… tritt Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, Horizonte mit einem neuen Gesicht entgegen: Auch damit den Werken, die uns bildende Künstlerinnen und Künstler freundlicherweise für jede Ausgabe zur Verfügung stellen, mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden kann, hat Florian Rieder von Studio Pizza das Layout unserer Zeitschrift überarbeitet und erneut eine klare, ästhetisch und funktional passende Form gefunden; für diese Arbeit bedanken wir uns bei ihm. Außerdem bedanken wir uns bei Anneliese Hirschvogl, die uns für das Titelbild dieser Ausgabe ihr Werk Aufstieg überlassen hat.
Die Kunst und mit ihr die Literatur entsteht aus der Welt, die sie umgibt, und steht mitten in ihr. Sie zeigt uns das Andere, das Eigene, in Vergangenheiten und möglicher Zukunft. Sie erschafft in vielfältiger und stets neu gefundener poetischer Form Bilder der Welt, die anders konturiert als die Wirklichkeit, diese doch reflektieren und neue Möglichkeiten des Sehens und Handelns eröffnen. Einer solchen künstlerischen Verwandlung wird z. B. in Lisa Bachis Spurensuche nach dem Wirken des Lichts Siziliens im bildnerischen Werk von Paul Klee nachgegangen. Dem spezifisch literarischen Vorgehen die Welt zu erfassen, nämlich dem Erzählen, widmen sich zwei Analysen: Marijna Erstič und Marina Rančič untersuchen das Genre der Dorfgeschichte in seiner zeitgenössischen Ausprägung und Anna-Lia Käslin-Tanduo verfolgt die Position des Zuhörens in einer der bekanntesten literarischen Manifestationen des Erzählens, nämlich in Boccaccios Decameron.
Heute, da sich italienische Regierungsmitglieder weder von Scham noch von Zweifel angefochten auf die faschistische Vergangenheit Italiens berufen, werfen wir mit einigen Beiträgen Schlaglichter auf diese Zeit: Pascal Oswald analysiert, wie der in Italien als lungo 8 settembre bekannte historische Moment in der Literatur dargestellt wurde, und macht, im Abgleich mit den historischen Fakten, die sich in ihr spiegelnden heterogenen Einstellungen zu faschistischer Politik und Widerstand in der damaligen italienischen Gesellschaft sichtbar. Die im letzten Jahr neu ins Deutsche übersetzten und nun als feministisch gelobten Romane von Alba De Céspedes, einer pointierten literarischen Stimme der resistenza sowie der italienischen und europäischen Linken, werden in einer Rezension vorgestellt. Wie das ästhetische Konzept des dem frühen Faschismus nahestehenden Futurismus von seinen Protagonisten in einem ‹idealen› Capri verortet wurde, lesen wir im Beitrag von Esther Schmitz-Gundlach. Und mit welchen Reaktionen von avanguardie e retroguardie die literarische Welt in Italien nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg auf seine unmittelbare Vergangenheit antwortete, untersucht Cesare De Marchi.
Einem italienischen Dichter des 20. Jahrhunderts, u. a. auch vom deutschsprachigen Publikum breit rezipiert, widmen wir uns mit gleich zwei Beiträgen: Italo Calvino, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre.
Zwar findet sich auch in seinem Werk die Be- bzw. Verarbeitung von Krieg und Widerstand, es greift aber auch weit aus in Moderne und Postmoderne und repräsentiert eine besondere Ästhetik. Calvinos «lebendigem Schreiben» widmet sich Martina Kollroß, und Ludger Scherer analysiert die Anthologie Fiabe italiane, die Italo Calvino in jener Zeit, «einer Epoche des literarhistorischen, politischen und persönlichen Umbruchs», schuf und ihn auch in Verbindung mit einem Stück deutschsprachiger Kultur zeigt, der Märchensammlung der Brüder Grimm.
In dieser Ausgabe haben wir außerdem ein Thema in den Blick genommen, das in den letzten Jahren in unterschiedlichen Facetten und Bereichen auch in der literarisch interessierten Öffentlichkeit diskutiert wurde und zunehmend gesellschaftliche Aufmerksamkeit erfahren hat: das Übersetzen. Auch das Übersetzen muss sich zur Welt verorten, genauer: zu zwei Welten, den Welten der beiden Sprachen, zwischen denen es sich bewegt, über-setzend wie eine Fähre, vermittelnd, immer in Bewegung, immer auf der Suche. Wir freuen uns, dass die Ausschreibung eines deutsch-italienischen Schreibwettbewerbs zu diesem Thema uns allerlei interessante Texte beschert hat, aus denen wir jeweils einen italienischen und einen deutschen ausgewählt haben. Riemergere von Dafne Graziano sowie Mutterland der Tiere von Melanie Rahimpour haben die Jury überzeugt. Horizonte präsentiert sie hier im Original zusammen mit der Übersetzung in die jeweils andere Sprache. An dieser Stelle danken wir diesen beiden Autorinnen, aber auch allen anderen, die Texte eingereicht und den Wettbewerb dadurch bereichert haben. Eine Idee von den besonderen Herausforderungen bei einer (Lyrik-)Übersetzung können sich die Leserinnen und Leser in den literarischen Stimmen zudem anhand von Antonio Pretes Gedichten machen, die Barbara Kuhn und Katharina List in einer Auswahl ins Deutsche übersetzt haben und die zweisprachig präsentiert werden. Ebenfalls zum Thema Übersetzen, in diesem Fall unter didaktischen Gesichtspunkten betrachtet, schreibt Ilva Fabiani in ihrem Beitrag über die Zeitschrift FLÜstern. Dabei handelt es sich um ein mit 50.000 Euro vom Niedersächsischen Kultusministerium finanziertes Projekt, das im Wintersemester 2022/2023 mit Romanistik-Studierenden der Universität Göttingen durchgeführt wurde. Das vorrangige Ziel bestand darin, die Studierenden für die Herausforderungen einer literarischen Übersetzung zu sensibilisieren und ihnen einen ersten Einblick in die Verlagswelt sowie die Transfermechanismen des deutschsprachigen Raums zu vermitteln. Erstmals im italienischen Original veröffentlicht werden zudem einige Gedichte von Laura Mautone, einer Autorin aus Meran, die ganz dicht am Trennenden und Verbindenden von zwei Sprachen, wo Verstehen und Über-Setzen eine so große Bedeutung haben, lebt und arbeitet.
Wie immer wird auch diese Ausgabe von einer Reihe Rezensionen abgerundet, die teils wissenschaftliche Titel zu Dante, Francesco Soave und Otto von Pirch vorstellen, teils literarische Neuerscheinungen betrachten, neben De Céspedes, von Silvia Ranfagni, Mattia Corrente sowie Paolo Di Paolo.
Unser herzlicher Dank geht an alle, die zu dieser nunmehr bereits achten Ausgabe von Horizonte beigetragen haben, sowie an die Verlage, die Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt haben.
Gute Lektüre auch in diesem Jahr ... e non finisce qui …
die Herausgeberinnen
☙
In questa edizione
... Horizonte si presenta a voi, care lettrici e cari lettori, in una veste nuova: anche per dare maggiore visibilità alle opere che gli artisti ci forniscono gentilmente per ogni numero, Florian Rieder di Studio Pizza ha rivisto l'impaginazione della nostra rivista e ha trovato ancora una volta una forma chiara, esteticamente e funzionalmente appropriata; per questo lavoro lo ringraziamo sentitamente! Un ringraziamento va anche ad Anneliese Hirschvogl, che ci ha omaggiato della sua opera Aufstieg per la copertina di questo numero.
L’arte, e con essa la letteratura, scaturisce dal mondo che la circonda e si posiziona al centro di esso. Ci mostra l’estraneo da noi e quello che ci è invece familiare, nel passato e in un possibile futuro. Crea immagini del mondo in una varietà di forme poetiche che sono sempre nuove e diverse dalla realtà, eppure la riflettono, aprendo inusitate possibilità di vedere e di agire. Tale trasformazione artistica viene esplorata, ad esempio, nella ricerca di Lisa Bachis sull’effetto della luce della Sicilia sull’opera di Paul Klee. Al mondo specificamente letterario di cogliere il mondo, ovvero la narrazione, sono dedicate due analisi: Marijna Erstič e Marina Rančič esaminano il genere del racconto di paese nella sua manifestazione contemporanea, mentre Anna-Lia Käslin-Tanduo indaga la posizione dell’ascolto in una delle più note espressioni letterarie del raccontare, ovvero il Decameron di Boccaccio.
Ora che gli attuali membri del governo italiano invocano il passato fascista senza provare vergogna o nutrire dubbi, vogliamo puntare i riflettori proprio su quel periodo storico avvalendoci di alcuni contributi: Pascal Oswald analizza come il momento storico noto in Italia come il lungo 8 settembre sia stato rappresentato in letteratura e, confrontandolo con i fatti storici, evidenzia come l’eterogeneità delle posizioni nei confronti della politica fascista e della resistenza sia un riflesso della società italiana dell’epoca. I romanzi di Alba De Céspedes, una voce letteraria incisiva della resistenza, della sinistra italiana ed europea, di nuovo tradotta in tedesco lo scorso anno e ora elogiata come femminista, vengono presentati in una recensione. Nell’articolo di Esther Schmitz-Gundlach leggiamo invece come la concezione estetica del Futurismo, vicina al primo Fascismo, sia stata collocata dai suoi protagonisti in una Capri ‹ideale›. E le reazioni di avanguardie e retroguardie con cui il mondo letterario italiano ha risposto al suo immediato passato dopo la fine della Seconda guerra mondiale vengono infine esaminate da Cesare De Marchi.
A Italo Calvino, uno scrittore italiano del XX secolo che è molto apprezzato anche dal pubblico di lingua tedesca, e che quest’anno avrebbe compiuto 100 anni, dedichiamo due contributi.
Sebbene le sue opere rielaborino in forme letterarie la guerra e la Resistenza, esse si spingono fino alla modernità e postmodernità, creando un tipo di estetica molto singolare. Martina Kollroß si dedica alla «scrittura vivente» di Calvino, mentre Ludger Scherer analizza l’antologia Fiabe italiane, a cui Italo Calvino diede vita proprio in quel periodo, «un’epoca di sconvolgimenti storico-letterari, politici e personali»; Ludger Scherer traccia nel suo articolo un parallelo fra l’autore italiano e un’opera fondamentale della cultura di lingua tedesca, la raccolta di fiabe dei Fratelli Grimm.
In questo numero abbiamo voluto focalizzare anche un tema che negli ultimi anni è stato discusso in vari ambiti e sotto vari punti di vista, anche nel pubblico interessato alla letteratura, ricevendo così una crescente attenzione sociale: la traduzione. Anche la traduzione deve collocarsi nel mondo, più precisamente, in due mondi, quelli delle lingue tra le quali si muove, trasportando idee come un traghetto trasporta persone, mediando, sempre in movimento, sempre alla ricerca di senso. Siamo molto liete che il concorso di scrittura italo-tedesca sul tema del tradurre ci abbia fatto conoscere manoscritti così diversi fra loro e così interessanti. Fra questi ne abbiamo selezionato uno italiano e uno tedesco. Riemergere di Dafne Graziano e Mutterland der Tiere di Melanie Rahimpour hanno convinto la giuria all’unanimità e vengono presentati nella loro versione originale, assieme alla traduzione nell’altra lingua. Cogliamo l’occasione per ringraziare queste due autrici, ma anche tutti gli altri che hanno inoltrato i racconti, arricchendo così il concorso. In Voci letterarie le lettrici e i lettori possono inoltre farsi un’idea delle particolari sfide della traduzione poetica: alcune delle poesie di Antonio Prete sono state tradotte in tedesco da Barbara Kuhn e Katharina List e vengono qui presentate in veste bilingue. Anche al tema della traduzione, coniugata tuttavia con un intento didattico, è il resoconto sulla rivista FLÜstern scritto da Ilva Fabiani. Si tratta di un progetto didattico finanziato dal Ministero della Cultura della Bassa Sassonia con una dotazione di 50.000 euro e realizzato nel semestre invernale 2022/2023 assieme agli studenti di Romanistica di Gottinga. Scopo precipuo è stato quello di sensibilizzare gli studenti alle sfide della traduzione letteraria e fornire loro una prima panoramica del mondo editoriale, dei meccanismi di transfer sul mercato di lingua tedesca. Nell’edizione troverete anche le poesie di Laura Mautone che per la prima volta vengono pubblicate nella lingua originale, l’italiano: la scrittrice vive e lavora a Merano, un luogo in cui risulta particolarmente visibile l’attitudine che hanno le lingue di dividere e di unire, un luogo nel quale comprendere e tradurre rivestono un ruolo centrale.
Come sempre, il numero è completato da una serie di recensioni, alcune delle quali presentano studi scientifici su Dante, Francesco Soave e Otto von Pirch, mentre altre guardano alle nuove uscite letterarie, oltre a De Céspedes, Silvia Ranfagni, Mattia Corrente e Paolo Di Paolo.
I nostri sinceri ringraziamenti vanno a tutti coloro che hanno contribuito a questa ottava edizione di Horizonte, nonché agli editori che hanno fornito le copie per le recensioni.
Non ci resta che augurare buona lettura e … non finisce qui…
le curatrici