È accaduto che la poesia sia stata per me il paese di più assidua escursione, o forse dimora. In quel paese ho appreso, da adolescente, il suono delle cose e la lingua dell’immaginazione, ma anche ho imparato a riconoscere la parte nascosta o ritrosa di me, insieme con tutto quel che è vivente, avvertendo anche la prossimità a quel vivente: la natura, la sua voce, i suoi silenzi, le sue figurazioni chiamate paesaggio.
Antonio Prete1
Als einer der wichtigsten Leopardi-Forscher des 20. Jahrhunderts und bis in die Gegenwart, als Essayist, Übersetzer und Schriftsteller gehört Antonio Prete seit vielen Jahrzehnten zu den vielfältigsten zeitgenössischen Intellektuellen Italiens.
Im Zentrum seiner literaturwissenschaftlichen Arbeit – Prete war Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft in Siena – stand und steht immer wieder Giacomo Leopardi: angefangen beim mehrfach neu aufgelegten Band Il pensiero poetante (Feltrinelli, 1980; letzte Ausgabe Mimesis, 2021) über zahlreiche weitere Bände und Aufsätze bis hin zu La poesia del vivente – Leopardi con noi (Bollati Boringhieri, 2019). Doch außer mit Leopardi hat er sich – neben vielem anderen – auch intensiv mit Charles Baudelaire und Edmond Jabès befasst, Studien unter anderem zur Darstellung von Emotionen in der Literatur veröffentlicht oder, im Trattato della lontananza (Bollati Boringhieri, 2008), vielfältige Überlegungen zur Ferne angestellt und – nicht zuletzt – über das herausfordernde Unterfangen literarischer Übersetzung geschrieben.
Denn auch auf diesem Feld wurde Antonio Prete vielfach tätig, nicht nur in dem von ihm mit herausgegebenen Band Stare tra le lingue: migrazioni, poesia, traduzione (Manni, 2003). In seinem eigenen übersetzerischen Tun konzentriert er sich auf die Lyrik, hat etwa Baudelaires Fleurs du mal ins Italienische übertragen, aber auch Mallarmé, Rilke, Valéry, Celan, Jabès, Machado und Bonnefoy. Der Band L’ospitalità della lingua (Manni, 2014) versammelt viele dieser Übersetzungen.
Gleichzeitig aber ist Antonio Prete Autor von Erzählungen, Prosafragmenten und Gedichten, die ihrerseits in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Die bisher publizierten narrativen Texte sind in drei Bänden erschienen: L’imperfezione della luna (Feltrinelli, 2000), Trenta gradi all’ombra (Nottetempo, 2004), L’ordine animale delle cose (Nottetempo, 2008).
Pretes Dichtung – seine zweite Heimat, «il paese di più assidua escursione, o forse dimora» – ist vor allem in den Sammlungen Menhir (Donzelli, 2007), Se la pietra fiorisce (Donzelli, 2012) und Tutto è sempre ora (Einaudi, 2019) sowie im Vers- und Prosatexte vereinenden Band Del silenzio (Mimesis, 2022) veröffentlicht.
Die folgende Auswahl an Gedichten, die Antonio Prete bei einer Lesung anlässlich des Leopardi-Tags 2022 an der Universität Heidelberg vortrug und die sich am Tagungsthema «Leopardis Dichten und Denken der Natur» orientierte, stammt aus Se la pietra fiorisce und Tutto è sempre ora; zwei der Texte aus dem jüngsten Gedichtband Convito delle stagioni sind bislang unveröffentlicht und werden im kommenden Jahr im Verlag Einaudi publiziert. Sämtliche hier veröffentlichten Gedichte in Vers und Prosa erscheinen erstmals aus dem Italienischen ins Deutsche übersetzt von Barbara Kuhn und Katharina List.