummo al sicuro. Le donne pareva che volessero coprirci con le sottane».83 Nach Hause zurückgekehrt, beginnen der Ich-Erzähler und Lelio «a fare i ribelli»84 , und bemerken dabei, dass sie keineswegs allein sind:

Il mio paese era pieno di gente come noi. Era irriconoscibile, il mio paese: a ogni ora arrivavano soldati dai quattro cantoni dell’orizzonte, e tutti si cercavano, cercavano noi, volevano fare qualcosa, organizzarsi. […] In tutta la provincia avvenivano le stesse cose, come al mio paese. La gente si radunava, si contava, nascondeva le armi; reduci e sbandati fraternizzavano coi nuovi renitenti; le famiglie incoraggiavano, i preti con qualche cautela davano il benestare.85

Das allgemeine Klima des Frühherbst 1943 im Vicentino beschreibt Meneghello als

un moto generale di rivolta, un no radicale, veramente spazientito. Ce l’avevano contro la guerra, e implicitamente, confusamente, contro il sistema che prima l’aveva voluta cominciare, e poi l’aveva grottescamente perduta per forfè.86

Ganz im Sinne der These des Historikers Robert Gildea, der zufolge in der Besatzungssituation die Bedeutung der Nation als Referenzrahmen für die lokale Bevölkerung abnahm87 , gab es laut Meneghello:

un po’ di antifascismo esplicito e tecnico (non molto), un po’ di rabbia verso i tedeschi spaccatutto, un po’ di patriottismo popolare, e una bella dose dell’eterno particulare [sic] italiano, gli interessi locali, parrocchiali. La frase più comune era ‹salvare il paese›.88

Doch die «esperienza di un vero moto popolare»89 war offenbar von kurzer Dauer. Nachdem es gelungen war, Komitees im Untergrund zu organisieren, mussten die Aktivisten mit Beginn des Winters erkennen, dass von ihnen nur noch «quattro gatti»90 übriggeblieben waren: «Tutto s’induriva attorno a noi, si strozzava. In principio non c’era quasi distinzione tra attivisti e simpatizzanti; ora gli avventizi si disperdevano.»91 Gleichwohl erscheint die Analyse des Historikers Paul Corner, dass nach einer Lektüre von I piccoli maestri die «zona grigia» «less grey»92 erscheint, zumindest für den September 1943 zutreffend.

Ein wesentlich negativeres Bild vom 8. September 1943 zeichnet Beppe Fenoglio in seinem 1959 erschienenen Roman Primavera di bellezza, der einzige Text des piemontesischen Schriftstellers, der den 8. September 1943 ausführlich behandelt. Im Vergleich zu den beiden posthum veröffentlichten, dem Partisanenkampf gewidmeten Meisterwerken Il partigiano Johnny und Una questione privata hat Primavera di bellezza geringeres Interesse vonseiten der Öffentlichkeit und der Kritik erfahren.

Der stark autobiographische Roman, der in enger textueller Verbindung zu Il partigiano Johnny steht und wie dieser zunächst in englischer Sprache entworfen wurde, spielt im Jahr 1943 und gliedert sich in drei Teile93 : Die ersten sechs Kapitel widmen sich dem Offizierslehrgang des Protagonisten Johnny in Moana (der Ortsname ist erfunden, jedoch mit Ceva in der Provinz Cuneo identifizierbar, wo Fenoglio selbst Offizierslehrling war94 ); die folgenden Kapitel behandeln Johnnys Aufenthalt in Rom, wohin die Truppe nach der am 9./10. Juli erfolgten Landung der Alliierten auf Sizilien verlegt wird und wo Johnny das für viele Römer schockierende Bombardement des Stadtteils San Lorenzo am 19. Juli und den Sturz Mussolinis am 25. Juli miterlebt. Dieser Teil beinhaltet auch die Darstellung des im Folgenden näher zu behandelnden 8. September und des darauffolgenden Heimwegs des Protagonisten. Die Kapitel 14 bis 17 thematisieren schließlich die sehr kurze militärische Erfahrung Johnnys mit einer Bande von soldati sbandati im Kampf gegen die Deutschen95 , die mit dem frühen Tod des Protagonisten im Gefecht noch im September 1943 ihr Ende findet.

Primavera di bellezza bringt bestens die Desorientierung und Verwirrung der Soldaten im Chaos nach dem 8. September zum Ausdruck. Am Nachmittag des otto settembre begibt sich Johnny mit seinem Trupp zur Bewachung eines Pulvermagazins ins Gebiet des Agro Romano. Als sie am 9. September aus der Ferne Kanonenlärm hören, streiten sich die jungen Offiziersanwärter, ob die Alliierten an der Küste gelandet oder ob Fallschirmjäger über Rom abgesprungen sind. Erst zwei Tage nach der Bekanntgabe des Waffenstillstands erfahren Johnny und seine Kollegen durch die zufällige Begegnung mit einigen auf der Flucht befindlichen Soldaten, die sie zunächst für Deserteure halten, die wahre Ursache des Lärms. «Chi non scappa è preso ed ammazzato. Nel migliore dei casi ti spediscono prigioniero in Germania in carro bestiame piombato, senza mangiare né bere fino a destino»96 , erklären die sbandati zu ihrer Rechtfertigung. Hier deutet sich bereits an, was Gabriele Allegro als ein Grundcharakteristikum von Primavera di bellezza herausgestellt hat: «[l]’asssenza totale di una ‹esperienza› diretta della storia».97

Johnnys Trupp löst sich erst auf, als er am Morgen des 11. September erneut auf eine Gruppe fliehender Soldaten stößt. Die Dialoge zwischen den beiden Gruppen, die eine noch in Uniform, die andere bereits in Zivilkleidung, bieten ein ungeschöntes Bild von der Auflösung des Heeres, das jeglicher Rhetorik entbehrt. «Venti tedeschi hanno fatto arrendere una caserma con dentro tremila di noi!»98 , erklärt einer der Soldaten in Zivil. Auf die Frage, wie sich die Offiziere verhalten haben, heißt es vernichtend: «Non mi si parli mai più di ufficiali. Scapparono i primi, i bellimbusti avevano il vestito borghese bell’e pronto e stirato nelle pensioni.»99 Angesichts der widersprüchlichen Befehle hatten die kriegsmüden italienischen Militärangehörigen nur einen Wunsch – schnell nach Hause zu gelangen:

Farsi ammazzare per chi? Per il re, o per il principe o per Badoglio? Dovunque stiano, meglio di noi poveri cristi stanno. E poi, nemmeno l’ordine hanno saputo darci. Di ordini ne è venuto un fottío, ma uno diverso dall’altro, o contrario. Resistere ai tedeschi – non sparate sui tedeschi – non lasciarsi disarmare dai tedeschi – uccidete i tedeschi – autodisarmarsi – non cedere le armi. […] La truppa non ha tardato ad annusare il quarantotto completo, ha pensato alla pelle e a casa sua e ha mandato l’esercito a fare in c… Voltavi gli occhi e di cento ne ritrovavi settanta, poi cinquanta, gli ufficiali rimasti allargavano le braccia o piangevano come bambini, i soldati saltavano il muro come tanti ranocchi. Io l’ho vista sì la bellezza di resistere ai tedeschi, ma mi sono detto: debbo crepare proprio per le migliaia che già corrono verso casa? A casa, a casa!100

Johnny kehrt daraufhin zur Kaserne nach Rom zurück und es gelingt ihm in den nächsten Tagen mit einiger Mühe, im Tausch gegen 200 Lire und einen Militärrucksack Zivilkleidung zu erhalten. Ebenso wenig wie die Rundfunkansprache Badoglios erlebt er selbst die große, solidarische Hilfsaktion der Zivilbevölkerung gegenüber den Soldaten mit: «i giorni dell’armistizio, gli era stato assicurato, avevano visto la più grande manifestazione di solidarietà nazionale nella storia d’Italia, ma a lui era toccato mercanteggiare e minacciare.»101 Johnny begibt sich schließlich von Rom auf den riskanten Heimweg ins Piemont. Über die Via Nomentana gelangt er zunächst zum Bahnhof Termini. Der Erzähler, der ungeschminkt die Auflösung des Heeres dargestellt hatte, zeichnet hier ein nicht minder negatives Bild einer von der Präsenz nur weniger Deutscher eingeschüchterten und unterwürfigen italienischen Zivilbevölkerung: die Rede ist von einer «bassezza dei civili», die als «acque fetide di cloaca che si spartissero davanti agli scogli dei soldati germanici»102 bezeichnet werden. Einige Zeilen später heißt es: «Il lezzo di quella moltitudine italiana, piegata, tentante di fare le più piccole e necessarie cose con un’aria di assoluta innocuità e sottomissione, quel lezzo copriva la carboniosità della grande stazione.»103 Als Inbegriff unterwürfiger Zivilisten erscheinen die Bahnhofsangestellten, die den Leichnam eines von den Deutschen erschossenen Soldaten wegräumen, «come sacerdoti che rimuovano la causa di sconsacrazione di una chiesa».104

Über Florenz, wo er um Haaresbreite der Deportation entgeht, gelangt Johnny nach Genua, von dort nach Savona, um schließlich am Bahnhof von Moana anzukommen. Er beschließt, die letzte Wegstrecke zu Fuß zurückzulegen, «per le colline, viaggiando solo di notte e dormendo il giorno nel cuore dei boschi».105 Unterwegs trifft er auf einen anderen sbandato, einen Kanonier, der sich von Bozen auf den Heimweg begeben hatte. Gemeinsam stoßen sie auf ein Plakat, das zum Wehrdienst aufruft:

Soltanto allora videro davanti a un pilastro un capannello fermo a leggere all’ultimo barlume un manifesto. Quando si sciolsero, andarono e lessero.

– Ce la rifanno fare! – mugolò l’artigliere. – Sembrava finita, finita per sempre, ti esce questo bastardo di Graziani, questo vigliacco e traditore. E tutto per la sua folle gelosia di Badoglio. Risale alla guerra d’Africa.106

Bei Johnny löst das Plakat einen tiefen Hass auf den Marschall Rodolfo Graziani aus, dem er den Tod wünscht:

Johnny non poté rispondere, posseduto, soffocato dall’istantaneo, lucidissimo desiderio della morte del maresciallo Graziani; per la prima volta in vita sua voleva e progettava l’eliminazione di un uomo, e poteva vedersi come esecutore materiale, agevolmente, anzi con un empito di gioia morale.107

Für den September 1943 sind zwar erste Aufrufe der deutschen Kommandostellen an die ehemaligen italienischen Militärangehörigen überliefert, sich bei den deutschen Dienststellen zu melden; jedoch konstituierte sich die Regierung der RSI erst Ende September und Graziani, Kriegsminister der RSI, ließ nachweislich erst Ende Oktober Aufrufe zum Wehrdienst veröffentlichen.108 Im Detail ist die Darstellung Fenoglios hier historisch also nicht korrekt.

Nur 30 Kilometer von seinem Heimatort entfernt trifft Johnny auf italienische Soldaten in Uniform, die ihm erklären, den Kampf gegen die Deutschen fortzusetzen. Er beschließt kurzerhand, sich ihnen anzuschließen:

– E che ci fate ancora in divisa e armi?

– La guerra, no? la guerra ai tedeschi. Noi siamo ribelli, noi abbiamo sputato la pillola dell’otto settembre. Noi non andiamo a casa, restiamo a combattere i tedeschi fin che ce ne sarò uno in Italia.

– Se è così, datemi una mano, sergente […] quando Johnny si issò a bordo tutti applaudirono.109

Ende September wird der Protagonist im Kampf gegen deutsche Truppen fallen.

4. «Zone grigie»: die Stimmen derer ‹che non scelsero›

Cesare Paveses 1948 veröffentlichter Roman La casa in collina steht wohl wie kein zweites literarisches Werk für den disimpegno eines italienischen Intellektuellen während des turbulenten, von Bürgerkrieg und deutscher Besatzung geprägten Bienniums 1943–1945.110 Der 40-jährige Protagonist und Ich-Erzähler Corrado, der Naturwissenschaften an einem Turiner Gymnasium unterrichtet, mag zwar ideell mit der Partisanenbewegung sympathisieren, zu einer aktiven Unterstützung der Resistenza kann er sich jedoch nicht entschließen. Um sich vor den Bombenangriffen zu schützen, zieht er sich allabendlich in ein Haus auf den Hügeln oberhalb Turins zurück. Dort trifft er im ehemaligen Wirtshaus Le Fontane auf seine frühere Geliebte Cate und ihren Sohn Dino. Cate schließt sich den Partisanen an und wirft ihm vor: «Sai tante cose […] e non fai niente per aiutarci.»111 Auf diese Weise wird La casa in collina zu einem Roman der doppelten Verantwortung, der persönlichen gegenüber Cate und Dino einerseits und der kollektiven, politischen andererseits.112 Nach der Verhaftung von Cates Partisanengruppe sucht Corrado Zuflucht in einem katholischen Konvent und, nachdem auch Dino zu den Partisanen gegangen ist, flüchtet er sich in sein Heimatdorf in den piemontesischen Hügeln.

La casa in collina trägt stark autobiographische Züge: Im Unterschied zu seinen Schriftstellerkollegen Italo Calvino, Carlo Cassola, Beppe Fenoglio, Giaime Pintor und Elio Vittorini engagierte sich Pavese nach Verkündigung des Waffenstillstands von Cassibile am 8. September 1943 nicht im Widerstand, sondern zog sich zunächst in den kleinen Ort Serralunga di Crea im Monferrato zurück, wo er bei seiner Schwester Unterschlupf fand.113 Anschließend zog er sich ins Collegio Trevisio in Casale Monferrato zurück, wo er unter falschem Namen bis zur Befreiung Privatunterricht erteilte. In seinem posthum veröffentlichten Tagebuch Il mestiere di vivere hat Pavese diese Zeit rückblickend als von «smarrimento e nullità»114 geprägt beschrieben. Jüngere Forschungsergebnisse zeigen, dass Pavese sich in politischer Hinsicht während des Zweiten Weltkriegs höchst widersprüchlich verhielt: Als Lorenzo Mondo 1990 unter dem Titel Taccuino Segreto eine Aufzeichnung Paveses veröffentlichte, in der dieser gar Sympathien für den Nationalsozialismus äußert, löste dies eine heftige Debatte unter italienischen Intellektuellen aus.115 Andererseits entdeckte Mariarosa Masoero 2005 vier unmittelbar nach der Befreiung verfasste kommunistische Kampfartikel, die Pavese zugeschrieben werden.116 Gegenüber Landsleuten, die sich aktiv an der Resistenza beteiligt hatten, entwickelte Pavese in der Nachkriegszeit Komplexe.117 Sein Verhalten während der Jahre 1943–1945 scheint insofern ein Paradebeispiel für die «zona grigia» zu sein. Bei Pavese handelt es sich vermutlich um den bekanntesten Intellektuellen, der während der Jahre 1943–1945 eine klare politische Parteinahme vermied und dies explizit in einer Erzählung aus Ich-Perspektive festhielt.

Wie wird in La casa in collina der otto settembre dargestellt? Meisterlich bettet Pavese die Erfahrung des Waffenstillstands in den zyklischen Jahreslauf der Natur in der mythisch aufgeladenen piemontesischen Hügellandschaft ein: «L’estate finiva […] c’eran le pere, c’era l’uva, c’era il campo di meliga.»118 Der 8. September überrascht den Ich-Erzähler bei der Walnussernte und evoziert mit dem Eintreffen von Militärlastern eine Atmosphäre der Bedrohung. Zwar behält der Text seinen repetitiven Rhythmus bei, indem er nach Obstsorten nun Militärfahrzeuge aufzählt, doch mehren sich die perzeptuellen Warnhinweise, die auf die heraufziehende Gefahr hindeuten. Lärm und Getöse sind die akustischen Begleiterscheinungen aufgewirbelter Staubwolken, die zwischen die Bäume dringen. Cate kommt herbeigeeilt, die Corrado und Gregorio, dem Wirt von Le Fontane, zuruft: «Non sapete? […] L’Italia ha chiesto oggi la pace.»119 Die folgenden Zeilen stellen die wohl eindrücklichste und bekannteste literarische Verarbeitung der Rundfunkansprache Badoglios dar:

Alla radio la voce monotona, rauca, incredibile, ripeteva macchinalmente ogni cinque minuti la notizia. Cessava e riprendeva, ogni volta con uno schianto di minaccia. Non mutava, non cadeva, non aggiungeva mai nulla. C’era dentro l’ostinazione di un vecchio, di un bambino che sa la lezione. Nessuno di noi disse nulla lì per lì, tranne Dino che batté le mani. Restammo sconcertati [...]120

Die Ansprache verkehrt die schöpferische Kraft des Naturkreislaufs in ihr sinnlos-mechanistisches Gegenteil. Hatte das Ende des Sommers noch reiche Ernte zu bieten, so bleibt die im Roman alle 5 Minuten (in Wirklichkeit weniger häufig) wiederholte Ansprache inhaltsleer.

Über die Reaktionen der Bevölkerung in Turin berichtet Cate, dass «nei caffè e per le strade radio-Londra sbraitava e grandi crocchi applaudivano. C’era stato uno sbarco a Salerno. Si combatteva dappertutto. – A Salerno? Non a Genova? – C’eran cortei, dimostrazioni.»121 Ein Turiner Polizeibericht vom Dezember 1943 bestätigt diese Beschreibung, indem er von einer «[s]tolta euforia della popolazione abbandonatasi ad incomposte manifestazioni di giubilo nella convinzione che la guerra fosse del tutto finita»122 spricht. (Falsche) Gerüchte von einer angeblichen alliierten Landung in Genua oder anderen Orten Norditaliens überliefern auch andere Erinnerungszeugnisse italienischer Zivilisten.123 Bei Corrado und Cate stellen sich sofort Sorgen über eine mögliche scharfe Reaktion der Deutschen ein. Zunächst scheint jedoch ihr Optimismus die Oberhand zu behalten: «Questa volta finisce davvero. Basta resistere pochi giorni. – Non ci saranno più incursioni, – dissi brusco.»124 La casa in collina beschreibt eindrücklich das Gefühl der Unsicherheit und das Informationsvakuum, das am 9. September in großen Teilen Italiens herrschte: «Di Roma, nessuna notizia. La nostra radio trasmetteva canzonette.»125 Um den leeren Vormittag zu füllen, begibt sich Corrado auf den Weg nach Turin. Das Klima in der Stadt am Morgen des 9. September beschreibt Pavese als verändert: «i giornali portavano in grossi titoli la resa. Ma la gente aveva l’aria di pensare ai fatti suoi. Negozi aperti, le guardie civiche ai crocicchi, i tram correvano. Nessuno parlava di pace.»126 Erste Nachrichten von der deutschen Besetzung der benachbarten Städte treffen ein. Corrado begibt sich in die Schule, in der er gewöhnlich unterrichtet. Auf die Frage des Hausmeisters Domenico «Novità, professore? Ci portate la pace?»127 antwortet Corrado mit dem markanten Bild: «La pace è un uccello. È già venuta e ripartita.»128 Allmählich lösen sich die Hoffnungen vom Vortag in Luft auf und verkehren sich in ihr Gegenteil: Meinte Cate am Abend des 8. September noch: «Basta resistere pochi giorni», erklärt sie nun, mit einer gewissen Entschlossenheit: «La situazione è da matti […] È la giornata più tremenda della guerra. Il governo non c’è. Siamo in mano ai tedeschi. Bisogna resistere.»129 Corrado erwidert hingegen, auf eine rasche Befreiung von außen, durch die Angloamerikaner, zählend: «Cosa vuoi fare? […] È questione di giorni. Interessa agli inglesi far presto. Più che a noi.»130 In der Straßenbahn kommentiert Cate ernüchtert und angewidert die Lage: «Nessuno si muove. Nemmeno un soldato. Che schifo.»131 Zurückgekehrt ins Haus auf dem Hügel, rafft sich Corrado auf, den Sender München einzuschalten, und hört auf diese Weise den Aufruf der faschistischen ‹Radio-Regierung›:

I fascisti rialzavano la testa davvero. Voci rabbiose, minacciose. Incitavano il popolo. – Sono ancora in Germania, è buon segno –. Che radio-Roma non parlasse, mi fece quasi piacere. Vuol dire che i nostri resistono, che i tedeschi non l’hanno ancora presa.132

Doch bald lösen sich auch diese Hoffnungen in Luft auf: «[C]’era anche un’altra notizia – che i nostri soldati scappavano, e nessuno si sognava di resistere.»133 Turin indessen

era stata occupata senza lotta, come l’acqua sommerge un villaggio; tedeschi ossuti e verdi come ramarri presidiavano la stazione, le caserme; la gente andava e veniva stupita che nulla accadesse, nulla mutasse; non tumulti, non sangue per le vie; solamente, incessante, sommessa, sotterranea, la fiumana di scampati, di truppa, che colava per i vicoli, nelle chiese, alle barriere, sui treni.134

Aus historischer Perspektive zeichnet Pavese hier ein zu ruhiges Bild der Lage: Zwar kam es tatsächlich zu keinen Aufständen bei der Besetzung der Stadt durch die Deutschen; jedoch blendet er die Plünderungen aus, die durchaus «sangue per le vie» zur Folge hatten, da die Deutschen bei ihrem Einzug in die Stadt wild um sich schossen. Diese wahllosen Gewaltakte forderten in den Tagen vom 10. bis 12. September 49 Todesopfer und 93 Verwundete.135 Gleichwohl schildert Pavese in La casa in collina auch die Vorbereitung des Widerstands:

Altre cose strane accadevano. Lo seppi da Cate, da Dino, dai loro bisbigli e ammicchi d’intesa. Fonso e gli altri incettavano armi, svaligiavano magazzini e ripostigli; qualcosa nascosero anche alle Fontane. Nei sobborghi, abiti borghesi piovevano dalle finestre sui soldati in fuga.136

Cate und ihre Freunde werden im Winter jedoch von den Deutschen verhaftet, während Corrado die Flucht gelingt.

Alberto Moravias Erfahrung des Bürgerkriegs 1943–1945 ist in mancherlei Hinsicht mit der Paveses vergleichbar: Von September 1943 bis Mai 1944 suchte der römische Schriftsteller auf dem Land Zuflucht und lebte gemeinsam mit seiner Frau, der Schriftstellerin Elsa Morante, in einer Hütte in Sant’Agata in der Nähe von Fondi di Ciociaria in der Provinz Latina.137 Während der sogenannten 45 Tage der Regierung Badoglio hatte Moravia zwei Artikel in Corrado Alvaros Tageszeitung Il Popolo di Roma veröffentlicht.138 Deren antifaschistischer Inhalt ließ ihn nach dem 8. September eine Verhaftung durch die Faschisten fürchten und war die Ursache seiner Flucht. In dem im Dezember 1944 veröffentlichten Selbstzeugnis Vita nella stalla erklärt Moravia, dass er ohne größere Schwierigkeit die Frontlinie hätte überqueren können und später bereute, diese Gelegenheit nicht genutzt zu haben:

L’otto settembre mi colse del tutto impreparato. Avevo ragioni fondate di credere che i fascisti mi avrebbero arrestato (e infatti poi vennero parecchie volte a cercarmi a casa mia) e non sapevo dove nascondermi. Alla fine decisi di andarmene più a sud che fosse possibile nella speranza di passare il fronte o almeno d’incontrarmi con l’avanzata alleata.

Se fossi andato dalla parte dell’Abruzzo, come fecero tanti altri, avrei passato il fronte con relativa facilità. Sfortuna volle che mi dirigessi verso Napoli per la ferrovia lungo il mare. Giunto a Fondi che era il termine della ferrovia, da persone che conoscevo in quella città fui persuaso a rimanere in attesa dell’avanzata alleata che tutti consideravano sicura. Mi sono poi pentito moltissimo di non aver continuato con mezzi di fortuna almeno fino al Volturno, cosa allora abbastanza facile; ma dopo la campagna in Sicilia, così rapida, era impossibile prevedere che la guerra si sarebbe fermata su quel fiume per tanti mesi. Andai ad abitare presso dei contadini non lontano dalla città.139

Kurz nach der Publikation von La romana 1947140 dachte Moravia daran, einen Roman zu schreiben, der seine persönliche Erfahrung als sfollato in der Ciociaria zum Gegenstand hatte. Doch das Manuskript blieb über ein Jahrzehnt lang auf ungefähr Seite 80 stehen, denn, wie Moravia in einem späteren Interview erklärte, «non mi pareva di avere ancora abbastanza distanza, diciamo così, di contemplazione degli eventi che volevo narrare».141 Erst 1957 wurde La ciociara veröffentlicht, «un romanzo che, pur essendo inventato nei personaggi e nelle situazioni, si basa […] su una mia generica esperienza personale».142 Im Unterschied zu einigen frühen Erzählungen verfremdete Moravia nun seine Erfahrung stärker: Zwar ist auch La ciociara in der Ich-Perspektive geschrieben, jedoch wählte Moravia mit der fiktiven Cesira eine Frau als Hauptperson, bei der es sich eher nicht um ein alter ego Moravias handelt. Denn Cesira ist keine Intellektuelle, sondern eine ungebildete Ladenbesitzerin. In Vita nella stalla hatte Moravia über die Mentalität der Bewohner von Sant’Agata geschrieben:

C’erano lassù oltre i contadini, molta gente scappata da Fondi, quasi tutti negozianti. Debbo dire che se avessi dovuto giudicare la maturità politica del popolo italiano da quel piccolo mondo, avrei dovuto disperare. I contadini, tutti analfabeti, non sapevano neppure che cosa fossero il nazismo, il fascismo, la Germania o l’Inghilterra; gli altri ne sapevano poco di più e non pensavano che a conservarsi. In nove mesi non sentii parlare neppure una volta dell’Italia e della catastrofe dell’Italia. Tutto questo era scusabile date le terribili condizioni in cui vivevano quelle persone ammassate in capanne e in tugurii; ma, purtroppo, si sentiva che neanche in condizioni migliori la loro mente si sarebbe mai levata al disopra delle materialità più immediate del vivere quotidiano. Molte volte sentii dire: venga il tedesco, venga l’inglese, venga chi vuole purché si possa tornare a casa. Questo però era un discorso dettato dalla disperazione. In generale i tedeschi erano odiati e gli alleati aspettati con ansia. Ma i motivi politici e patriottici non c’entravano, si trattava sempre di preferenze ispirate dal tornaconto e da altre considerazioni strettamente locali e personali.143

Die Cesira des späteren Romans entspricht diesem Bild. Die politisch völlig ungebildete Ladenbesitzerin kümmert sich nicht um das Kriegsgeschehen, liest keine Zeitung und erlebt nach dem Tod ihres ungeliebten Manns die ersten Jahre nach dem italienischen Kriegseintritt 1940 bis 1943 mit ihrer Tochter Rosetta als sehr glückliche Zeit.

Furono quelli gli anni più felici della mia vita: 1940, 1941, 1942, 1943. È vero che c’era la guerra, ma io della guerra non sapevo nulla, siccome non avevo che quella figlia, non me ne importava nulla. S’ammazzassero pure quanto volevano, con i carri armati, con le bombe, a me bastava il negozio, e l’appartamento per essere felice, come infatti ero. Del resto sapevo poco della guerra, perché […] a dire la verità, non so leggere bene e i giornali li leggevo soltanto per i delitti della cronaca nera, anzi me li facevo leggere da Rosetta. Tedeschi, inglesi, americani, russi, per me come dice il proverbio, ammazza ammazza, è tutta una razza. Ai militari che venivano a bottega e dicevano: vinceremo là, andremo qua, diventeremo, faremo, io gli rispondevo: per me tutto va bene finché il negozio va bene.144

Die materiellen Interessen stehen für Cesira klar im Vordergrund. Das Geschäft läuft bis zum 25. Juli außerordentlich gut und es gelingt ihr, sich während des Kriegs zu bereichern. Als sie durch Hörensagen vom Sturz Mussolinis erfährt, lautet ihre bezeichnende Antwort: «Per Mussolini o Badoglio o un altro, poco importa, purché si faccia il negozio.»145 Als sich jedoch wenig später Lebensmittelengpässe in Rom einstellen, stellt sich heraus, dass sie es in ihrer blinden Geldgier versäumt hatte, selbst Lebensmittelvorräte anzulegen.

Der 8. September scheint an der Protagonistin des Romans spurlos vorüberzugehen: Selbst die Rundfunkansprache Badoglios findet in La ciociara keinerlei Erwähnung, erst die offensichtliche Rückkehr der Faschisten in Rom lässt Cesira eine politische Veränderung wahrnehmen. Sie empfindet zwar eine gefühlsmäßige Abneigung gegen Mussolini146 und den Faschismus, dessen Expansionskrieg auf dem Balkan sie für nicht gerechtfertigt hält147 , in ihrer Unwissenheit über die Kriegslage wünscht sie sich jedoch sogar einen raschen Sieg der Deutschen, damit die Ernährungslage sich bessert; nebenbei heißt es:

Intanto erano tornati i tedeschi e i fascisti e passando per piazza Colonna, una mattina, vidi il bandierone nero dei fascisti che pendeva dal balcone del palazzo di Mussolini e tutta la piazza era piena di uomini in camicia nera armati fino ai denti […] Io dissi a Rosetta: ‹Speriamo che ora vincano presto la guerra e che si possa mangiare di nuovo.›148

Konsequent ist Cesira in ihren politischen Ansichten keineswegs – der Magen scheint ihre politische Haltung zu bestimmen. So ruft sie einem deutschen Soldaten, der einen Lastwagen voller Eier vor einer hungrigen Menge bewacht, in ihrer Naivität verärgert zu:

‹Avete fatto male a mandarlo via, Mussolini… si stava meglio con lui… da quando ci siete voialtri non si mangia più.› Non so perché, a queste parole la gente si mise a ridere e molti mi gridarono: ‹burina› […] e uno mi disse: ‹A Sgurgola, i giornali non li leggete?›149

Angesichts der Ängste ihrer Tochter Rosetta und der schlechten Ernährungssituation in Rom entschließt Cesira sich gegen Mitte September dazu, zu ihren Eltern aufs Land zu ziehen und Laden und Haus indessen für die Dauer eines Jahres ihrem Bekannten Giovanni zu überschreiben. Auf die verzweifelte Frage ihrer Tochter, wer den Krieg gewinnen müsse, damit sie zu Hause bleiben könnten, antwortet Cesira:

Io non lo so quello che hanno combinato… so soltanto che sono tutti figli di mignotte, inglesi e tedeschi… e che le guerre loro le fanno senza mandarci niente a noialtri poveretti… ma sai che ti dico: che per noi bisogna che qualcuno vinca sul serio così la guerra finisce… tedeschi o inglesi non importa, purché qualcuno sia più forte.150

Moravias Darstellung rückt die Lebensmittelknappheit und den Hunger unter der Bevölkerung Roms während der neunmonatigen deutschen Besatzung ihrer Stadt in den Fokus. Die apolitische Haltung der Protagonistin, die nur eine gefühlsmäßige Abneigung gegen den Faschismus hegt, korrespondiert mit zahlreichen Erinnerungszeugnissen römischer Zivilisten, die die These stützen, dass die Befreiung durch die Alliierten nicht als Hoffnung auf den Beginn von Demokratie und Freiheit, sondern vielmehr als Ende des Leids und Hungers ersehnt wurde.151 Der umstrittene Begriff der «zona grigia» trifft auf Cesira und ihre im wahrsten Sinne des Wortes ‹graue›, also unentschiedene politische Haltung voll und ganz zu.

5. ‹Gli altri›: die Darstellung ehemaliger republikanischer Faschisten

Die Erinnerung der anderen, der republikanischen Faschisten, wurde im Italien des secondo dopoguerra lange Zeit tabuisiert.152 Wenn es sich bei den schriftlichen Zeugnissen der ehemaligen republikanischen Faschisten auch häufig um Memorialliteratur im engen Sinne handelt und weniger um Belletristik, gibt es doch bedeutende Ausnahmen: Beispiele einer letteratura dei vinti sind Enrico de Boccards Donne e mitra, Giorgio Soavis Un banco di nebbia Giose Rimanellis Tiro al piccione und Carlo Mazzantinis Romane, allen voran A cercar la bella morte.

Giose Rimanellis Bürgerkriegserfahrung, die er in seinem autobiographisch inspirierten Roman Tiro al piccione verarbeitete, bewegt sich zwischen Repubblica Sociale Italiana und «zona grigia».153 Tiro al picione entbehrt der klassischen Eigenschaften der «retorica reducista del fascismo di Salò»154 : der Kult der «bella morte», Kriegsepik und die Idee des durch «sangue e onore» gekennzeichneten, verzweifelten Vergeltungskampfes sind der Romandarstellung Rimanellis völlig fremd.155

Der aus dem Molise stammende Protagonist und Ich-Erzähler Marco flieht aus der engen Lebenswelt seiner Heimat, indem er abenteuerlustig auf einen deutschen Laster in Richtung Norden aufspringt. In Venedig lässt er sich ohne Überzeugung von den republikanischen Faschisten anwerben:

Quando anch’io arrivai al tavolo sotto il ritratto del Duce, l’uomo che vi sedeva dietro non sollevò la testa. Ripeté solo e monotomamente delle domande che sapeva a memoria. Le mie risposte le segnava su di un foglio lungo, lucido, con una grande intestazione. Quando gli dissi tutto, l’uomo chiese se ero contento di arruolarmi. Io non risposi. Guardavo la nicotina gialla che gl’imbrattava le dita che tenevano la penna. L’uomo ripeté la domanda e io dissi di no.156

Die autobiographischen Hintergründe der Erzählung sind evident: In seiner 1979 publizierten Autobiographie Molise, Molise erklärt der aus dem Dorf Casacalenda stammende Rimanelli, wie er aus der Enge der bäuerlichen Gesellschaft mit ihrer kleinlichen Mentalität floh:

Decisi allora di andar via dal Molise. Decisi allora di perdermi nella guerra e morire. Non m’importava che guerra fosse. Non sapevo nemmeno cos’era questa guerra. Fascisti e partigiani. Fugii insieme con Zamarra, un amico seminarista che cercava i partigiani nel nord. Io non avevo nessuna cognizione politica allora. Sapevo soltanto che in guerra si muore.157

In Padua trennten sich die beiden. Rimanelli begab sich nach Venedig, dort wurde er jedoch im Caffè Florian, wo er einen Verbindungsmann zu den Partisanen treffen sollte, von deutschen SS-Männern gefangen genommen. Nach zweiwöchiger Haft auf der Giudecca wurde er nach Villafranca (Verona) geschickt, wo er gezwungen wurde, für die deutsche Luftabwehr Gräben auszuheben. Ihm gelang zwar die Flucht nach Mailand, doch wurde er dort von Brigate Nere festgenommen. In der Nachkriegszeit kehrte er in sein Heimatdorf zurück, wo er sofort mit der Niederschrift von Tiro al piccione begann. Nach dem Tod Paveses, der sich für die Publikation des Romans bei Einaudi eingesetzt hatte, kam es zu Verzögerungen und schließlich zu einer Auflösung des Vertrags. Erst 1953 konnte der Roman bei Mondadori erscheinen.158

Im Unterschied zu Tiro al piccione stammt der Protagonist und Ich-Erzähler von Giorgio Soavis Roman Un banco di nebbia nicht aus einem bäuerlichen Milieu, sondern aus dem städtischen Kleinbürgertum Cremonas. Am Morgen des 9. September wird er in seiner Wohnung in Reggio Emilia durch einen «colpo secco che udii battere sulla saracinesca abbassata della finestra»159 geweckt. Bei dem Störenfried handelt es sich um einen italienischen Soldaten, der ihn um eine Hose bittet und zu dem sich bald ein zweiter Bittsteller gesellt. Der Ich-Erzähler wirft den beiden ein Bündel mit einer Flanell- und einer Tennishose zu. Als er gegen Mittag in die Stadt geht, «molti negozi erano chiusi per timore dei Tedeschi, anche se costoro, in fondo, ancora non si vedevano.»160 In der Bar, in der er wie üblich speist, hören einige Einwohner der Stadt den Feindsender Radio London. Am Bahnhof beobachtet der Protagonist die Hilfeleistungen von Frauen gegenüber den gefangenen Soldaten, die nach Deutschland deportiert werden:

Mischiati ai soldati prigionieri, stavano delle donne che accompagnavano per qualche tratto i ragazzi, davano loro pane e frutta o fiaschi di vino. Se un tedesco si avvicinava, loro si ritraevano subito, fuggendo di qualche passo e ritornando poi in mezzo ai ragazzi che camminavano stancamente in quella fila.161

Am Folgetag, dem 10. September, findet er im Büro, in dem er arbeitet, nur einen alten Vermessungstechniker vor, der ihm empfiehlt, nach Hause zurückzukehren. Als der Ich-Erzähler erklärt, er sei alleine und wolle mit jemandem reden, bleiben die beiden «tutta la mattina, appollaiati sugli sgabelli da disegnatore, a fumare, e chiederci che cosa ci stava per capitare addosso.»162 Über das Schicksal der gefangenen Landsleute in Uniform macht der Alte eine düstere Prognose: «Sono centinaia, dentro e fuori vagoni merci, scalzi o senza divisa, non hanno più nulla. Li portano via, non li vedremo più.»163 Verängstigt kehrt der Protagonist mit dem ersten Zug nach Cremona zurück. Aus der weiteren Erzählung geht die Angst als kollektives Gefühl in den ersten Tagen der deutschen Besatzung, aber auch eine verbreitete Abneigung gegenüber der Wiederauferstehung des Faschismus hervor:

[…] la città, gli uomini, avevano paura: di questo si parlava, tremandone, e aspettando il peggio.

Una rivoluzione militare da parte di coloro che ora odiavano i fascisti, il terrore di venir comandati o fucilati dalle truppe tedesche … e quando i fascisti ritornarono al potere la gente mormorò: – Ora sono ritornati. Saranno più cattivi di prima …164

In dem wichtigen Dialog mit seinem Freund Emiliano offenbart sich die Unsicherheit des Ich-Erzählers. Auf die Frage Emilianos, was die jungen Männer in Reggio machen würden, ob sie in die Berge gingen, antwortet der Ich-Erzähler:

Avevano deciso di andare … ma all’ultimo momento. Ora potrebbero aver già cambiato idea, non so. Anch’io, sono così indeciso. Chi abbia ragione, in un momento come questo, è difficile poterlo sapere, giurarci sopra …165

Im Unterschied zu Emiliano, der bereit ist, sich den Partisanen anzuschließen, entscheidet der Ich-Erzähler, sich bei den Behörden zu melden, in dem Gefühl, damit auf der Seite des Gesetzes zu stehen:

Mi pareva impossibile che noi due ci stessimo parlando sul serio, promettendoci la morte. […] il fanatico risultò essere l’altro, e oggi ancora, se ripenso a quel suo modo di parlarmi, col viso rivolto ostinatamente verso terra, le mani sprofondate nelle tasche dell’impermeabile, di noi due quello che parlava come una furia, come uno che ha davvero qualcosa da difendere strenuamente, era lui. Io mi sentivo a posto, protetto dalla legge, dai manifesti che comparivano sui muri, dalla stessa gente, di cui facevamo parte. Pensai che avevano ragione di chiamarli ribelli, se erano tutti così.166

Wiederholt kritisiert der Ich-Erzähler die Generation der Eltern und der Erziehenden dafür, in der schwierigen Situation nach dem 8. September keine Orientierung geboten zu haben; während die ältere Generation bequem weiter ihre Arbeit habe verfolgen können, habe die Jugend eine Entscheidung treffen müssen:

A noi non mancò la volontà di decidere, una cosa sbagliata, o una cosa giusta, mancò invece, nei più vecchi, una parola di spiegazione. […] Io e i miei amici eravamo indecisi, e chiedevamo a questi e a quelli che cosa si doveva fare. Poi comparvero sui muri i manifesti di chiamata alle armi e fummo in molti a ritrovarci nei battaglioni che si andavano formando in quei mesi.167

In fondo, ribellarsi in massa al fascismo, ora che i fascisti erano nuovamente protetti dai Tedeschi, era impresa di enorme fatica, e i più decisero di non adattarvisi. Mentre i genitori si recavano quotidianamente negli uffici, a noi toccò decidere, col nostro nome e cognome.168

Diese Zeilen erscheinen wie ein plumper Versuch der Selbstreinwaschung einer Generation, die wenig, zu wenig getan hat, um zu vermeiden, dass die Schuld ihrer Eltern auch auf sie zurückfiel.169

Grundlegend von Rimanelli und Soavi unterscheidet sich die Erfahrung Carlo Mazzantinis, die dieser später in dem autobiographischen Roman mit dem programmatischen Titel A cercar la bella morte verarbeitete. Am 12. September 1943 wird der Ich-Erzähler als einer von ca. 20 jungen Männern bei einem deutschen General vorstellig, die diesem erklären, den Kampf fortsetzen zu wollen.170

Die unterschiedlichen Erfahrungen zeigen, dass die Anhänger der Republik von Salò, wie die historische Forschung seit Langem unterstrichen hat, kein monolithischer Block fanatischer Ideologen waren.171 Dies gilt insbesondere auch für die combattenti. Zwar gab es auf beiden Seiten – Resistenza wie RSI – politisch motivierte Kämpfer, die bereit waren, für eine Ideologie zu sterben. Ohne in einen Monismus des Grau zu verfallen, war die Wahl zwischen RSI und Resistenza jedoch «bisweilen nur durch eine dünne Wand, durch einen Zufall, durch ein Nichts voneinander getrennt»172 – ganz wie es der Partisanenkommandant Kim in Italo Calvinos Sentiero dei nidi di ragno ausdrückt: «[…] basta un nulla, un passo falso, una impennata dell’anima e ci si trova dall’altra parte.»173 Calvino selbst schrieb im Vorwort zur 1964 erschienenen überarbeiteten Auflage des Sentiero:

Per molti dei miei coetanei, era stato solo il caso a decidere da che parte dovessero combattere; per molti le parti tutt’a un tratto si invertivano, da repubblichini diventavano partigiani o viceversa; da una parte o dall’altra sparavano o si facevano sparare; solo la morte dava alle loro scelte un segno irrevocabile.174

6. Schlussbetrachtung

Wenn auch die Behauptung mancher Historiker, literarische Texte hätten die Lebensrealität der Jahre 1943 bis 1945 besser beschrieben als die Geschichtswissenschaft175 , übertrieben scheint, ist zweifelsohne wahr, dass die Belletristik über Resistenza und Bürgerkrieg, insbesondere was den September 1943 betrifft, Einblicke in die Gefühle, Meinungen und Verhaltensweisen einfacher italienischer Zivilisten und Soldaten vermittelt und somit auf hervorragende Weise einen Blick ‹von unten› auf diesen turbulenten Monat erlaubt. Die unterschiedlichen Blickwinkel von späteren Widerstandskämpferinnen und -kämpfern, republikanischen Faschisten sowie Italiener:innen, die sich einer klaren Seitenwahl enthielten, ergeben eine erstaunliche Bandbreite an Erfahrungsrealität. Dabei kommen – wie auch in den historischen Quellen – durchaus widersprüchliche, pessimistische wie optimistische Interpretationen des otto settembre zum Ausdruck: Während etwa Meneghello die Italiener nach dem 8. September als «un popolo pieno di risorse» charakterisiert, beschreibt Fenoglio ungeschminkt den Zusammenbruch der italienischen Armee und bezeichnet die unterwürfigen Zivilisten als «acque fetide di cloaca». Renata Viganòs Protagonistin führen Repressalien der Besatzer auf den Weg in den aktiven Widerstand, wohingegen Moravias Cesira ihrer apolitischen Haltung treu bleibt und lediglich eine gefühlsmäßige Abneigung gegenüber dem Faschismus verspürt. Pavese schließlich präsentiert mit seiner Darstellung der unmittelbar auf den Waffenstillstand folgenden Reaktionen und dem Stimmungsbild aus Turin am Tag danach ein von Gerüchten getragenes Gefühlspanorama des otto settembre, das von Freude bis Skepsis reicht. Die Literatur zeichnet auf diese Weise ein weniger heroisches und menschlicheres Bild von Resistenza und Bürgerkrieg, als es die offizielle Erinnerungskultur der Republik Italien mit ihrer rhetorischen Überhöhung auch aus politischen Gründen lange vermittelt hat.176

  1. Zeugnis Vittorio Foas in Delllavalle, Claudio (Hrsg.): 8 settembre 1943. Storia e memoria, Mailand: Franco Angeli 1989, S. 206 f. Die vorliegende Arbeit wurde mit Unterstützung eines Stipendiums des DAAD ermöglicht.
  2. Petersen, Jens: «Sommer 1943», in: Woller, Hans (Hrsg.): Italien und die Großmächte 1943–1949, München: Oldenbourg 1988, S. 23–48, hier S. 23.
  3. Vgl. Raffaeli, Massimo: «Quasi solo in un libro. L’8 settembre nella letteratura», in: Giovannini, Paolo (Hrsg.): L’8 settembre nelle Marche. Premesse e conseguenze, Ancona: Il Lavoro Editoriale 2004, S. 229–234; Zaccaria, Giuseppe: «Da Pavese a Fenoglio: L’8 settembre e la Resistenza», in: ders.: Cesare Pavese, percorsi della scrittura e del mito. Con alcuni riscontri fenogliani, Vercelli: Mercurio 2009, S. 157–168. In journalistischem Stil behandelt auch Oliva, Gianni: L’Italia del silenzio. 8 settembre 1943. Storia del paese che non ha fatto i conti con il proprio passato, Mailand: Mondadori 2013, S. 135–141, das Thema.
  4. Für die Verwendung des Plurals plädiert auch Liucci, Raffaele: La tentazione della «casa in collina». Il disimpegno degli intellettuali nella guerra civile italiana (1943–1945), Mailand: Edizioni Unicopli 1999, S. 16; ders.: «zona grigia», in: De Grazia, Victoria/Luzzatto, Sergio (Hrsg.): Dizionario del fascismo, Bd. 2: L–Z, Turin: Einaudi 2003, S. 811–813, hier S. 813.
  5. Primo Levi bezeichnete mit dem Begriff ursprünglich die Zone der Kollaboration zwischen Häftlingen und Deutschen im Konzentrationslager, zugleich jedoch auch in einem allgemeineren Sinne den Bereich zwischen dem Guten und dem Bösen im Menschen. Gian Enrico Rusconi gebrauchte den Begriff 1992 unter erheblicher Bedeutungsverschiebung erstmals im oben genannten Sinn in Bezug auf das Bürgerkriegs-Biennium. Der liberalkonservative Mussolini-Biograph Renzo De Felice löste Polemiken aus, als er 1995 gar die Mehrheit der Italiener:innen während der Jahre 1943–1945 als eine «grande zona grigia» charakterisierte – im Widerspruch zur Konsens-These der antifaschistischen Geschichtsschreibung, die bis dato mehrheitlich das Bild einer Bevölkerung gezeichnet hatte, die als monolithischer Block hinter der Resistenza gestanden habe. Vgl. Levi, Primo: I sommersi e i salvati, Turin: Einaudi 1986, zweites Kapitel; Rusconi, Gian Enrico: «L'ultimo azionismo», in: il Mulino 4 (1992), S. 575–586, hier S. 579; De Felice, Renzo: Rosso e Nero, hrsg. v. Pasquale Chessa, Milano 1995, insb. S. 59. Für eine ausführlichere Argumentation De Felices vgl. das dritte Kapitel «Il dramma del popolo italiano tra fascisti e partigiani» des letzten, posthum veröffentlichten Bandes seiner monumentalen Mussolini-Biographie: De Felice, Renzo: Mussolini l’alleato, Bd. 2, Teilbd. 2: La guerra civile 1943–1945, Turin: Einaudi 1997, S. 102–342. Den Begriff der «zona grigia» verwendet in Zusammenhang mit Pavese neben Raffaele Liucci auch Paolella, Francesco: «La letteratura e la ‹zona grigia›. Note su Cesare Pavese», in: Ricerche storiche. Rivista semestrale di Istoreco 39 (2005), S. 143–158. Fundamental zum Begriff aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive sind zudem die Ausführungen von Pavone, Claudio: «Caratteri ed eredità della ‹zona grigia›», in: Passato e Presente 42 (1998), S. 5–12. Für Kritik am Begriff der «zona grigia» zur Charakterisierung von Verhaltensweisen während der Jahre 1943–1945 vgl. u. a. Gribaudi, Gabriella: Guerra Totale. Tra bombe alleate e violenze naziste. Napoli e il fronte meridionale 1940–44, Turin: Bollati Boringhieri 2005, S. 637; Bravo, Anna: Raccontare per la storia. Narratives for History, Turin: Einaudi 2014, S. 75–79; Forlenza, Rosario: On the Edge of Democracy. Italy, 1943–1948, Oxford: Oxford University Press 2008, S. 184. Greppi, Carlo: Uomini in grigio. Storie di gente comune nell'Italia della guerra civile, Mailand: Feltrinelli 2016, der einige Lebensgeschichten im deutsch besetzten Turin rekonstruiert, gebraucht den Begriff auch für diejenigen, die sich widersprüchlich verhielten und ein ‹Doppelspiel› betrieben.
  6. Für eine aktuelle Rekonstruktion und Interpretation der Ereignisse vom 24./25. Juli 1943 vgl. Gentile, Emilio: 25 luglio 1943, Rom/Bari: Laterza 2018.
  7. Zur Geschichte der Waffenstillstandsverhandlungen grundlegend: Aga Rossi, Elena: Una nazione allo sbando. L’armistizio italiano del settembre 1943 e le sue conseguenze, Bologna: il Mulino 2003 (1993).
  8. Der Text ist in zahlreichen Erinnerungen überliefert, z. B. In: Bonomi, Ivanoe: Diario di un anno (2 giugno 1943–10 giugno 1944), Mailand: Garzanti 1947, S. 93.
  9. Vgl. Candeloro, Giorgio: Storia dell’Italia moderna, Bd. 10: La seconda guerra mondiale, il crollo del fascismo, la Resistenza, Mailand: Feltrinelli 1984, S. 218.
  10. Vgl. Torsiello, Mario: Le operazioni delle unità italiane nel settembre-ottobre 1943, Rom: SME – Ufficio Storico 1975, S. 41–45, 63–67.
  11. Zangrandi, Ruggero: L’Italia tradita. 8 settembre 1943, Mailand: Mursia 1971, vertritt die These, dass es Absprachen zwischen der Regierung und Kesselring gab, welche die ‹Flucht› der Regierung ermöglicht habe. Dagegen spricht jedoch, dass keiner der deutschen Offiziere und Generäle nach dem Krieg eine derartige Aussage machte.
  12. Vgl. Mola, Aldo A.: «Corona, governo, classe politica», in: Ders./Rainero, Romain H.: Otto settembre 1943. L’armistizio italiano 40 anni dopo. Atti del convegno internazionale (Milano 7–8 settembre 1983), Rom: SME – Ufficio Storico 1985, S. 197–237, hier S. 218: «continuità dello stato».
  13. «[C]aos materiale e morale». Vivarelli, Roberto: La fine di una stagione, Bologna: il Mulino 2000, S. 21.
  14. Commencini, Luigi (Regie): Tutti a casa, Italien/Frankreich 1960, 00:14:12–00:14:18.
  15. Vgl. etwa Ungari, Andrea (Hrsg.): «Il crollo del fascismo in presa diretta. Il diario di Roberto Suster, direttore della ‹Stefani›», in: Nuova Storia Contemporanea. Bimestrale di studi storici e politici sull’età contemporanea 7.4 (2003), S. 91–128, hier S. 113 (Eintrag 14.9.1943): «Un colonnello afferma di aver avuto in poche ore 8 ordini superiori che gli ordinavano cose differenti e contrastanti»; Istituto Friulano per la Storia del Movimento di Liberazione, Libri storici parrocchiali, f. 7: Libro Storico della Pieve di S. Maria Assunta di Buttrio 1906–1957: «C’è una ridda di ordini e contrordini continui (fermarsi – partire – resistere ai tedeschi – consegnare le armi ad essi).»
  16. Vgl. Rochat, Giorgio: «L’armistizio dell’8 settembre 1943», in: Collotti, Enzo/Sandri, Renato/Sessi, Frediano (Hrsg.): Dizionario della Resistenza, Bd. 1: Storia e geografia della Liberazione, Turin: Einaudi 2000, S. 32–42, hier S. 37.
  17. Malaparte, Curzio: La pelle. Storia e racconto, hrsg. v. Caterina Guagni/Giorgio Pinotti, Mailand: Adelphi 2010 (1947), S. 62 f.
  18. Vgl. dazu Schröder, Josef: Italiens Kriegsaustritt 1943. Die deutschen Gegenmaßnahmen im italienischen Raum: Fall «Alarich» und «Achse», Göttingen u. a.: Musterschmidt 1969.
  19. Vgl. Rochat: «L’armistizio», S. 39.
  20. Vgl. Schreiber, Gerhard: Die italienischen Militärinternierten im deutschen Machtbereich 1943 bis 1945. Verraten – Verachtet – Vergessen, München/Wien: Oldenbourg 1990 (= Beiträge zur Militärgeschichte 28); Hammermann, Gabriele: «Zwangsarbeit für den Verbündeten». Die Arbeits- und Lebensbedingungen der italienischen Militärinternierten in Deutschland 1943–1945, Tübingen: Niemeyer 2002 (= Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 99); Labanca, Nicola: Prigionieri, internati, resistenti. Memorie dell’«altra Resistenza», Rom/Bari: Laterza 2022.
  21. Conti, Giuseppe: «La crisi morale del ’43. Le forze armate e la difesa del territorio nazionale», in: Storia contemporanea. Rivista bimestrale di studi storici 24.6 (1993), S. 1115–1154, hier S. 1150, spricht von einer «profonda crisi spirituale», die die italienische Armee zwischen Ende August und Anfang September 1943 durchzogen habe.
  22. Vgl. etwa das Urteil von Pizzoni, Alfredo: Alla guida del CLNAI. Memorie per i figli, Bologna: il Mulino 1995, S. 43: «Sono intimamente persuaso che sarebbe bastato l’esempio dei capi, e il popolo e moltissimi soldati si sarebbero battuti eroicamente e il corso della storia nostra, presente e futura, avrebbe tutt’altro svolgimento.» Dagegen meinte De Felice, Renzo: Mussolini l’alleato, Bd. 2: La guerra civile 1943–1945, Turin: Einaudi 1997, S. 86: «[L]a dissoluzione dell’esercito era inevitabile.»
  23. Die Frage bejahte Zangrandi: L’Italia tradita; skeptisch zeigte sich hingegen Lussu, Emilio: La difesa di Roma, Sassari: Editrice Democratica Sarda 1987, S. 189–210.
  24. Vgl. zu den militärischen Hintergründen Piscitelli, Enzo: Storia della Resistenza romana, Bari: Laterza 1965, S. 48–72.
  25. Vgl. etwa Chabod, Federico: Die Entstehung des neuen Italien, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1965 (ital. Original 1961), S. 83.
  26. Vgl. Piscitelli: Storia della Resistenza romana, S. 71; Schreiber: Die italienischen Militärinternierten, S. 123 f.
  27. Vgl. Schreiber: Die italienischen Militärinternierten, S. 124 f.; Gentile, Carlo: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg. Italien 1943–1945, Paderborn u. a.: Schöningh 2012 (= Krieg in der Geschichte 65), S. 47. Als Vorwand diente ein Vorfall vom 10. September, bei dem marodierende italienische Militärangehörige sechs deutsche Soldaten in einem Lazarett im Norden Roms erschossen. Als Kesselring für jeden getöteten deutschen Soldaten 1000 wehrfähige Italiener zur Deportation in deutsche Kriegsgefangenschaft forderte, erklärte sich Calvi di Bergolo außerstande, dem nachzukommen.
  28. Vgl. (im Detail nicht unbedingt korrekt) Monelli, Paolo: Roma 1943, Turin: Einaudi 1993 (1945), S. 259. Für bessere Rekonstruktionen auf Basis deutscher Archivquellen vgl. Gentile: Wehrmacht und Waffen-SS, S. 46; auf Basis italienischer Quellen Aga Rossi: Una nazione allo sbando, S. 135–149.
  29. Vgl. dazu Aga Rossi: Una nazione allo sbando, S. 149–179.
  30. Vgl. etwa dies.: Cefalonia. La resistenza, l’eccidio, il mito, Bologna 2017.
  31. Klinkhammer, Lutz: Zwischen Bündnis und Besatzung. Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Salò 1943–1945, Tübingen 1993 (= Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 75), S. 4.
  32. Vgl. Piscitelli: Storia della Resistenza romana, S. 64.
  33. Einen kurzen Überblick zu den CLN bietet etwa Ongaro, Ercole: Resistenza nonviolenta 1943–45, Bologna: I Libri di Emil 2013, S. 265–283.
  34. Vgl. Battaglia, Roberto: Storia della Resistenza italiana, Turin: Einaudi 1964 (erw. Aufl. der 1. Aufl. von 1953), S. 137.
  35. Vgl. Schröder: Italiens Kriegsaustritt, S. 320–325.
  36. Vgl. Bocca, Giorgio: La repubblica di Mussolini, Mailand: Mondadori 1994 (1977), S. 13 f.; Klinkhammer: Zwischen Bündnis und Besatzung, S. 65 f.
  37. Vgl. De Felice: La guerra civile, S. 345 f.
  38. Vgl. Mussolini, Benito: «Il primo discorso dopo la liberazione», in: Opera omnia di Benito Mussolini, hrsg. v. Edoardo und Duilio Susmel, Bd. 32: Dalla liberazione di Mussolini all’epilogo. La Repubblica Sociale Italiana (13 settembre 1943–28 aprile 1945), Florenz: La Fenice 1960, S. 1–5.
  39. Die offizielle Staatsgründung erfolgte erst am 24. November nach dem Kongress des Partito Fascista Repubblicano in Verona. Vgl. zur Entstehung der RSI die mittlerweile klassische Darstellung von Deakin, Frederick W.: Die brutale Freundschaft. Hitler, Mussolini und der Untergang des italienischen Faschismus, Köln/Berlin: Kiepenheuer&Witsch 1964 (1962), S. 629–665, sowie Franzinelli, Mimmo: Storia della Repubblica Sociale Italiana 1943–1945, Rom/Bari: Laterza 2020, S. 11–35; Osti Guerrazzi, Amedeo: La Repubblica Sociale Italiana, Mailand: Carocci 2008, S. 60–67.
  40. Der Begriff wurde von Jacques Sémelin bekannt gemacht und als Analysekategorie theoretisch fundiert: vgl. Sémelin, Jacques: Ohne Waffen gegen Hitler. Eine Studie zum zivilen Widerstand in Europa, Göttingen: Wallstein 2021 (frz. Original 1989). Im italienischen Kontext vgl. u. a. Ongaro, Ercole: Resistenza nonviolenta 1943–45, Bologna: I libri di Emil 2013.
  41. Falaschi, Giovanni: La Resistenza armata nella narrativa italiana, Turin: Einaudi 1976, S. 76.
  42. Vgl. für ein biographisches Profil Venturini, Monica: «Viganò, Renata», in: Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 99, Rom: Istituto della Enciclopedia italiana 2020, S. 228–230, hier S. 229.
  43. Vgl. Soliman, Ahmed: «Le donne e la Resistenza. L’Agnese va a morire di Renata Viganò fra autobiografismo e rielaborazione letteraria», in: Diacritica VI, 33 (2020), S. 58–79, hier S. 69.
  44. Viganò, Renata: L’Agnese va a morire, Turin: Einaudi 1974 (1949), S. 7.
  45. Ebd., S. 5.
  46. Ebd., S. 5.
  47. Ebd., S. 6.
  48. Vgl. Ripa di Meana, Fulvia: Roma clandestina, Rom: OET Pollibria [1944], S. 13.
  49. Vgl. etwa Vecchio, Giorgio: «La Chiesa cattolica. Diocesi e parrocchie», in: Melloni, Alberto (Hrsg.): Ottosettembre 1943. Le storie e le storiografie, Reggio Emilia: Diabasis 2005, S. 105–138.
  50. Zangrandi: L’Italia tradita, S. 36.
  51. Pavone, Claudio: Una guerra civile. Saggio storico sulla moralità nella Resistenza, Turin: Bollati Boringhieri 2008 (1991), S. 14.
  52. Viganò: L’Agnese va a morire, S. 8 f.
  53. Ebd., S. 10.
  54. Vgl. auch die Darstellung der Deutschen in Roberto Rossellinis filmischem Meisterwerk Roma città aperta (1945) sowie den programmatischen Titel Uomini e no von Elio Vittorinis 1945 erschienenem Roman über den gappismo, die kommunistische Stadtguerilla, in Mailand. Vittorini wurde für dieses vermeintliche Schwarz-Weiß-Bild wiederholt kritisiert, jedoch vermitteln zahlreiche Stellen dieses ersten Resistenza-Romans durchaus eine differenzierte, skeptische und nicht glorifizierende Sichtweise des Widerstandskampfs. Statt den Titel des Romans als eindimensionale Gegenüberstellung von ‹menschlichen› Widerstandskämpfern und ‹unmenschlichen› ‹Nazifaschisten› zu lesen, bietet es sich an, ihn allgemeiner im Sinne einer condition humaine jener Jahre auszulegen.
  55. Viganò: L’Agnese va a morire, S. 10.
  56. Ebd., S. 17.
  57. Ebd., S. 18.
  58. Vgl. Venturini, Monica: «Tobino, Mario», in: Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 95, Rom: Istituto della Enciclopedia italiana 2019, S. 788–790, hier S. 789.
  59. Vgl. auch Grillandi, Massimo: Invito alla lettura di Tobino, Mailand: Mursia 1975, S. 83.
  60. Tobino, Mario: Il clandestino, Mailand: Mondadori 1962, S. 40.
  61. Ebd., S. 38.
  62. Ebd., S. 41.
  63. 1993 übernahm Ernesto Galli della Loggia das Schlagwort «morte della patria» aus dem 1948 veröffentlichten Roman De profundis des sardischen Schriftstellers Salvatore Satta, der den Roman zwischen Juni 1944 und April 1945, zurückgezogen in einem Haus der Familie des niederen Friaul, verfasst hatte. Della Loggia zeigte, dass ähnliche Vorstellungen sich auch in Texten Benedetto Croces und Gaetano Salveminis finden. Auch Renzo De Felice sprach 1995 hinsichtlich des otto settembre vom «Tod des Vaterlandes». Diese Interpretation stand der der antifaschistischen Geschichtsschreibung diametral entgegen, für die der 8. September 1943 als Beginn der Resistenza, die auch als «zweites Risorgimento» bezeichnet wurde, durchaus positiv konnotiert war. Vertreter der antifaschistischen Geschichtsschreibung entgegneten, der 8. September 1943 habe zwar ein Trauma ausgelöst, jedoch auch einen Neuanfang bedeutet, und verwiesen auf die Nähe der Deutung Galli della Loggias und De Felices zu faschistischen Interpretationen. Treffender sei es, einen «Tod des Vaterlandes» im September 1938 (Zeitpunkt des Erlasses der Rassengesetze) oder am 10. Juni 1940 (Datum des italienischen Kriegseintritts) zu verorten. Andere Historiker haben betont, dass es nicht möglich sei, ein genaues Datum anzugeben, da die nationale Identität während der Kriegsjahre kontinuierlich abgenommen habe. Ein weiterer Einwand zielt darauf ab, dass am 8. September das Vaterland überhaupt nicht sterben konnte, da es bereits damals konkurrierende Vorstellungen eines italienischen Vaterlandes gegeben habe. Vgl. hier nur Galli della Loggia, Ernesto: «La morte della patria. La crisi dell’idea di nazione dopo la seconda guerra mondiale», in: Spadolini, Giovanni (Hrsg.): Nazione e nazionalità in Italia. Dall’alba del secolo ai nostri giorni, Rom/Bari: Laterza 1994, S. 125–161.
  64. Tobino: Il clandestino, S. 41.
  65. Ebd., S. 42.
  66. Meneghello, Luigi: I piccoli maestri, Mailand: Rizzoli 2016 (1976), S. 18. Vgl. auch Caputo, Francesca: «Nota biografica», in: Meneghello: I piccoli maestri, S. XIX–XXII, hier S. XIX.
  67. Meneghello, Luigi: «Nota», in: ders., I piccoli maestri, S. 232–235, hier S. 233 (Herv. dort).
  68. Ebd., S. 232.
  69. Meneghello: I piccoli maestri, S. 21.
  70. Ebd., S. 22.
  71. Ebd., S. 22.
  72. Ebd., S. 23.
  73. Ebd., S. 23.
  74. Ebd., S. 23.
  75. Ebd., S. 24.
  76. Ebd., S. 24.
  77. Vgl. Carazzolo, Maria: Più forte della paura. Diario di guerra e dopoguerra (1938–1947), hrsg. v. Francesco Selmin, Caselle di Sommacampagna: Cierre 2007, S. 107 (Eintrag 12.9.1943): «Per le strade vedevamo uomini semivestiti, sicuramente soldati smobilitati (si dice che ce ne siano perfino in costume femminile!)»; Istituto nazionale Ferruccio Parri, Concorso «l’Unità» – Ricordate il vostro 8 settembre 1943, b. 4, f. 15, sf. 3: «persino abiti femminili»; Calamandrei, Franco: La vita indivisibile. Diario 1941–1947, Rom: Editori riuniti 1984, S. 112 (Eintrag 8.9.1943): «Vagoni e vagoni merci, stracarichi di soldati sbandati, in borghese, con gli abiti più sorprendenti: pantaloni corti, seminudi, camiciole da donna con gli spallacci»; Don Valgimiglia Davide, Diario della Parrocchia del Candiano – S. Simone e Giuda, Ravenna, zit. bei Molesi, Dino Guerrino: La Liberazione di Ravenna nella seconda guerra mondiale. Ficocle – Cervia – Milano Marittima, Ravenna: Il Romagnolo 1987, S. 220 (Eintrag Juni 1943 [sic]): «non pochi fuggono con veste da prete»; Arciprete Don Giuseppe Fabbri, Diario della Parrocchia di San Zaccaria (Ravenna), zit. n. ebd., S. 162 (Eintrag 17.9.1943): «Tutto l’esercito italiano è tornato alle proprie case nel massimo disordine; nei giorni passati si vedevano per le strade giovani a piedi, a cavallo, in bicicletta, in camion, con abiti buffi, mezzo vestiti ecc. Alcuni sono tornati alle loro case vestiti perfino da prete o da frate, per evitare le grinfe dei Tedeschi.»; Lorenzon, Erika (Hrsg.): Cronistorie di guerra. Le relazioni dei parroci della diocesi di Treviso 1939–1945, 2 Bde., Treviso: Editrice San Liberale 2015, Bd. 2, S. 910 (Zianigo, Natività della Beata Vergine Maria): «i soldati che fuggivano stracciati, scalzi, travestiti perfino con abiti da donna, o da frate, o da prete per non essere presi dai tedeschi-fascisti».
  78. Vgl. Zeugnis Giuseppe Perucchettis vom 11.12.1988, zit. bei Anni, Rolando: «8 settembre 1943. L'esperienza e la memoria. Ipotesi di lavoro sulla raccolta di fonti orali», in: La Resistenza Bresciana, 20 (1989) S. 44–58, hier S. 55 f.: «Non c’era nessuna tristezza; c’era entusiasmo nella gente, come un’idea che qualcosa di nuovo stesse arrivando, che era finito il momento triste della guerra, che cominciava qualcosa di diverso. C’era come un senso di liberazione.»
  79. Meneghello: I piccoli maestri, S. 24.
  80. Ebd., S. 23.
  81. Bravo, Anna: «Simboli del materno», in: dies. (Hrsg.): Donne e uomini nelle guerre mondiali, Rom/Bari: Laterza 1991, S. 96–134, hier S. 110.
  82. Vecchio: «La chiesa cattolica», S. 127.
  83. Meneghello: I piccoli maestri, S. 28.
  84. Ebd., S. 28.
  85. Ebd., S. 28, 33.
  86. Ebd., S. 33 (Herv. dort).
  87. Vgl. Gildea, Robert: «Introduction», in: ders./Wieviorka, Olivier/Warring, Anette (Hrsg.): Surviving Hitler and Mussolini. Daily Life in Occupied Europe, Oxford: Berg Publishers 2007, S. 1–15, hier S. 9.
  88. Meneghello: I piccoli maestri, S. 33.
  89. Ebd., S. 33.
  90. Ebd., S. 38.
  91. Ebd., S. 37 f.
  92. Corner, Paul: «Luigi Meneghello and the Resistance: Motives and Memories», in: The Italianist, 32,1 (2012), S. 209–215, hier S. 215.
  93. Vgl. auch Allegro, Gabriele: «Un romanzo sulla caduta dell’Italia. Lettura di Primavera di bellezza di Beppe Fenoglio», in: Italianistica. Rivista di letteratura italiana, 43.2 (2014), S. 87–101, hier S. 88 f.
  94. Vgl. Biscione, Francesco M.: «Fenoglio, Giuseppe», in: Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 46, Rom: Istituto della Enciclopedia italiana 1996, S. 133–136, hier S. 133.
  95. Laut Allegro: «Un romanzo sulla caduta dell’Italia», S. 93 f., «di guerra partigiana, in Pdb, non vi è traccia», und «i ‹ribelli› di Pdb si sent[o]no più ‹soldati› che ‹partigiani›». Dagegen spricht Soletti, Elisabetta: Beppe Fenoglio, Mailand: Mursia 1987, S. 69, durchaus von einer «esperienza partigiana». Vgl. ähnlich auch Mauro, Walter: Invito alla lettura di Fenoglio, Mailand: Mursia 1972, S. 69: «breve avventura partigiana». Da der Protagonist von Primavera di bellezza bereits im September 1943 fällt, kann man tatsächlich noch nicht von einer politisch organisierten Partisanenbewegung sprechen. Dennoch definiert sich die Gruppe auch durch den Kampf gegen die Deutschen.
  96. Fenoglio, Beppe: Primavera di bellezza, in: ders.: Romanzi e racconti, hrsg. v. Dante Isella, Turin: Einaudi 2001 (1992), S. 370.
  97. Allegro: «Un romanzo sulla caduta dell’Italia», S. 99.
  98. Fenoglio: Primavera di bellezza, S. 372.
  99. Ebd., S. 372.
  100. Ebd., S. 373.
  101. Ebd., S. 383.
  102. Ebd., S. 385.
  103. Ebd., S. 386.
  104. Ebd., S. 386.
  105. Ebd., S. 393.
  106. ^Ebd., S. 393 f.
  107. Ebd., S. 394.
  108. Vgl. Momigliano Levi, Paolo (Hrsg.): I manifesti del potere, il potere dei manifesti. Antologia di manifesti politico-amministrativi affissi in Valle d’Aosta 1900–1949, Aosta: Istituto della Resistenza in Valle d’Aosta [1989], Abb. 58. Für den ersten Aufruf an die Jugend der Jahrgänge 1923, 1924 und 1925 vom November 1943, der über die Zeitungen und Plakate verbreitet wurde und im Falle der Verweigerung auch Strafen für die Familienväter androhte, vgl. etwa Ongaro: Resistenza nonviolenta, S. 185.
  109. Fenoglio: Primavera di bellezza, S. 396 f.
  110. Paradigmatisch spricht Raffale Liucci von einer «tentazione della casa in collina», die für viele Intellektuelle während des Bienniums bestanden habe. Vgl. Liucci: La tentazione. Neben Paveses Roman spielt dieser Buchtitel auf Kunnas, Termo: La tentazione fascista, Neapel: Akropolis 1981, an. Den aus seiner Abschlussarbeit hervorgegangenen Band hielt Liucci später jedoch für «troppo acerbo». Vgl. Liucci, Raffaele: risposta al post scriptum, in: https://lanostrastoria.corriere.it/2011/07/27/alberto_moravia_c_gli_scrittor/ (Aufruf am 2.10.2022). Mehr als ein Jahrzehnt später veröffentlichte Liucci ein weiteres Buch zum Thema, nun in erweiterter Perspektive zum Verhalten der Intellektuellen während des Zweiten Weltkriegs allgemein: vgl. ders.: Spettatori di un naufragio. Gli intellettuali italiani nella seconda guerra mondiale, Turin: Einaudi 2011. Vgl. im Übrigen auch Funke, Hans-Günther: «Zur Problematik des ‹impegno› im neorealistischen Roman am Beispiel von Vittorinis Uomini e No und Paveses La casa in collina», in: Italienische Studien 10 (1987), S. 41–58.
  111. Pavese, Cesare: Prima che il gallo canti [1948], in: ders.: Romanzi, Turin: Einaudi 1961, S. 74.
  112. Vgl. auch Gahl, Peter.: «Prima che il gallo canti», in: Kindlers Neues Literaturlexikon, Bd. 13, S. 27 f., hier S. 28.
  113. Vgl. Roberto Gigliucci: «Pavese, Cesare», in: Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 81, Rom: Istituto della Enciclopedia italiana 2014, S. 782–787, hier S. 784. Eine ausführliche Analyse des Romans und der biographischen Hintergründe bietet Lorizio, Franco: Ragazzo di cera. La casa in collina di Cesare Pavese fra storia e autobiografia, Villanova di Guidonia: Aletti editore 2017.
  114. Pavese, Cesare: Il mestiere di vivere. Diario 1935–1950. Edizione condotta sull’autografo, hrsg. v. Marziano Guglielminetti und Laura Ney, Turin: Einaudi 2000, S. 381 (Eintrag 15.12.1949).
  115. 2020 wurde der Taccuino gemeinsam mit einem Teil der Kritiken wieder veröffentlicht: vgl. Pavese, Cesare: Il Taccuino segreto, hrsg. v. Francesca Belviso, Torino: Aragno 2020.
  116. Vgl. Masoero, Mariarosa: «‹Anche astenersi è un prender parte›. Cesare Pavese a Casale Monferrato», in: Luparia, Paolo (Hrsg.): Come l’uom s’etterna. Studi per Riccardo Massano, Torino: Dipartimento di scienze letterarie e filologiche, Università degli studi 2006, S. 239–249.
  117. Vgl. etwa Lajolo, Davide: Kadenz des Leidens. Leben und Werk des Cesare Pavese, Hamburg: Claassen 1964 (ital. Original 1960), S. 279.
  118. Pavese: Prima che il gallo canti, S. 63.
  119. Ebd.
  120. Ebd.
  121. Ebd.
  122. Archivio Centrale dello Stato, Ministero dell’Interno, Direzione Generale della pubblica sicurezza, Divisioni affari generali e riservati, Categorie annuali, RSI 1943–45, b. 7, Relazione sulla situazione dell’ordine pubblico e sullo spirito pubblico nella provincia di Torino, 31.12.1943.
  123. Vgl. etwa Carazzolo: Diario, S. 98 (Eintrag 8.9.1943); Guaita, Maria Luigia: La guerra finisce la guerra continua, Florenz: La Nuova Italia 1957, S. 3–5.
  124. Pavese: Prima che il gallo canti, S. 64.
  125. Ebd.
  126. Ebd., S. 65.
  127. Ebd., S. 66.
  128. Ebd.
  129. Ebd., S. 67.
  130. Ebd.
  131. Ebd.
  132. Ebd., S. 68.
  133. Ebd.
  134. Ebd., S. 69 f.
  135. Vgl. Adduci, Nicola: Gli altri. Fascismo repubblicano e comunità nel torinese (1943–1945), Mailand: Franco Angeli 2014, S. 68–75.
  136. Pavese: Prima che il gallo canti, S. 70.
  137. Vgl. auch Liucci: Intellettuali, S. 80–85. Casini, Simone/Serra, Francesca: «Introduzione», in: Moravia, Alberto: Racconti dispersi 1928–1951, hrsg. v. Simone Casini/Francesca Serra, Milano: Bompiani 2000, S. V–XVIII, hier S. XIV, datieren die Flucht Moravias und Morantes auf um den 12. September 1943.
  138. Vgl. Moravia, Alberto: «Folla e demagoghi», in: Il Popolo di Roma, 25.8.1943; ders.: «Irrazionalismo e politica», in: Il Popolo di Roma, 8.9.1943, abgedruckt in: Moravia, Alberto: Impegno controvoglia. Saggi, articoli, interviste: trentacinque anni di scritti politici, hrsg. v. Renzo Paris, Mailand: Bompiani 1980, S. 3–6, 7–10.
  139. Moravia, Alberto: «Vita nella stalla», in: Mercurio. Mensile di politica, arte, scienze 1.4 (1944), S. 202–206, jetzt in ders.: Racconti dispersi 1928–1951, hrsg. v. Simone Casini/Francesca Serra, Milano: Bompiani 2000, S. 210–216, hier S. 210.
  140. So zumindest Moravia, Alberto/Elkmann, Alain: Vita di Moravia, Mailand: Bompiani 2007 (1990), S. 192; laut Casini/Serra: «Introduzione», S. XIV, wurde der Roman bereits 1945 begonnen.
  141. Moravia/Elkmann: Vita di Moravia, S. 192.
  142. Ebd., S. 192.
  143. Moravia: «Vita nella stalla», S. 214 f.
  144. Moravia, Alberto: La ciociara, Mailand: Bompiani 1976, S. 8 f.
  145. Ebd., S. 12.
  146. Vgl. ebd., S. 12: «Di Mussolini, del resto, non mi ero mai importato nulla, mi era antipatico con quegli occhiacci e quella bocca prepotente che non stava mai zitta e ho sempre pensato che le cose gli incominciarono ad andare male dal giorno che si mise con la Petacci, perché, si sa, l’amore fa perdere la testa agli uomini anziani».
  147. Gegenüber Rosetta, deren Freund als Soldat in Jugoslawien kämpft, erklärt sie einmal: «Ma che ci siamo andati a fare in quel paese? Non potevamo starcene in casa nostra? Quelli [= i jugoslavi] non ci vogliono stare sotto e ci hanno ragione». Ebd., S. 12.
  148. Ebd., S. 12.
  149. Ebd., S. 12.
  150. Ebd., S. 27.
  151. Vgl. mit Quellenhinweisen Ranzato, Gabriele: La liberazione di Roma. Alleati e Resistenza, Rom/Bari: Laterza, 2019, S. 624–627.
  152. Vgl. auch Iannacone, Giuseppe: «Carlo Mazzantini e l’espressione dell’‹altra› memoria», in: Studi Novecenteschi, 29, 63/64 (2002), S. 393–414, hier S. 393.
  153. Vgl. auch Liucci: La tentazione, S. 52.
  154. Ders.: «Giose Rimanelli», in: Belfagor 53, 6 (1998), S. 673–685, hier S. 673.
  155. Vgl. auch ders.: La tentazione, S. 42 f.
  156. Rimanelli, Giose: Tiro al piccione, Turin: Einaudi 1991 (1953), S. 36.
  157. Zit. n. Liucci, «Rimanelli», S. 675.
  158. Vgl. hierzu und auch für die Biographie Rimanellis in der Nachkriegszeit die exzellente Darstellung bei Liucci, «Rimanelli».
  159. Soavi, Giorgio: Un banco di nebbia. I turbamenti di un «piccolo italiano», Turin: Einaudi 1991 (1955), S. 113.
  160. Ebd., S. 115.
  161. Ebd., S. 117.
  162. Ebd., S. 121.
  163. Ebd., S. 121.
  164. Ebd., S. 123.
  165. Ebd., S. 124.
  166. Ebd., S. 125.
  167. Ebd., S. 131.
  168. Ebd., S. 132.
  169. Vgl. auch Liucci: La tentazione, S. 52.
  170. Vgl. Mazzantini, Carlo: A cercar la bella morte, Mailand: Mondadori 1986, S. 23.
  171. Vgl. etwa Ganapini, Luigi: La repubblica delle camicie nere. I combattenti, i politici, gli amministratori, i socializzatori, Mailand: Garzanti 1999, S. 253: «La Repubblica sociale non è fatta solo di combattenti votati alla morte e alla ricerca del campo dell’onore […]. Un altro mondo contende loro il proscenico. È la repubblica die patrioti di buonsenso, dei cauti defensori del buon nome italiano, della funzione pacificatrice e nazionale del fascismo, che vivono su un ambiguo confine tra l’adesione convinta e l’accettazione del male minore, quasi potesse esistere una stretta contiguità tra fanatismo e l’opportunismo.»
  172. Petersen, Jens: «Der Ort der Resistenza in Geschichte und Gegenwart», in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 72 (1992), S. 550–571, hier S. 555.
  173. Calvino, Italo: Il sentiero dei nidi di ragno, in: ders.: Romanzi e racconti, Bd. 1, hrsg v. Mario Barenghi u. Bruno Falcetti, Mailand: Mondadori 1991, S. 5–147, hier S. 106.
  174. Ders.: «Presentazione», in: ders.: Il sentiero dei nidi di ragno, Mailand: Mondadori 2016 (1964), S. V–XXV, hier S. XIX. Schätzungen zufolge waren zwei Drittel aller Partisanen Deserteure aus dem Heer der RSI. Vgl. Flores, Marcello/Franzinelli, Mimmo: Storia della Resistenza, Rom/Bari: Laterza 2019, S. 191.
  175. Vgl. De Felice: Rosso e Nero, S. 32; ders.: Breve storia del fascismo, Mailand: Mondadori 2001 (2000), S. 124: «Una realtà raccontata meglio da pellicole come Tutti a casa di Luigi Commencini o da libri come Il sentiero dei nidi di ragno di Italo Calvino, piuttosto che da storici troppo condizionati da pressioni ideologiche, personali o ambientali, per cogliere la tragicità dell’evento.» Vgl. auch Oliva: L’Italia del silenzio, S. 131: «La letteratura ha compreso e interpretato questo silenzio ben prima della storiografia.»
  176. So schrieb Italo Calvino im Vorwort zum Sentiero von 1964, dass es ihm und einem Freund, der Kommissar ihrer Partisanendivision gewesen war und nun den Beruf des Arztes ausübte, wenige Monate nach der Befreiung schien, «che tutti parlassero della Resistenza in modo sbagliato, che una retorica che s’andava creando se nascondesse la vera essenza, il suo carattere primario.» Calvino: «Presentazione», S. XVIII.